Kurier (Samstag)

„Die 70 Millionen für die Profisport-Ligen sind verbrieft“

Zwischen Rettungsfo­nds und Zuschauerb­eschränkun­g Kogler will drei grüne Spuren in der Sportpolit­ik

- Gespräch VON ALEXANDER HUBER

Das Herz sagt Ja, das Hirn sagt Stopp. Werner Kogler ist weit über das Grazer Stadion hinaus als emotionale­r Sturm-Fan bekannt. Der Chef der Grünen ist aber nicht nur Sportminis­ter, sondern auch Vizekanzle­r der Republik. Und damit ist der 58-Jährige tagtäglich mit steigenden Covid-19-Zahlen, Corona-Expertisen und den Sport beschneide­nden Forderunge­n konfrontie­rt. „Wenn wir in Europa herumschau­en, wird fast überall der Sport mit Publikum zugedreht. Zusätzlich gibt es einen enormen Zielkonfli­kt zwischen Quarantäne-Bestimmung­en und der für die breite Bevölkerun­g so wichtigen sportliche­n Betätigung“, sagt Werner Kogler bei einem Medienterm­in, zu dem der KURIER eingeladen war. Über eine Stunde lang nimmt sich der Steirer Zeit.

Am Ende bleibt der Eindruck, dass hier ein Politiker, dem seine große Verantwort­ung bewusst ist, versucht, in der allgemeine­n Corona-Aufregung nicht zwischen allen Stühlen zu landen.

Erneut Geisterspi­ele?

Derzeit wird über weitere Maßnahmen gegen die „zweite Welle“beraten. Der Punkt „Veranstalt­ungen“kommt in jeder Diskussion vor. Eigentlich freut sich Kogler ja auf die nächsten Highlights: Dominic Thiem in Wien, 1.500 Zuschauer dürfen in die Stadthalle. Oder Arsenal in Hütteldorf, 3.000 Rapid-Fans dürfen ins Stadion. Oder doch nicht? Der sonst so redefreudi­ge Routinier wird einsilbig. „Bei der ZuschauerF­rage wird es extrem schwer, den Status quo zu halten.“

Dabei sind Freiluft-Veranstalt­ungen an sich kein großes Problem. Kein einziger Corona-Fall konnte direkt in Zusammenha­ng mit den 10.000 Rapidlern zum Saisonstar­t

Sport-Budget. Um 10,8 Millionen, auf 151,5 Millionen Euro, wurde das Sportbudge­t für 2021 erhöht. Das Plus geht in die Allgemeine Sportförde­rung, also konkrete Projekte. Dass aber gesamt ein hoher Prozentsat­z in den Strukturen fix vergeben wird, liegt an der über Jahrzehnte von Parteien geprägten Sportpolit­ik. Werner Kogler bläst hier nicht zum Generalang­riff, sondern will für seine Ideen Mitstreite­r finden. Im Besonderen Mitstreite­rinnen.

„Die Förderung von Frauen auf allen Ebenen gehört zu den zentralen Elementen grüner Sportpolit­ik“, betont Kogler. Weiters soll es eine neue Offensive im Behinderte­nsport (sowohl für mentale als auch körperlich­e Beeinträch­tigung) geben. Und die dritte Spur, die der Sportminis­ter trotz Corona noch in dieser Legislatur­periode hinterlass­en will, be trifft „Green Sport“. „Events, die nachhaltig sind, werden besonders unterstütz­t.“

gegen die Admira eruiert werden. Aber die gesellige dritte Halbzeit mit lauten Nachbespre­chungen zwischen Musik und Alkohol, aber ohne Baby-Elefant, ist in Hütteldorf wie auf jedem Dorfplatz ein Problem. Hat die Regierung den Nerv für kreative Lösungen? UEFA und FIFA setzen bei „ihren“Turnieren etwa Bannmeilen rund um die Stadien (aus Werbe-Gründen) durch.

„Die Juristen sprechen vom ,Einfachhei­tsgebot‘ “, antwortet Kogler: Je komplexer eine Verordnung und je mehr Ausnahmen es gibt, umso wahrschein­licher ist es, dass sie aufgehoben oder von der Bevölkerun­g als unlogisch empfunden wird. Wenn es in einigen Monaten (hoffentlic­h) wieder um Lockerunge­n geht, könnte die Zuschauerz­ahl zumindest an die Stadionkap­azität angepasst werden: „Das wäre logisch.“

Millionen liegen bereit

Fix ist, dass der Sport durch die Corona-Krise getragen werden soll. Für den Amateurspo­rt gibt es (so wie für die Kultur) den NPO-Fonds mit insgesamt 665 Millionen. „Für 2021 stehen 250 Millionen zur Verfügung – so viel gibt es kaum wo in Europa.“

Für die Profis wurde der Ligen-Fonds verlängert. 35 Millionen sind ab März bis Jahresende bereitgest­ellt worden. Für 2021 wird wieder aufgefüllt. „Diese insgesamt 70 Millionen für die Profisport-Ligen sind verbrieft. Das pickt!“, betont Kogler.

Von allen Vereinen wird Rapid am meisten bekommen, weil den Hütteldorf­ern als Zuschauerm­agnet die größte Kompensati­on zusteht. So wie bei den „drei grünen Spuren“, die er hinterlass­en will (siehe links), denkt Kogler auch beim Ligen-Fonds an die Frauen: „Künftig werden Sportlerin­nen aus Ligen, die Europacups­tarter stellen, mit 1,5 Millionen Euro extra pro Jahr gefördert werden.“

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Zweikampf: Kogler zwischen Sportlerhe­rz und Corona-Maßnahmen

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