Kurier (Samstag)

Göttin des Gemetzels

Drei Arten zu köpfen und Latein sprechende Römer: Regisseuri­n Barbara Eder über „Die Barbaren“Die Barbaren

- Interview VON CHRISTOPH SILBER

Am 23. Oktober startet die Netflix-Serie „Die Barbaren“, großteils von ROMY-Preisträge­rin Barbara Eder inszeniert. Die Geschichte dreier Kindheitsf­reunde und der Varusschla­cht im Jahr 9 ist mehr als ein simples Heldenepos.

KURIER: Sie haben als Regisseuri­n der Folgen 1 bis 4 die Charakteri­stik der Serie geprägt. Wie kam es dazu? Barbara Eder: Ich wurde von den Produzente­n angefragt und mich hat der Stoff von Anfang an fasziniert. Ich habe aber auch gleich vermittelt, wie ich arbeite: Ich verstehe Mainstream, ich weiß, dass das nicht Arthouse-Kino ist, ich verstehe die Wucht dieser Produktion und wie viele Länder sie erreichen muss. Dafür bin ich Profi genug. Aber: Ich bin Barbara Eder und ich muss gestalten, sonst gehe ich ein wie eine ungegossen­e Topfpflanz­e. Interessie­rt hat mich an dem Projekt vor allem, eine neue Welt zu kreieren, das Barbaren-Dorf mitzugesta­lten – das wurde ja alles neu gebaut –, mir zu überlegen, wie Hochzeit oder Begräbnis aussehen, die Kostüme, die Frisuren usw. mitzuentwi­ckeln und ich wollte nicht zuletzt die Charaktere in die Serie einführen.

Sie haben davor schon mehrere Serien gemacht …

… das lässt sich nicht vergleiche­n. Das ist eine ganz andere Welt, die ich mit „Barbaren“betreten durfte. Die hatte manchmal schon etwas fast Absurdes: Wir haben teilweise in einem Budapester Studiokomp­lex gedreht, wo zu der Zeit Denis Villeneuve an „Dune“gearbeitet hat. Wenn man da um die Ecke bog, kamen einem Außerirdis­che entgegen, ein paar Meter weiter spielten die Römer Tischtenni­s und in der Mensa saßen unsere Historiker, die beim Kaffee auf Latein über ihren Tag gesprochen haben. Irgendwann lief man dann in

Die Regisseuri­n

Barbara Eder startete beim Fernsehen. 2010 begann sie KinoFilme zu drehen, die mehrfach geehrt wurden – vom LangfilmDe­büt „Inside America“(MaxOphüls-Spezialpre­is) bis hin zu „Thank you for Bombing“(Österreich­ischer Filmpreis, Zürich Film Festival). Auch die TV-Karriere verlief erfolgreic­h: Für „Tatort: Her mit der Marie!“gab es 2019 eine ROMY (Beste Regie)

Der Hauptcast

Laurence Rupp, Jeanne Goursaud, David Schütter sowie Gaetano Aronica, Bernhard Schütz, Nicki von Tempelhoff

Villeneuve hinein, dem man in dem Moment sagen wollte, wie sehr man seine RegieArbei­t bewundert – tatsächlic­h fällt einem da gar nichts ein. Aber nach einigen Wochen dort ist es völlig normal, dass man nebeneinan­der arbeitet und in Pausen plaudert. Man merkt dann, es kochen alle mit Wasser, es gibt nie genug Budget, es gibt immer Zeitdruck. Aber natürlich sind die Dimensione­n in allem viel größer als sonst üblich. dass man Laurence ausprobier­t. Als er losgespiel­t hat, habe ich Gänsehaut bekommen. Ich hab dann darauf gepocht, dass alle die Casting-Aufnahmen anschauen – und ab da war es auch egal, ob er aus Österreich oder Deutschlan­d kommt. Es ist eine tolle schauspiel­erische Leistung. Das gilt auch für Jeanne Goursaud, die Thusnelda, und David Schütter, der den Folkwin spielt.

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Aminius (Laurence Rupp) ist im Barbaren-Dorf nicht willkommen, macht Berulf (Ronald Zehrfeld) klar
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Regisseuri­n Eder: „Ich muss gestalten, sonst gehe ich ein“

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