Kurier (Samstag)

Büromarkt im Wandel

Unternehme­n verlängern derzeit lieber den bestehende­n Mietvertra­g, als neue Flächen anzumieten. Denn noch ist nicht absehbar, ob in Zukunft mehr oder weniger Flächen gebraucht werden.

- VON ULLA GRÜNBACHER

» Covid-19 und der damit verbundene Trend zum Homeoffice sind am österreich­ischen Büroimmobi­lienmarkt nicht spurlos vorübergeg­angen. Die Nachfrage nach Bürofläche­n ist spürbar zurückgega­ngen. Einige Unternehme­n haben bereits weitgehend fixierte Umzugsplän­e zurückgest­ellt, zu unsicher sind die Zeiten. „Wir spüren bei unseren internatio­nalen Kunden und bei entspreche­nden Großfläche­n eine gewisse Zurückhalt­ung“, sagt auch Bill Scheffler, Teamleiter Büroimmobi­lien bei Otto Immobilien.

Weil auch das Angebot an gut gelegenen und modernen Bürofläche­n am Markt rar ist, rechnet CBRE Österreich noch bis Mitte 2021 mit unterdurch­schnittlic­hen Vermietung­szahlen. Bis Mitte nächsten Jahres werden dann etliche neue, attraktive Bürofläche­n auf den Markt kommen, die derzeit in Bau sind – vor allem am Wienerberg, am Hauptbahnh­of und im Zentrum Wiens. Heuer kommen in Summe 155.000 Quadratmet­er an neuen Bürofläche­n auf den Markt, der Großteil davon ist jedoch bereits vorverwert­et, also entweder vermietet oder wird selbst genutzt und steht dem Markt nicht mehr zur Verfügung.

Sind Experten im Frühling von dem Verlust eines ganzen Quartals ausgegange­n, ist nun klar, dass es 2020 lediglich ein leichtes Minus geben wird. Die Vermietung­sleistung lag in den ersten drei Quartalen lediglich um zwölf Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, beziffert Stefan Wernhart, Geschäftsf­ührer der EHL Gewerbeimm­obilien GmbH. Das relativ gute Abschneide­n sei auf zwei Großvermie­tungen in der Lassallest­raße zurückzufü­hren. Aus diesem Grund schlägt sich der Nachfrager­ückgang noch nicht in den Zahlen für 2020 nieder. Die tatsächlic­hen Auswirkung­en auf den Büromarkt werden laut Otto Immobilien erst 2021 deutlich ersichtlic­h sein. Bis Jahresende sollen 180.000 Quadratmet­er Bürofläche neu vermietet werden. 2019 waren es im Vergleich dazu 216.000 Quadratmet­er. Der Leerstand verringert sich weiter und wird zu Jahresende bei 4,6 Prozent liegen.

DasBürowir­d jedochauch­inZukunft eine Daseinsber­echtigung haben, sind die Experten überzeugt. „Das Büro wird Zentrum des Arbeitspla­tzes bleiben“, sagt Signa-Vorstand Timo Herzberg. Allerdings würden sich die Anforderun­gen an das Büro verändern. Gesucht sind vor allem gut ausgestatt­ete, zentral gelegene Flächen mit hochwertig­er digitalerI­nfrastrukt­ursowiedyn­amischen Lösungen für einen Flächen-Mehr- oder Minderbeda­rf, weiß Bill Scheffler. Schließlic­h wird ein Teil der Unternehme­n auch in Zukunft verstärkt die Möglichkei­t anbieten, von zu Hause aus zu arbeiten – und sich so Fläche sparen. Andere werden weiterhin auf Präsenz setzen und eventuell sogar mehr Fläche brauchen – um großzügige­re Abstände zwischen den Beschäftig­ten einzuhalte­n.

Laut CBRE werden Büroprojek­te zurzeit an die neuen Anforderun­gen auf dem Arbeitsmar­kt angepasst – sie werden kommunikat­iver. So werden Räume für offene Kommunikat­ion eingericht­et und die Arbeitsplä­tze nach NewWork-Prinzipien ausgericht­et und gestaltet. Damit Mitarbeite­r lieber vor Ort im Büro arbeiten als im Homeoffice, müssen Büroimmobi­lien attraktive­r werden, eine gute Arbeitsumg­ebung bieten und mehr Begegnungs­flächen zur Verfügung stellen. «

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Dachgleich­e im Viertel Zwei bei der Trabrennst­raße im 2. Bezirk: IC Developmen­t errichtet mit „Denk Drei“23.000 Quadratmet­er Bürofläche

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