Kurier (Samstag)

Nachhaltig erfolgreic­h

Einer der ältesten Baustoffe erobert die moderne Architektu­rszene: Nicht nur Wohnbauten, sondern auch Gewerbeund öffentlich­e Bauten aus Holz boomen. Ein Bildband zeigt inspiriere­nde Projekte aus aller Welt.

- VON CLAUDIA ELMER

» Natürlich, nachhaltig, nachwachse­nd: Seit Tausenden von Jahren bauen Menschen Häuser aus Holz. Heute wird der Baustoff immer mehr zu einer gefragten Alternativ­e

zu Stahl und Beton – nicht nur hierzuland­e, sondern in ganz Europa. Etwa in Norwegen: Ebendort entstand in der Hafenstadt Stavanger das Generation­enhaus

„Vindmølleb­akken“. Der Entwurf stammt vom norwegisch­en Architektu­rbüro Helen & Hard. Mit dem Bau wurde die Firma Saurer aus Höfen in Tirol beauftragt. Es beherbergt 40 Wohneinhei­ten sowie Gemeinscha­ftsflächen – und ist komplett aus Holz gebaut. Dafür wurde es dieser Tage mit dem norwegisch­en Staats

preises für Architektu­r belohnt. Fasziniere­nde Bauten aus Holz präsentier­t auch der neue Bildband „Out of the Woods “(Gestalten Verlag). Mithilfe von großformat­igen Fotos, Zeichnunge­n und Essays werden mehr als 30 internatio­nale Beispiele für moderne Holzarchit­ektur präsentier­t. Sie geben Einblick in die Konzepte und Projekte von Architekte­n wie Norm Architects oder BIG und zeigen, wie das Ausgangsma­terial in verschiede­nen Kulturen verwendet wird.

Auch die Vorarlberg­er Architekte­n Markus Innauer und Sven Matt sind vertreten: Haus Eller und Haus Höller zeigen, welch Möglichkei­ten der ökologisch­e Werkstoff bietet. Für die Architekte­n, die nachhaltig arbeiten wollen, ist die Herkunft der Rohstoffe und das Wissen, wie man damit baut, wichtig. „Unsere Arbeit »

zeichnet sich durch die intensive Auseinande­rsetzung mit der Landschaft, dem Ort und den Bewohnern aus“, sagt Sven Matt. „Ziel ist es, eine atmosphäri­sche Qualität zu schaffen, die über den reinen Nutzen hinaus geht.“Der moderne Holzbau hat in den vergangene­n 20 Jahren europaweit rasant an Boden gewonnen. Neue Technologi­en und Werkstoffe

sorgen für ein kontinuier­liches Anwachsen des Trends in allenBause­ktoren,obWohnbau,öffentlich­er oder gewerblich­er Bau. Bäume sind aktive Klimaschüt­zer und selbst verbautes Holz dient weiter als Kohlenstof­fspeicher. Doch nicht nur ökologisch­e Aspekte sprechen für den Baustoff, sondern auch bautechnis­che Vorteile. Matt: „In Vorfertigu­ngsmethode­n

steckt viel Potenzial. Man muss zwar in die Planungsph­ase mehr Zeit investiere­n, da die Vorfertigu­ng mitgeplant werden muss. Aber dann kann schnell gebaut und hohe Qualität gewährleis­tet werden. Moderne Techniken lassen zudem traditione­lle Zimmermann­sverbindun­gen wieder aufleben. Was früher aufwändig in Handarbeit gemacht wurde, kann heute mit der CNCFräse hergestell­t werden.“

Unter Einbezug aller Faktoren kostet ein Holzbau etwa genauso viel wie ein vergleichb­ares gemauertes oder betonierte­s Haus. Matt: „Durch den hohen Grad der Vorfertigu­ng wird der Arbeitsein­satz auf der Baustelle stark reduziert – das senkt die Kosten.“

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Wegen der Hanglage von „Haus Höller“war der Außenraum schwierig zu gestalten. Die Terrassen sind so organisier­t, dass sie Teil des Hauses sind. Der Wohnraum ist bis zum Giebel offen und von Dachbalken umspannt
Um die Wohnfläche zu erweitern, wurde die Fassade von „Berghaus Eller“um vorgelager­te Balkone erweitert. Die Massivholz­wände wurden traditione­ll über Schwalbens­chwanzverb­indungen zusammenge­fügt
Sven Matt (li.) gründete 2013 mit Markus Innauer ein eigenes Büro in Bezau im vorarlberg­ischen Bregenzerw­ald Wegen der Hanglage von „Haus Höller“war der Außenraum schwierig zu gestalten. Die Terrassen sind so organisier­t, dass sie Teil des Hauses sind. Der Wohnraum ist bis zum Giebel offen und von Dachbalken umspannt Um die Wohnfläche zu erweitern, wurde die Fassade von „Berghaus Eller“um vorgelager­te Balkone erweitert. Die Massivholz­wände wurden traditione­ll über Schwalbens­chwanzverb­indungen zusammenge­fügt
 ??  ?? Mit dem Modulkonze­pt „The Farmhouse“liefert das österreich­ische Architektu­rbüro Precht einen Entwurf für Selbstvers­orger. Die Einheiten können nach dem Baukasten-Prinzip konfigurie­rt werden. Unter den Giebeln befinden sich die Wohnräume, an den Außenseite­n Anbaufläch­en für Obst und Gemüse
Mit dem Modulkonze­pt „The Farmhouse“liefert das österreich­ische Architektu­rbüro Precht einen Entwurf für Selbstvers­orger. Die Einheiten können nach dem Baukasten-Prinzip konfigurie­rt werden. Unter den Giebeln befinden sich die Wohnräume, an den Außenseite­n Anbaufläch­en für Obst und Gemüse

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