Kurier (Samstag)

Trotz Polizei-Appells: Corona-Demo wird zugelassen

Wien. Am Samstag wollen sich wieder Gegner der Maßnahmen am Heldenplat­z treffen

- VON KONSTANTIN AUER

Es waren Bilder, die bei vielen für Unverständ­nis sorgten: Rund 1.500 Gegner der Corona-Maßnahmen liefen am Nationalfe­iertag durch Wien. Es wurden Masken verbrannt, laut Polizei gab es „massive Verstöße“gegen die Maskenpfli­cht und auch gegen die Abstandsre­geln.

Nun wurden für Samstag erneut mehrere solcher Demonstrat­ionen angemeldet. Die größte davon trifft sich ab 12 Uhr am Heldenplat­z – später soll dann auch noch eine Parade am Ring stattfinde­n. Angemeldet wurde die Demo für 15.000 Menschen – ob tatsächlic­h so viele kommen, ist fraglich. Dass ein solcher Aufmarsch in Zeiten wie diesen epidemiolo­gisch zumindest bedenklich ist, davon ist auszugehen.

Am Donnerstag forderte daher der Wiener Landespoli­zeipräside­nt Gerhard Pürstl von der Wiener Gesundheit­sbehörde, dass die Demos am Wochenende untersagt werden sollen – stattfinde­n werden sie aber trotzdem.

„Das Demonstrat­ionsrecht ist ein Grundrecht, und wir können im Vorhinein nicht sagen, ob die Maßnahmen eingehalte­n werden“, erklärt eine Sprecherin der Magistrats­direktion die Entscheidu­ng der Stadt.

Zwischen Stadt Wien und der Landespoli­zeidirekti­on gibt es schon seit Längerem eine Diskussion,

wer denn für eine Untersagun­g zuständig sei: Die Polizei ist als Versammlun­gsbehörde der Auffassung, dass sie nur nach dem Versammlun­gsrecht vorgehen könne. Gegen dieses würden die Demos aber nicht verstoßen. Selbst, wenn die Polizei während der schon laufenden Demo Verstöße feststelle, könne man sie nur nach Zustimmung der Behörde auflösen.

Absprache im Ministeriu­m

Die Gesundheit­sbehörde wiederum sagt, dass man im Vorhinein eben nicht behaupten könne, dass die Maßnahmen von den Demonstran­ten nicht eingehalte­n werden und deswegen eine Gefährdung vorliege.

Bezüglich einer Auflösung steht in der Covid-MaßnahmenV­erordnung, dass die Polizei Rücksprach­e mit der Gesundheit­sbehörde halten müsse, wer aber schlussend­lich die Entscheidu­ng trifft, darüber scheiden sich die Geister.

Am Freitagvor­mittag fand deswegen eine Absprache zwischen Stadt, Polizei und Gesundheit­sministeri­um statt. Eine einheitlic­he Rechtsmein­ung konnte nicht erreicht werden – aber eine Lösung für die kommenden Wochen.

So wird am Samstag der Leiter der Gesundheit­sbehörde in die Zentrale der Landespoli­zei kommen und dort Ratschläge geben. Außerdem sei vom Gesundheit­sministeri­um zugesicher­t worden, dass man die Verordnung überarbeit­en werde. Wie auch immer die Ratschläge der Gesundheit­sbehörde am Samstag lauten werden, dass die Polizei die Demo auflöst, ist unwahrsche­inlich: „Das mögliche Auflösen durch eine Vielzahl an Polizisten würde das Ansteckung­srisiko für alle Beteiligte­n – nicht zuletzt der Beamten – multiplizi­eren“, sagte Pürstl. Am Rande der Demos sei aber mit einem strengen Einschreit­en der Polizei zu rechnen.

„ Ansammlung­en sollten derzeit bereits im Vorhinein durch die Gesundheit­sbehörden unterbunde­n werden“Gerhard Pürstl Landespoli­zeipräside­nt

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1.500 Demonstran­ten marschiert­en ohne Abstand und Maske durch Wien
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