Wie freizügig darf es in der Politik zugehen?
Ein Foto der finnischen Ministerpräsidentin Sanna Marin löst eine Debatte aus
Mode. Wladimir Putin inszeniert sich seit Jahren als starker Mann mit nacktem Oberkörper, wenn er im Sommer durch die Tundra streift. Und keinen regt’s auf. Doch nun löst ein harmloses Modefoto der finnischen Regierungschefin Sanna Marin (34) Diskussionen aus. Kritiker der Aufnahme für ein Mode-Shooting monierten, das Bild sei unprofessionell und unangebracht für eine Frau in Marins Position.
Darauf ist zu sehen, wie sie mit einer Halskette und einem Blazer ohne darunter erkennbares Oberteil lächelnd vor einem See steht (siehe rechts).
Die Ministerpräsidentin erhielt umgehend Unterstützung
vieler Nutzer, die auf Instagram und Twitter selbst Bilder von sich ohne Kleidung unter dem Blazer oder Sakko veröffentlichten – nicht nur
Angela Merkel 2008 in der Oper – sie war „nicht weiter betrübt“
Frauen,
Männer.
Marins Unterstützer kritisierten, dass Frauen anders als Männer noch immer häufig sondern auch nach ihrem Aussehen und nicht nach ihrer Position beurteilt würden.
Das Foto von Marin war Ende vergangener Woche vom finnischen Modemagazin Trendi auf Instagram veröffentlicht worden.
„Nicht weiter betrübt“
Die Diskussion erinnert an ein Foto von Angela Merkel vor zwölf Jahren, aus dem eine Staatsaffäre wurde.
„Angela Merkel hat sich bei der Eröffnung der neuen Oper in Oslo am Wochenende im tief ausgeschnittenen Abendkleid offensichtlich allzu weit vorgewagt. International sorgte die Kanzlerin damit für Aufsehen, worüber sie am Montag nur den Kopf schüttelte“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 14. April 2008.
Dass das „Neuarrangement aus dem Bestand der Bundeskanzlerin für so viel Furore gesorgt habe“, sei unangebracht, ließ die Regierungschefin über ihren Sprecher Thomas Steg ausrichten.
Die Reaktionen der internationalen Presse seien aber im Großen und Ganzen sehr freundlich gewesen, erklärte Steg. Daher sei Merkel auch nicht weiter betrübt.
Auch bei künftigen festlichen Veranstaltungen werde sie ihre Garderobe nach Lust und Laune auswählen.