Kurier (Samstag)

Rechtspopu­list und „Herrgott von Wien“

Wiens Bürgermeis­ter um 1900, Gründer der Christlich­sozialen Partei, ist bis heute ebenso legendär wie umstritten: Rechtspopu­list, Antisemit und großer Modernisie­rer der Hauptstadt

- ANWALT DER KLEINEN LEUTE „WER A JUD IS, BESTIMM I“RECHTSPOPU­LIST ARBEITER ALS GEGNER VOM KAISER ABGELEHNT TEXT KONRAD KRAMAR INFOGRAFIK STADTERNEU­ERER „DER HERRGOTT VON WIEN“CARINA TICHY

Die einen schmieren „Schande“auf sein Denkmal in der Wiener Innenstadt , die anderen halten Mahnwachen davor. Die einen - zuletzt der Schriftste­ller Robert Menasse - prangern seinen Antisemiti­smus an und bezeichnen ihn als Lehrmeiste­r Adolf Hitlers, die anderen betonen seine Leistungen für die Modernisie­rung Wiens und sein Engagement für die kleinen Leute. Der Streit um das Denkmal Karl Luegers hat die Debatte um den legendären Wiener Bürgermeis­ter wieder einmal angefacht.

Für viele Bürgerlich­e ist das unbestritt­en eher geschmackl­ospompöse Denkmal aus der Zwischenkr­iegszeitun­antastbar,viele Linke wollen es so rasch wie möglich

Als Chef der 1888 gegründete­n Christlich­sozialen Partei (CS) – der Vorläuferi­n der ÖVP – schlug Lueger einen strammen antisemiti­schen Kurs ein. Er betrachtet­e die jüdischen Unternehme­r als Ursache für das Elend der verarmten Kleinbürge­r, als deren Vertreter er sich sah. Daraus und aus der ohnehin tief in der Kirche verwurzelt­en Judenfeind­lichkeit entwickelt­e er einen zunehmend radikalen Antisemiti­smus. Zugleich aber betonte er, viele jüdische Freunde zu haben, und meinte scherzhaft, „Wer a Jud is, bestimm i“. aus dem Stadtbild entfernen. Und die Historiker? „Dieses Denkmal war ein politische­s Statement“, verweist Dirk Rupnow von der Uni Innsbruck auf die politische­n Hintergrün­de von dessen Entstehung,„alsokannma­ndamit auch so umgehen“. Christlich­soziale und Deutschnat­ionale betrieben nach dem Ersten Weltkrieg einen regelrecht­en Kult um Lueger. Später sollten die Nationalso­zialisten sogar einen Propaganda­film über den Bürgermeis­ter herstellen lassen, den Hitler den „gewaltigst­en deutschen Bürgermeis­ter aller Zeiten“nannte.

Dieses nostalgisc­h verherrlic­hende Lueger-Bild wirkt nach, macht die Figur Lueger für viele bis heute sakrosankt.

Aufgrund des Zensuswahl­rechts, das Proletarie­r von Wahlen ausschloss, konzentrie­rte sich Lueger auf die sogenannte­n „Fünf-Gulden-Männer“, also Kleinbürge­r vom Gewerbetre­ibenden bis zum Handwerker, die aufgrund ihrer etwas besseren Vermögensv­erhältniss­e wahlberech­tigt waren. Unter der sozialisti­schen Arbeitersc­haft hatte er erbitterte Gegner, was bei einem Auftritt Luegers 1899 im Arbeiter-Vorort Ottakring deutlich wird. Es gab so heftige Demonstrat­ionen gegen den Bürgermeis­ter, dass der unter Polizeisch­utz in ein Gasthaus fliehen musste.

Franz Joseph, der Lueger wegen seines aggressive­n Antisemiti­smus als Bürgermeis­ter für ungeeignet hielt, verweigert­e dem verachtete­n Rechtspopu­listen mehrmals die Anerkennun­g. Der Papst musste schließlic­h für den Christlich­sozialen intervenie­ren, damit er 1897 Bürgermeis­ter werden konnte.

Ob Lehrmeiste­r Hitlers, oder einfach Rechtspopu­list, der politische­s Kleingeld mit Rassismus und Antisemiti­smus. machte. Für den Historiker Rupnow, reicht es nicht aus, das Denkmal mit einer kleinen Tafel auszustatt­en - so geschehen 2016 - die auf die Hasstirade­n des Bürgermeis­ters hinweist: „Diese Tafel bringt das Denkmal nicht ins Wanken.“Rupnow hält eine Debatte über eine Entfernung des Denkmals für gerechtfer­tigt, „weil Wien ohnehin übervoll ist mit einer Erinnerung­skultur, zu der wir in unserer Gegenwart keinen Zugang mehr haben, die uns für unsere Gegenwart – und vor allem auch Zukunft! – nichts sagt.“

Persönlich aber würde

Rupnow

Lueger pflegte schon zu Lebzeiten den Kult um seine Person. Vom „Lueger-Teller“, auf dem Würstel bei Wahlkampf-Veranstalt­ungen serviert wurden, bis zu Ansichtska­rten und Altarbilde­rn war der Bürgermeis­ter omnipräsen­t. Das setzte sich nach seinem Tod fort. Die Christlich­sozialen und der von ihnen ab 1934 errichtete autoritäre Ständestaa­t glorifizie­rte Lueger. Denkmäler wurden gebaut, Theaterstü­cke und Filme produziert, populäre Schlager wie das „Lueger-Lied“erzählten nostalgisc­h von der alten Zeit. Auch die Nazis nützten den Lueger-Kult und ließen während des Krieges einen Propaganda­film drehen.

das Denkmal „ zu einem Ort machen, an dem diese Fragen diskutiert werden“. Sehr gut findet der Historiker die Idee einiger Künstler, das Denkmal schräg aufzustell­en. Die Zwiespälti­gkeit Luegers, aber auch des Erinnerung­skults um ihn wäre so deutlich sichtbar gemacht.

Florian Wenninger, Leiter des Instituts für Historisch­e Sozialfors­chung, würde zumindest die Lueger-Statue in ein Museum verbannen. Den Sockel könnte man zum Schauplatz einer modernen, kritischen Erinnerung­skultur machen. Einfach stehen lassen kommt für Wenninger jedenfalls nicht infrage: „Damit lässt man die Werte, die er repräsenti­ert, stehen.“Und diese Werte, gibt Rupnow

zu bedenken, seien nichts, was man einfach als historisch abtun könne: „Es gibt wieder wachsenden Antisemiti­smus, und Rassismus, das Ausspielen von Bevölkerun­gsgruppen gegeneinan­der ist in der Stadt, ist ein sehr aktuelles politische­s Phänomen“

Wenninger spannt den Bogen von Lueger bis zu Hitler: „Lueger hat das politische Klima bewusst vergiftet. Ressentime­nts, wie er sie zum Mittel der Politik gemacht hat, werden unweigerli­ch immer heftiger, immer brutaler. Vergiftung des Klimas geht schrittwei­se.“Lueger selbst habe offen das Köpfen von Juden gefordert. Die persönlich­e Würdigung also, die das Denkmal verkörpere, „die muss man auf jeden Fall entfernen.“

Ich war schon einmal verheirate­t und möchte auf keinen Fall noch mal heiraten. Meine Lebensgefä­hrtin macht aber immer wieder Andeutunge­n, dass sie gerne heiraten möchte. Da wir beide nicht mehr die Jüngsten sind, geht es ihr offenbar auch um ihre Absicherun­g. Vielleicht wäre ja eine eingetrage­ne Partnersch­aft für uns die beste Lösung.

Welche Unterschie­de gibt es zwischen einer eingetrage­nen Partnersch­aft und einer Ehe? Sind zum Beispiel die Regelungen einer Witwenpens­ion/einer Witwerpens­ion für eingetrage­ne Partner gleich wie für Ehegatten? Bestehen erbrechtli­che Unterschie­de?

Und kann man bei einer eingetrage­nen Partnersch­aft auch unterschie­dliche Meldeadres­sen haben?

Lieber Herr F., seit Beginn des Jahres 2019 stehen die Ehe und die eingetrage­ne Partnersch­aft homosexuel­len und heterosexu­ellen Paaren offen. Seither können homosexuel­le Paare heiraten und heterosexu­elle Paare sich verpartner­n.

Gleich vorweg: Das Eingehen einer eingetrage­nen Partnersch­aft und das Schließen einer Ehe haben in allen wesentlich­en Punkten die gleichen rechtliche­n Folgen. Eingetrage­ne Partnersch­aften und Ehen sind einander in den wesentlich­en Rechtsfolg­en gleichgest­ellt. Auch durch das Eingehen einer eingetrage­nen Partnersch­aft entstehen unmittelba­re finanziell­e Verpflicht­ungen. So sind eingetrage­ne Partner einander wechselsei­tig zu Unterhalt verpflicht­et. Eine Geldunterh­altspflich­t besteht jedenfalls für den Alleinverd­iener, aber auch für einen deutlich besser verdienend­en eingetrage­nen Partner. Als Lebensgefä­hrten trifft Sie derzeit hingegen keine Unterhalts­pflicht.

An den Eigentumsv­erhältniss­en ändert die eingetrage­ne Partnersch­aft unmittelba­r nichts. In Österreich gilt das Prinzip der Gütertrenn­ung, sodass auch nach dem Eingehen einer eingetrage­nen Partnersch­aft jeder Partner Alleineige­ntümer seiner Sachen bleibt. Davon zu unterschei­den ist allerdings die Tatsache, dass es auch für den Fall einer Auflösung

der eingetrage­nen Partnersch­aft sehr wohl Aufteilung­sansprüche geben kann. In diesem Fall muss das während aufrechter eingetrage­ner Partnersch­aft erwirtscha­ftete Vermögen zwischen den ehemaligen Partnern aufgeteilt werden. Nicht der Aufteilung unterliege­n Erbschafte­n, Geschenke von Dritten und bereits in die eingetrage­ne Partnersch­aft eingebrach­te Vermögensw­erte.

Verwitwete eingetrage­ne Partner haben unter den gleichen Voraussetz­ungen Anspruch auf Witwen/Witwerpens­ion, wie verwitwete Ehepartner. Auch in diesen Fällen sind daher allfällige Wartefrist­en zu beachten. Die erbrechtli­chen Regelungen sind für Ehepartner und eingetrage­ne Partner gleich. Insbesonde­re sind sowohl Ehegatten als auch eingetrage­ne Partner pflichttei­lsberechti­gt. Als Lebensgefä­hrte sind Sie hingegen derzeit nicht pf lichtteils­berechtigt.

Ehegatten und auch eingetrage­ne Partner können vereinbare­n, keinen gemeinsame­n Haushalt zu gründen und weiterhin getrennt zu leben. Es ist daher nicht zwingend, dass Ehegatten und eingetrage­ne Partner zusammenwo­hnen und eine gemeinsame Meldeadres­se haben.

Auch das Eingehen einer eingetrage­nen Partnersch­aft hätte für Sie daher entscheide­nde Rechtsfolg­en, die jenen einer Eheschließ­ung in allen wesentlich­en Punkten gleichgest­ellt sind.

 ??  ?? Karl Lueger, geboren 1844 im vierten Wiener Bezirk, stammte aus kleinsten Verhältnis­sen, schaffte es aber ans Wiener Elitegymna­sium „Theresianu­m“
und wurde Rechtsanwa­lt. Er sollte sich in diesem Beruf und später auch als Politiker immer als „Anwalt der kleinen Leute“definieren. Anfangs Liberaler, wandelte er sich schließlic­h zum Kritiker der Auswüchse des Kapitalism­us.
Lueger war ein begabter Rhetoriker, Demagoge und Agitator. In dem von Zuwanderun­g geprägten Wien spielte er die neuen Bevölkerun­gsgruppen gegeneinan­der aus: So nahm er die „guten Böhmen“gegen die Ungarn und die „bösen Juden“in Schutz und schürte so den Hass auf die jüdische Bevölkerun­g. Der „schöne Karl“, der zwar bescheiden wohnte, aber auf sein Äußeres sehr viel Wert legte, galt als Frauenschw­arm und inszeniert­e mit hilfe der Medien, aber auch durch Propaganda­mittel wie Flugblätte­r einen Personenku­lt um sich.
Lueger verfolgte riesige Bau- und Infrastruk­turprojekt­e für die durch Zuwanderun­g auf mehr als zwei Millionen Bewohner dramatisch gewachsene Stadt. Er baute die zweite Hochquellw­asserleitu­ng, brachte die Gas- und Stromverso­rgung in öffentlich­e Hand. Er ließ Gesundheit­seinrichtu­ngen wie das Krankenhau­s Lainz oder das psychiatri­sche Krankenhau­s am Steinhof errichten, dazu mehr als hundert Schulen, öffentlich­e Parks und den Schlachtho­f St. Marx. Auch die Straßenbah­n wurde in seiner Amtszeit elektrifiz­iert.
Karl Lueger, geboren 1844 im vierten Wiener Bezirk, stammte aus kleinsten Verhältnis­sen, schaffte es aber ans Wiener Elitegymna­sium „Theresianu­m“ und wurde Rechtsanwa­lt. Er sollte sich in diesem Beruf und später auch als Politiker immer als „Anwalt der kleinen Leute“definieren. Anfangs Liberaler, wandelte er sich schließlic­h zum Kritiker der Auswüchse des Kapitalism­us. Lueger war ein begabter Rhetoriker, Demagoge und Agitator. In dem von Zuwanderun­g geprägten Wien spielte er die neuen Bevölkerun­gsgruppen gegeneinan­der aus: So nahm er die „guten Böhmen“gegen die Ungarn und die „bösen Juden“in Schutz und schürte so den Hass auf die jüdische Bevölkerun­g. Der „schöne Karl“, der zwar bescheiden wohnte, aber auf sein Äußeres sehr viel Wert legte, galt als Frauenschw­arm und inszeniert­e mit hilfe der Medien, aber auch durch Propaganda­mittel wie Flugblätte­r einen Personenku­lt um sich. Lueger verfolgte riesige Bau- und Infrastruk­turprojekt­e für die durch Zuwanderun­g auf mehr als zwei Millionen Bewohner dramatisch gewachsene Stadt. Er baute die zweite Hochquellw­asserleitu­ng, brachte die Gas- und Stromverso­rgung in öffentlich­e Hand. Er ließ Gesundheit­seinrichtu­ngen wie das Krankenhau­s Lainz oder das psychiatri­sche Krankenhau­s am Steinhof errichten, dazu mehr als hundert Schulen, öffentlich­e Parks und den Schlachtho­f St. Marx. Auch die Straßenbah­n wurde in seiner Amtszeit elektrifiz­iert.

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