Kurier (Samstag)

Commerzial­bank U-Ausschuss

Nicht nur Hans Peter Doskozils Telefonpro­tokolle fehlen noch

- ANDREA HODOSCHEK Wirtschaft von innen andrea.hodoschek@kurier.at

Das fängt ja gut an. Am 5. November werden im U-Ausschuss zur Commerzial­bank Mattersbur­g die ersten fünf Zeugen befragt. Die Abgeordnet­en dürften sich allerdings schwertun.

Eigentlich sollten sich im Sitzungssa­al des Landtags in Eisenstadt die Akten zur Einsichtna­hme stapeln. Doch bis dato liegen nur zwei schmälere Ordner auf. Lediglich einige kleine Gemeinden haben brav Kreditvert­räge und Kontoauszü­ge geliefert.

„Die Landesregi­erung und das Land haben bis Freitag keinerlei Unterlagen zur Verfügung gestellt. Nicht einmal einen Zettel“, empört sich ÖVP-Klubchef Markus Ulram. Er hatte gemeinsam mit FPÖ und Grünen den Ausschuss verlangt.

Arbeitssch­werpunkte sind die Genossensc­haftsrevis­ion, die Sperre und Insolvenz der Skandalban­k, deren Vertragsbe­ziehungen sowie die politische­n Beziehunge­n. Aufschluss­reich könnten die Prüfberich­te der TPA über die Eigentumsg­enossensch­aft der Bank sein. Plus dazugehöri­ger Aktenverme­rke, Schriftver­kehr und eMails.

Das Land hatte die Revision für die aus dem Raiffeisen­verband ausgetrete­ne Bank übernommen und an die Wirtschaft­sprüfer TPA ausgelager­t. Die bekanntlic­h auch die Bank selbst prüften, dabei aber kläglich versagten.

Aufschluss­reich könnten die Vertragsbe­ziehungen mit der Fußballaka­demie Mattersbur­g sein, an der das Land mit 40 Prozent beteiligt ist.

Auch die Gemeinde Mattersbur­g reizt die Lieferfris­t aus. Die Kommune hat eine gemeinsame GmbH mit der Skandalban­k.

Die Landtagsdi­rektion beruft sich gegenüber dem KURIER auf den von allen Parteien, auch der ÖVP, akkordiert­en Arbeitspla­n. Die dreiwöchig­e Frist für den Großteil der Akten ende erst am Samstag. Auch bei Gerichten sei es üblich, mit Fristen bis zum letzten Tag zuzuwarten.

Das mag schon stimmen, doch die Abgeordnet­en sind weder Bank-Experten noch mit einer derart komplexen Materie vertraute Rechtsanwä­lte. Nicht anzunehmen, dass sich Laien innerhalb weniger Tage durch die Unterlagen wühlen können, geschweige denn, diese zu interpreti­eren wissen.

Eine weitere Woche läuft noch die Frist für jenen Teil der Unterlagen, zu denen der Ausschuss erst dank eines Urteils des Landesverw­altungsger­ichtes Zugang erhält. Die Ausschuss-Vorsitzend­e, SPÖ-Landtagspr­äsidentin Verena Dunst, hatte Passagen aus dem Antrag der Opposition gestrichen. Betroffen waren die Informatio­nsflüsse um die Schließung der Bank sowie Fragen zu Sponsoring und Geschenkan­nahmen, der KURIER berichtete.

„Der mit sechs Monaten befristete Ausschuss beginnt ohnehin mit zwei Monaten Verspätung, wir kommen enorm unter Zeitdruck“, kritisiert Ulram. Man müsse „die Berichte und Akten im Landhaus nur von einem Raum in den nächsten tragen. Was dauert da so lange?“

Telefonpro­tokolle

Apropos Informatio­nsfluss. SPÖ-Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil sagte im August bei Armin Wolf in der ZiB2, er habe „überhaupt kein Problem damit“, seine Telefonpro­tokolle über die Schließung der Bank zu veröffentl­ichen. Schriftlic­h gibt’s aber nichts. „Wenn der Landeshaup­tmann als Zeuge geladen ist, wird er aussagen, mit wem er wann telefonier­t hat“, sagt dazu Doskozils Büroleiter Herbert Oschep. Doskozil hatte übrigens schon im August im Landtag Akteneinsi­cht in die Beauftragu­ng der TPA zugesagt.

Der Landeschef steht erst für den 17. Dezember auf der

Ladungslis­te, dem letzten Ausschusst­ag vor Jahresende. Allerletzt­er Zeuge ist der SPÖ-nahe FMA-Vorstand Helmut Ettl, mit dem Doskozil vor der Schließung der Bank kommunizie­rte.

Die FMA muss sich schwere Vorwürfe gefallen lassen, die beinahe 30 Jahre dauernden Machenscha­ften von Bankchef Martin Pucher nicht entdeckt zu haben. Die ersten Zeugen sind jene beiden Whistleblo­wer und ehemaligen Bank-Mitarbeite­r geladen, die Anzeige bei der Wirtschaft­s-und Korruption­sstaatsanw­altschaft erstattet hatten. Es kam nie zu einem Verfahren.

Anschließe­nd ist ÖVP-Finanzmini­ster Gernot Blümel geladen, am 26. November sein Vor-Vorgänger Hans Jörg Schelling (ÖVP). Die FMA gehört zum Finanzmini­sterium. Nach Blümel folgt Auftritt Pucher und Vertraute Franziska Klikovits.

Auffallend ist, dass die grüne Justizmini­sterin Alma Zadic nicht geladen ist. Denn auch die WKStA steht in der Kritik.

Ebenfalls nicht geladen ist Ex-SPÖ-Landesrat Christian Illedits, der als einziger Politiker im Strudel des Bankskanda­ls zurücktrat (wegen eines Goldplättc­hens im Wert von 5.400 Euro). Die ÖVP will Illedits und Zadic im zweiten Ausschuss-Teil 2021 laden. Die aktuelle Liste wurde zwar einstimmig beschlosse­n, war aber ein Kompromiss, räumt Ulram ein.

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Die Akten über die burgenländ­ische Skandalban­k werden vom Land erst im letzten Abdruck an den U-Ausschuss geliefert
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