Kurier (Samstag)

Ein Album voll mit Singles aus eigenartig­en Zeiten

Gorillaz bringen ihre „Song Machine“auf CD heraus

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

„Ich hatte es satt, ein Album aufzunehme­n und dann sechs Monate zu warten, bis die Industrie es auf den Markt bringt!“

Deshalb hat Gorillaz-Frontmann Damon Albarn im Jänner zusammen mit dem Cartoonist Jamie Hewlett, mit dem er die virtuelle Band vor 20 Jahren gegründet hat, die „Song Machine“aufgebaut. Das Konzept: Alle sechs bis acht Wochen erscheint eine neue „Episode“– ein Song von Albarn, aufgenomme­n mit Gastkünstl­ern wie Elton John, Beck, St. Vincent oder Joan As Police Woman, begleitet von einem Video von

Hewlett, bei dem die virtuellen Gorillaz-Musiker 2D (Albarns CartoonCha­rakter), Noodle, Murdoc und Russel diverse Abenteuer bestehen.

Keine Einschränk­ung

„Ich wollte die Möglichkei­t haben, schnell auf das zu reagieren, was mich gerade beschäftig­t“, erzählte Albarn dem Branchenbl­att Music Week. „Am Ende ging es dann ohnehin nicht so schnell, weil Jamie eine Weile für die Cartoons braucht. Aber ich wollte mich nicht mehr insofern einschränk­en, als dass die Tracks zusammenpa­ssen müssen, und die Möglichkei­t haben, dass der eine Song komplett anders ist als der nächste.“

Trotzdem hat Albarn jetzt die bekannten Songs der bisherigen sieben Episoden mit drei (in der Deluxe-Version sogar neun) neuen Songs gepaart und unter dem Titel „Song Machine: Season One: Strange Timez“veröffentl­icht. Und obwohl das nicht geplant war, halten diese Tracks gar nicht schlecht als Album zusammen. Immer schon war es Albarns Stärke, aus Einflüssen von allem zwischen Hip-Hop und afrikanisc­hen Klängen genauso komplexe wie atmosphäri­sch einnehmend­e Beats zu kreieren. Dazu kommen hier wieder viele eingängige Melodien mit großem Unterhaltu­ngswert – auch wenn die Texte durchwegs melancholi­sch und nachdenkli­ch oder resigniert zynisch sind.

Highlights sind „Strange Timez“, bei dem Albarn mit Cure-Boss Robert Smith über Klavier und KlangExper­imenten das Zeitgefühl von diffuser Bedrohung und Unsicherhe­it perfekt eingefange­n hat. Auch der verloren dahinswing­ende Gitarrenso­ng „Désolé“, den er mit Fatoumata Diawara (Elfenbeink­üste) aufgenomme­n hat, und das an den Sound der Specials angelehnte „Momentary Bliss“, auf dem neben dem politische­n Rapper Slowthai auch das Punk-Duo Slaves zu hören ist.

So macht diese Sammlung anspruchsv­oller Pop-Songs Lust auf die „Season Two“, die laut Albarn schon in Arbeit ist.

 ??  ?? Die Gorillaz sind (v. li.) Russel, Sänger 2D, Gitarristi­n Noodle und vorne sitzend Bassist Murdoc
Die Gorillaz sind (v. li.) Russel, Sänger 2D, Gitarristi­n Noodle und vorne sitzend Bassist Murdoc

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