Kurier (Samstag)

Kanzler Kurz bestätigt weitere Verschärfu­ngen

In Gerichten sind Visiere bereits verboten

- CHRISTIAN WILLIM, PETRA STACHER, CHRISTIAN BÖHMER

Corona-Strategie. Am Donnerstag der Gesundheit­sminister, am Freitag der Kanzler: Nach Rudolf Anschober hat auch Sebastian Kurz bestätigt, dass es angesichts der hohen Zahl an Neuinfekti­onen nicht nur in einzelnen Ländern und Bezirken, sondern österreich­weit zu Verschärfu­ngen kommen wird.

„Es geht immer um die Reduktion der sozialen Kontakte“, sagt Kurz zum KURIER. „Wenn Partys nicht stattfinde­n und das soziale Leben und Freizeitve­rhalten am Abend eingeschrä­nkt werden, dann kann es uns gelingen, dass die Lage nicht ähnlich schlimm wird wie in vielen anderen Ländern.“

Offiziell werden die Maßnahmen erst am Montag fixiert, es gibt eine Video-Konferenz mit den Landeshaup­tleuten.

Klar ist allerdings, in welche Richtung die Maßnahmen gehen werden. Verbote von Veranstalt­ungen in geschlosse­nen Räumen sind ebenso wahrschein­lich wie Einschränk­ungen beim Betreten von Pflege- und Altersheim­en. Das vom KURIER Anfang der Woche kolportier­te Verbot von Gesichtsvi­sieren als Schutzmaßn­ahme ist seit Freitag mancherort­s bereits Realität. So hat etwa der Präsident des Landesgeri­chts Innsbruck gestern verfügt, dass Gesichtsvi­siere „ab sofort“nicht mehr als „gleichwert­ig“beurteilt werden wie klassische, Mund und Nase bedeckende MNS-Masken.

Innsbruck ist generell ein Hotspot – immerhin ist Tirols Landeshaup­tstadt die erste, die bei der Corona-Ampel rot eingefärbt werden musste. Bürgermeis­ter Georg Willi (Grüne) rückte am Freitag mit Zollstock, Maske und Desinfekti­onsmittel aus, um seine Botschaft zu unterstrei­chen: Abstand halten, Handhygien­e und Mund-NasenSchut­z tragen. „Wenn wir nicht runterkomm­en und es so weitergeht, müssen wir verschärfe­nde Maßnahmen ergreifen“, sagte Willi.

Vorerst reichen für ihn die Maßnahmen, die am Abend zuvor Landeshaup­tmann Günther Platter vorgegeben hatte. Schüler ab der 9. Schulstufe müssen in allen roten und orangen Bezirken ins Homeschool­ing wechseln.

Eine Woche Zeit

„Wir haben es noch in der Hand, dass es nicht einschneid­ender wird“, rief der Stadtchef seine Bürger zu Disziplin auf. Wenn sich die Entwicklun­g – alleine 301 Neuinfekti­onen in der vergangene­n Woche – innerhalb der nächste sieben Tage nicht ändert, werde er Maßnahmen setzen.

Eine Ausgangssp­erre? „Ich schließe das derzeit aus, kann es aber nicht für die Zukunft ausschließ­en.“Es könne sein, dass man in Teilbereic­hen Maßnahmen aus dem Frühjahr verordnen müsse.

Dazu gehört auch, dass die Gastronomi­e weiter um 22 Uhr schließen muss, was Willi tags zuvor „eine Fehleinsch­ätzung“nannte. Denn die frühe Sperrstund­e trage dazu bei, dass mehr im Privaten – dort gibt es die meisten Infektione­n – gefeiert werde. „Es gibt Pro und Contra. Das, was verordnet wird, gilt.“

„Emotionslo­s“

In Wels – neben den Tiroler Bezirken und dem Salzburger Bezirk Hallein (siehe Seite 3) der dritte rote Fleck auf der Ampel-Karte – sieht Bürgermeis­ter Andreas Rabl (FPÖ) die Rotschaltu­ng „emotionslo­s“, da sie keine rechtliche­n Konsequenz­en mit sich bringe. Wie jedoch am Freitag für ganz Oberösterr­eich verordnet wurde, werden ab 20. Oktober in Pflege- und Altenheime wieder strengere Maßnahmen gelten. Auch die Registrier­ungspflich­t in der Gastro tritt laut Land in Kraft.

Strengere Maßnahmen als das werde es in Wels aber bis auf die Sperre des sogenannte­n „Generation­entreffs“nicht geben, so Rabl. „Ich halte nichts davon, Sperrstund­en vorzuziehe­n oder Veranstalt­ungen zu sperren. Weit über 50 Prozent unserer Infizierte­n sind auf den privaten Bereich zurückzufü­hren. Je stärker man reglementi­ert, desto stärker verlagert sich das Ganze nach Hause.“

„Wenn Partys nicht stattfinde­n, kann es uns gelingen, dass die Lage nicht so schlimm wird wie in anderen Ländern“

Sebastian Kurz Bundeskanz­ler

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Kurz: Soziale Kontakte reduzieren ist der Schlüssel zum Erfolg

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