Aprilwetter im Oktober
Bilanz. Einmal 27 Grad, dann wieder Frost und zu viel Regen − das Wetter trieb es turbulent
Der Oktober 2020 war alles andere als gewöhnlich: Er brachte im Osten des Landes drei Mal so viel Regen wie üblich in diesem Monat. Es schneite im Westen und Süden bis in die Täler und es gab zu Monatsbeginn heftige Gewitter mit exakt 17.727 Blitzen, rund 9.000 davon allein im Burgenland − selbst im Sommer gab es nur wenige Tage, die ebenso blitzreich waren.
Die Temperaturschwankungen erinnern außerdem mehr an einen launischen April. So wurden am 3. Oktober Tagespitzenwerte von 27 Grad gemessen (in Amstetten und Tullnerfeld, Niederösterreich), die niedrigsten Temperaturen in tieferen Lagen gab es mit knapp minus sechs Grad am 14. Oktober in Ehrwald in Tirol. In Tirol wurden zudem auch 18 Frosttage gezählt, und zwar in St. Leonhard im Pitztal sowie St. Jakob/Defereggen.
Über den gesamten Oktober gemessen lag die Temperatur allerdings wieder im langjährigen Mittel, nur im Westen wurden sie um ein Grad unterschritten.
Der Monat startete aber sehr mild mit perfektem Wanderwetter, ehe es nach zehn Tagen einen längeren Kaltlufteinbruch gab. Schuld waren zahlreiche Tiefdruckgebiete, die sich von Italien kommend über Österreich legten. Das brachte nicht nur einen Temperatursturz, sondern auch viel Niederschlag: In Wien fiel beispielsweise innerhalb einer Woche 109 Liter Regen pro Quadratmeter, berichtet Meteorologe Manfred Spatzierer vom Wetterdienst Ubimet. „Das entspricht etwa dem dreifachen mittleren Monatsniederschlag.“
In Tirol, Kärnten und der Steiermark fiel zudem Schnee bis auf 700 Meter herab. In Innsbruck gab es den ersten Schnee der neuen Saison, das passiert sonst meist im November.
Dicke Schneedecke
Ungewöhnlich viel Neuschnee binnen kurzer Zeit gab es auch auf den Bergen: Auf dem Brenner kamen innerhalb von zwölf Stunden 40 Zentimeter zusammen, auf dem rund 1.400 Meter hohen Schöckl in Graz-Umgebung waren es 25 Zentimeter − so viel Schnee gibt es dort oft nicht einmal im Dezember oder Jänner.
Ebenfalls ungewöhnlich waren die über den gesamten Oktober geschlossenen Schneedecken im Hochgebirge wie dem Pitztaler Gletscher, berichtet Spatzierer: „Das ist eine Rarität in diesem Jahrhundert.“