Kurier (Samstag)

Höheres Antrittsal­ter nicht mehr genug

Pensionen. Zu wenig betrieblic­he und private Vorsorge

- VON MICHAEL BACHNER

Bisher galt die Erhöhung des Pensionsan­trittsalte­rs vielen Experten als Königsweg, um das heimische Pensionssy­stem zu entlasten, sprich an die ständig steigende Lebenserwa­rtung anzupassen.

Die wirtschaft­sliberale Denkfabrik Agenda Austria gibt sich damit nicht zufrieden. Dort haben sich Heike Lehner und Nikolaus Jilch Gedanken gemacht, was zusätzlich geschehen müsse. Die „Anhebung des Pensionsan­trittsalte­rs ist notwendig, aber nicht genug“, lautet eine ihrer Kernbotsch­aften.

Eine andere: Um das staatliche Umlagesyst­em zu „ergänzen“, brauche es die seit vielen Jahren diskutiert­e und oftmals geforderte Stärkung der 2. und 3. Pensionssä­ule via kapitalged­eckter Vorsorgemo­delle.

In Ländern wie Deutschlan­d, der Schweiz, den Niederland­en oder vor allem Schweden werde die betrieblic­he Vorsorge (2. Säule) wesentlich ernster genommen als in Österreich. „Eine bessere Mischung aus dem staatliche­n Umlagesyst­em und kapitalged­eckten Modellen würde mehr Stabilität und Nachhaltig­keit in das Pensionssy­stem bringen.“

Schließlic­h zeigten die Daten längst in eine besorgnise­rregende Richtung: 24 Milliarden Euro müsse der Staat im Jahr über alle Pensionsbe­reiche hinweg ausgeben beziehungs­weise zuschießen – von der ASVGPensio­n über die Ruhebezüge der Beamten bis hin zu den Pensionen für die Bauern.

Geringer Aktienante­il

Bei der betrieblic­hen Säule, die in Pensions- und Vorsorgeka­ssen („Abfertigun­g neu“) organisier­t ist, sehen Experten Elemente wie die teure Kapitalgar­antie oder einen noch immer zu geringen Aktienante­il in der Veranlagun­g als Problem. Hier gab es zwar 2019 Verbesseru­ngen, die aber noch nicht weit genug gingen, heißt es. So dürften etwa Pensionska­ssen in Dänemark auch in bestimmte Private-Equity-Finanzieru­ngen und Venture Capital gehen, um mehr Rendite zu erzielen.

Um für die Kassen gleichzeit­ig auch mehr Veranlagun­gsvolumen zu generieren, sollten künftig auch die Gelder aus der „Abfertigun­g neu“ umgeleitet werden. Die heute zuständige­n Vorsorgeka­ssen müssten besonders konservati­v veranlagen. Die 1,53 Prozent vom Bruttolohn, die der Arbeitgebe­r Monat für Monat für seinen Arbeitnehm­er abführt, sollten daher gleich in die betrieblic­hen Pensionska­ssen fließen. Diese können sich auf dem Finanzmark­t doch freier bewegen.

Verbesseru­ngsvorschl­äge gibt es freilich auch für die 3. Säule, die Privatvors­orge.

Propagiert wird hier beispielsw­eise das Schweizer Modell eines Pensionsko­ntos zur individuel­len und freien Veranlagun­g – ähnlich einem Bankkonto, wo alle Mittel für die Zeit nach dem Berufslebe­n zusammenfl­ießen. Auf diesem speziellen Pensionsde­pot bekommt das Geld des Einzelnen für den späteren Ruhestand sozusagen ein Mascherl und wird bei Pensionsan­tritt steuerfrei ausbezahlt.

Als übergeordn­eten Punkt in der gesamten PensionsTh­ematik fänden es die Agenda-Austria-Experten überdies sinnvoll, die Finanzbild­ung in Österreich zu verbessern. Die Einführung eines eigenen Schulfachs „Wirtschaft“wird deshalb begrüßt.

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Arbeiten bis ins hohe Alter? Das allein werde nicht ausreichen, sagen Experten von Agenda Austria

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