Speeddating mit Ludwig
Enges Rennen zwischen Neos und Grünen zeichnet sich ab, VP nur Außenseiter
Erst die Neos, dann die Grünen und zum Schluss die ÖVP. So lautet die Reihenfolge bei den Sondierungsgesprächen der SPÖ mit ihren möglichen Regierungspartnern, die mit Montag starten.
Wobei diese Reihenfolge nichts mit Präferenzen zu tun habe, wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Freitag betonte. „Wir führen ergebnisoffene Gespräche.“
Kurz davor tagten die Gremien der Roten, wobei auch das SPÖ-Team für die Sondierungen beschlossen wurde. Wie in solchen Fällen üblich, wird der Bürgermeister von seinem Klubchef und seiner Landesparteisekretärin unterstützt. Josef Taucher, nebenbei Vizepräsident des Ökosozialen Forums, gilt an sich als Befürworter von Rot-Grün, kann aber auch mit seinen türkisen Gemeinderatskollegen. Barbara Novak zählt schon lange zu Ludwigs engsten Vertrauen. Sie hat den Wahlkampf erfolgreich für die SPÖ gemanagt. Mit Pressesprecher Raphael
Sternfeld haben die Roten auch einen Schriftführer dabei. Um Missverständnisse auszuschließen, wie es heißt. Laut SP-Kreisen sind damit vor allem die Grünen gemeint, die zuletzt öfters mit
Aussagen an die Öffentlichkeit geprescht waren, die intern so nicht besprochen worden seien – etwa bei der autofreien City. Mit Klubdirektorin Simone Unterfrauner haben aber auch die Grünen
eine im Team.
Doch welche Koalition präferieren die Genossen? „Geht man nach der Gremiensitzung, ist eine mit der ÖVP klar am unbeliebtesten“, sagt ein Teilnehmer zum KURIER. „Das Verhältnis der Wortmeldungen pro Grüne und pro Neos war ausgeglichen.“Die Jüngeren würden zu einer Fortsetzung der Koalition mit den Grünen tendieren, die Vertreter der Flächenbezirke seien eher für ein Bündnis mit den Pinken.
Protokollführerin
Druck auf Grüne
„Wenn die Grünen sich nicht noch etwas einfallen lassen, kann es schon Richtung Neos gehen“, sagt der Funktionär. „Sie müssen zeigen, dass sie einen anderen Umgangsstil an den Tag legen als in den vergangenen ein, zwei Jahren.“
Das definitive Ende von Stenzels Polit-Karriere
Das Wahldebakel der FPÖ beendet jetzt endgültig die Karriere einer der schillerndsten und zugleich umstrittensten Persönlichkeiten der Wiener Kommunalpolitik: Ursula Stenzel, zuletzt blaue Stadträtin und Spitzenkandidatin im 1. Bezirk, verabschiedet sich in die Polit-Pension. „Es war schon vor der Wahl klar, dass sie das macht, sofern sie nicht Bezirksvorsteherin wird“, sagt ein FPÖ-Sprecher. Theoretisch hätte Stenzel noch Bezirksrätin werden können.
Bezirkswahlen: Grüne stark bei den EU-Bürgern Die Wahlbeteiligung der EUBürger war bei der Bezirksvertretungswahl gering. Nur jeder Fünfte hat teilgenommen. Für die Grünen hat sich das Buhlen um diese Stimmen aber gelohnt: 37 Prozent der EU-Wähler haben ihr Kreuz bei ihnen gemacht. Damit verdankt ihnen die Öko-Partei ein Drittel der Stimmen. Schlecht schnitten in dieser Gruppe die FPÖ und die ÖVP ab.
Machtübernahme: Grüner Prinz für die Josefstadt Grün-Politiker Martin Fabisch sieht sich offenbar als eine Art Prinz der Josefstadt: Er wolle den 8. Bezirk aus dem „Dornröschenschlaf“holen, kündigte er am Freitag an. Inhaltlich hatte Fabisch nach seinem Wahlsieg über die bisherige Bezirkschefin Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP) noch nicht allzu viel zu berichten. Definitiv soll ein Teil der Josefstädter Straße zur Begegnungszone werden, sagte er. Das Projekt war das zentrale grüne Wahlkampfversprechen. Zeitplan und Kosten sind noch offen.