Höheres Antrittsalter nicht mehr genug
Pensionen. Zu wenig betriebliche und private Vorsorge
Bisher galt die Erhöhung des Pensionsantrittsalters vielen Experten als Königsweg, um das heimische Pensionssystem zu entlasten, sprich an die ständig steigende Lebenserwartung anzupassen.
Die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria gibt sich damit nicht zufrieden. Dort haben sich Heike Lehner und Nikolaus Jilch Gedanken gemacht, was zusätzlich geschehen müsse. Die „Anhebung des Pensionsantrittsalters ist notwendig, aber nicht genug“, lautet eine ihrer Kernbotschaften.
Eine andere: Um das staatliche Umlagesystem zu „ergänzen“, brauche es die seit vielen Jahren diskutierte und oftmals geforderte Stärkung der 2. und 3. Pensionssäule via kapitalgedeckter Vorsorgemodelle.
In Ländern wie Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden oder vor allem Schweden werde die betriebliche Vorsorge (2. Säule) wesentlich ernster genommen als in Österreich. „Eine bessere Mischung aus dem staatlichen Umlagesystem und kapitalgedeckten Modellen würde mehr Stabilität und Nachhaltigkeit in das Pensionssystem bringen.“
Schließlich zeigten die Daten längst in eine besorgniserregende Richtung: 24 Milliarden Euro müsse der Staat im Jahr über alle Pensionsbereiche hinweg ausgeben beziehungsweise zuschießen – von der ASVGPension über die Ruhebezüge der Beamten bis hin zu den Pensionen für die Bauern.
Geringer Aktienanteil
Bei der betrieblichen Säule, die in Pensions- und Vorsorgekassen („Abfertigung neu“) organisiert ist, sehen Experten Elemente wie die teure Kapitalgarantie oder einen noch immer zu geringen Aktienanteil in der Veranlagung als Problem. Hier gab es zwar 2019 Verbesserungen, die aber noch nicht weit genug gingen, heißt es. So dürften etwa Pensionskassen in Dänemark auch in bestimmte Private-Equity-Finanzierungen und Venture Capital gehen, um mehr Rendite zu erzielen.
Um für die Kassen gleichzeitig auch mehr Veranlagungsvolumen zu generieren, sollten künftig auch die Gelder aus der „Abfertigung neu“ umgeleitet werden. Die heute zuständigen Vorsorgekassen müssten besonders konservativ veranlagen. Die 1,53 Prozent vom Bruttolohn, die der Arbeitgeber Monat für Monat für seinen Arbeitnehmer abführt, sollten daher gleich in die betrieblichen Pensionskassen fließen. Diese können sich auf dem Finanzmarkt doch freier bewegen.
Verbesserungsvorschläge gibt es freilich auch für die 3. Säule, die Privatvorsorge.
Propagiert wird hier beispielsweise das Schweizer Modell eines Pensionskontos zur individuellen und freien Veranlagung – ähnlich einem Bankkonto, wo alle Mittel für die Zeit nach dem Berufsleben zusammenfließen. Auf diesem speziellen Pensionsdepot bekommt das Geld des Einzelnen für den späteren Ruhestand sozusagen ein Mascherl und wird bei Pensionsantritt steuerfrei ausbezahlt.
Als übergeordneten Punkt in der gesamten PensionsThematik fänden es die Agenda-Austria-Experten überdies sinnvoll, die Finanzbildung in Österreich zu verbessern. Die Einführung eines eigenen Schulfachs „Wirtschaft“wird deshalb begrüßt.