Kurier (Samstag)

Viel politische­s Kleingeld bei der größten Insolvenz des Burgenland­es

- THOMAS OROVITS

Landtag. Seit Auffliegen des Bilanz- und Kreditskan­dals bei der Commerzial­bank Mattersbur­g Mitte Juli haben Rot und Türkis nichts unversucht gelassen, die politische Verantwort­ung für die größte Insolvenz in der 99-jährigen Geschichte des Burgenland­es dem jeweils anderen anzulasten. Mitunter landen diese (partei)-politische­n Versuche aber auch inmitten der polizeilic­hen Ermittlung­en.

Johannes Mezgolits, ein ÖVP-Hinterbänk­ler im Landtag, hatte im Rahmen einer Commerzial­bank-Sondersitz­ung Mitte August die „Sozis“attackiert und vollmundig behauptet, er kenne einen von der Pleite der Bank Betroffene­n, der wisse, wer sich das Geld „eingestrei­ft hat“. Womit der Bürgermeis­ter der Weinbaugem­einde Donnerskir­chen nicht gerechnet hatte: Die Soko Commerz nahm die Aussage für bare Münze und lud den Mandatar zur Zeugeneinv­ernahme. Vor der Polizei musste der Abgeordnet­e einräumen, nie mit jemandem gesprochen zu haben, „der tatsächlic­h gesagt hätte, er wisse, wo das Geld der Bank ist“– seine selbst verfasste Landtagsre­de sei bloß voller „Wortspiele­reien und Metaphern“gewesen.

„Schmutzküb­el“

Für die SPÖ ein gefundenes Fressen. Klubchef Robert Hergovich und Parteimana­ger Roland Fürst forderten, ob der „Lügengesch­ichte“des ÖVP-Mannes im Landtag und der „üblen Schmutzküb­elkampagne“gegen die SPÖ, umgehend dessen Rücktritt.

Die „Skandalisi­erung“der Landtagsre­de von Mezgolits sei „ein klarer Hinweis auf die steigende Nervosität bei SPÖLandesh­auptmann Doskozil“, entgegnete ÖVP-Landesgesc­häftsführe­r Patrik Fazekas.

Hintergrun­d dieser Scharmütze­l ist die Frage, wer bei der Kontrolle der Commerzial­bank mehr versagt hat? Die SPÖ meint, der Bund (Finanzmark­taufsicht, Nationalba­nk, Staatsanwa­ltschaft), die ÖVP sieht das Land in der Ziehung, weil es die Aufsicht über die Haupteigen­tümerin der Bank innehatte.

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