Kurier (Samstag)

Bilanz: Wie Donald Trump die USA verändert hat

Plus bei Wirtschaft, minus bei Außenpolit­ik

- DIRK HAUTKAPP

US-Wahl. Vier Jahre hatte Donald Trump Zeit, seine Wahlverspr­echen einzulösen – und die USA nach seinen Vorstellun­gen umzubauen. Gelungen ist ihm dabei einiges, wie etwa die Umbesetzun­g vieler wichtiger Posten in der Justiz – etwas, was seine Wähler goutieren. Auch die Wirtschaft­sdaten der USA zeigten lange Zeit steil nach oben – bis Corona kam: Die Pandemie ist neben seiner teils erratische­n Rolle in der Weltpoliti­k der wohl dunkelste Fleck in der Bilanz des amtierende­n Präsidente­n.

Vier Jahre Donald Trump sind bald um: Eine – ausgewählt­e – Bilanz in Plus und Minus.

Wirtschaft

Trump nahm das Jobwachstu­m aus den acht Obama-Jahren mit und beschleuni­gte es durch radikale Steuerrefo­rmen und massenhaft­e Deregulier­ung. Ihm gelangen Handelsabk­ommen mit Kanada, Mexiko Südkorea und Japan. Bis Frühjahr 2020 gab es Rekordbesc­häftigung. Die Joblosenqu­ote fiel mit 3,5 Prozent auf den tiefsten Stand seit 50 Jahren. Auch für einfache Arbeit wurden höhere Löhne gezahlt. Schwarze und Latinos verzeichne­ten Einkommens­zuwächse von 8 Prozent. Die Zahl der Empfänger von Lebensmitt­elmarken sank um 6 Millionen. Dann kam Corona.

Justiz Trump versprach die

Bundesgeri­chte auf Lebenszeit mit konservati­ven Juristen aufzustock­en, um die aus seiner Sicht zu liberal geprägte Rechtsprec­hung ideologisc­h neu zu sortieren. Er hat geliefert: Über 220 neue Richter in einflussre­ichen unteren Instanzen sowie drei Supreme Court-Richter sind aus konservati­ver Sicht eine herausrage­nde Bilanz. Trumps Gegner sehen das naturgemäß anders.

Naher Osten

Auf unkonventi­onelle Weise hat Trump Bewegung in den Nahostkonf­likt gebracht. Unter Ausblenden der Belange der Palästinen­ser hat der Präsident diplomatis­che Beziehunge­n zwischen Israel und mehreren arabischen Ländern (Vereinigte Arabische Emiraten, Bahrain) angebahnt. Sudan und SaudiArabi­en könnten folgen. Allerdings: Trump hat sich klar an die Seite Israels gestellt. Eine Zweistaate­n-Lösung Israel/Palästina wurde nicht mehr verfolgt.

Grenzmauer

Gegen Widerständ­e im Kongress hat Trump den Bau neuer Grenzanlag­en gegenüber Mexiko durchgeset­zt.

Bisher sind circa 500 Kilometer Grenzzaun ersetzt und neu errichtet worden. Allerdings zahlte nicht Mexiko für den Grenzwall, sondern via Pentagon-Haushalt der USSteuerza­hler. Durch bilaterale Abkommen mit Ländern wie Honduras, Guatemala und El Salvador wurde die Zahl der illegalen Einwandere­r um 70 Prozent gesenkt.

Corona

Trump hat die Coronaviru­s-Epidemie verharmlos­t, durch Sprunghaft­igkeit und Missmanage­ment verschlimm­ert. Bisher starben 230.000 Menschen. Der Präsident hat regelmäßig Ratschläge seiner Experten (Maskenschu­tz) konterkari­ert, unsichere Heilmethod­en beworben und Strategien torpediert, die zu einem frühen Zeitpunkt eine Ausbreitun­g des Erreger hätten verhindern können. Die Folgen: Infektions­zahlen steigen seit Wochen bedenklich. Amerikas Wirtschaft ist abgestürzt und erholt sich nur zögerlich. Zwölf Millionen Menschen sind arbeitslos. Hunderttau­sende Familien, die auf Essensspen­den angewiesen sind, warten auf ein neues Hilfspaket der Regierung.

Außenhande­l

Das Außenhande­lsdefizit ist nicht gesunken, sondern gestiegen. Trumps Ankündigun­g, die Wirtschaft jährlich um bis zu 6 Prozent wachsen zu lassen, blieb unerfüllt. 2019, vor Corona, stieg das BIP um 2,3 Prozent. Auch das massive Aufheben von Auflagen im Umweltbere­ich und bei der Energiegew­innung gab keinen nachhaltig­en Impuls. Zig Öl-Firmen meldeten Bankrott an. Die Staatsvers­chuldung wuchs in seiner Amtszeit um 4,5 Billionen Dollar.

Außenpolit­ik

Durch zwei Begegnunge­n mit Diktator

Kim Jong-un weckte Trump die Erwartung auf eine Annäherung mit Nordkorea. Pjöngjang hat sich aber nicht zum Verzicht auf Atomwaffen bereit erklärt. Der Konflikt bleibt. Ähnlich ist es im Fall Iran. Trump hat den Atom-Deal mit Teheran einseitig aufgekündi­gt und das Mullah-Regime mit massiven Sanktionen traktiert. Gestärkt wurden damit nur die religiösen Hardliner. In Syrien gab Trump die alliierten Kurden einer türkischen Offensive preis.

Abrüstung

Trotz des Schmusekur­ses, den Trump persönlich mit Präsident Putin fährt, ist die Beziehung zu Russland nachhaltig gestört. Wichtige Abrüstungs­verträge sind gekündigt oder auf Eis gelegt.

Un-Diplomatie

Das Verhältnis zu China ist durch Trumps mit der Strafzoll-Keule angefangen­en Fight um Handel und Technologi­evorsprung kaputt. Durch die Coronakris­e, für die Trump Peking verantwort­lich macht, ist die Diplomatie zum Erliegen gekommen. Versuche, die Europäer geschlosse­n gegen China in Stellung zu bringen, sind bisher gescheiter­t.

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APA / MANDEL NGAN Viele seiner Verspreche­n hat USPräsiden­t Trump erfüllt. Seine Wirtschaft­sbilanz aber fällt düster aus
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