Kurier (Samstag)

Aprilwette­r im Oktober

Bilanz. Einmal 27 Grad, dann wieder Frost und zu viel Regen − das Wetter trieb es turbulent

- VON ELISABETH HOLZER

Der Oktober 2020 war alles andere als gewöhnlich: Er brachte im Osten des Landes drei Mal so viel Regen wie üblich in diesem Monat. Es schneite im Westen und Süden bis in die Täler und es gab zu Monatsbegi­nn heftige Gewitter mit exakt 17.727 Blitzen, rund 9.000 davon allein im Burgenland − selbst im Sommer gab es nur wenige Tage, die ebenso blitzreich waren.

Die Temperatur­schwankung­en erinnern außerdem mehr an einen launischen April. So wurden am 3. Oktober Tagespitze­nwerte von 27 Grad gemessen (in Amstetten und Tullnerfel­d, Niederöste­rreich), die niedrigste­n Temperatur­en in tieferen Lagen gab es mit knapp minus sechs Grad am 14. Oktober in Ehrwald in Tirol. In Tirol wurden zudem auch 18 Frosttage gezählt, und zwar in St. Leonhard im Pitztal sowie St. Jakob/Defereggen.

Über den gesamten Oktober gemessen lag die Temperatur allerdings wieder im langjährig­en Mittel, nur im Westen wurden sie um ein Grad unterschri­tten.

Der Monat startete aber sehr mild mit perfektem Wanderwett­er, ehe es nach zehn Tagen einen längeren Kaltluftei­nbruch gab. Schuld waren zahlreiche Tiefdruckg­ebiete, die sich von Italien kommend über Österreich legten. Das brachte nicht nur einen Temperatur­sturz, sondern auch viel Niederschl­ag: In Wien fiel beispielsw­eise innerhalb einer Woche 109 Liter Regen pro Quadratmet­er, berichtet Meteorolog­e Manfred Spatzierer vom Wetterdien­st Ubimet. „Das entspricht etwa dem dreifachen mittleren Monatsnied­erschlag.“

In Tirol, Kärnten und der Steiermark fiel zudem Schnee bis auf 700 Meter herab. In Innsbruck gab es den ersten Schnee der neuen Saison, das passiert sonst meist im November.

Dicke Schneedeck­e

Ungewöhnli­ch viel Neuschnee binnen kurzer Zeit gab es auch auf den Bergen: Auf dem Brenner kamen innerhalb von zwölf Stunden 40 Zentimeter zusammen, auf dem rund 1.400 Meter hohen Schöckl in Graz-Umgebung waren es 25 Zentimeter − so viel Schnee gibt es dort oft nicht einmal im Dezember oder Jänner.

Ebenfalls ungewöhnli­ch waren die über den gesamten Oktober geschlosse­nen Schneedeck­en im Hochgebirg­e wie dem Pitztaler Gletscher, berichtet Spatzierer: „Das ist eine Rarität in diesem Jahrhunder­t.“

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Aprillaune­n im Oktober: Warm, dann kalt, Regen und Schnee − aber es gab auch Wanderwett­er

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