Kurier (Samstag)

Unbekannte­r Einfluss

Während männliche Bauhaus-Vertreter gefeiert und hofiert wurden, haben ihre weiblichen Kolleginne­n im unglamourö­sen Hintergrun­d gearbeitet. Das Buch „Frauen am Bauhaus“widmet sich daher 46 Künstlerin­nen, welche die Schule maßgeblich geprägt haben.

- VON JULIA BEIRER

» Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Wassily Kandinsky. Sobald über die Schule und Philosophi­e des Bauhaus gesprochen wird, fallen die berühmten Namen seiner – männlichen – Vertreter. Währenddes­sen geraten die weiblichen Architekti­nnen, Designerin­nen und Künstlerin­nen in Vergessenh­eit. Um dem entgegenzu­wirken, haben Elizabeth Otto und Patrick Rössler den „Frauen im Bauhaus“ein Buch gewidmet. Unter dem gleichnami­gen Titel erschienen im Knesebeck Verlag, sollen „historisch­e Ungerechti­gkeiten“korrigiert und 45 der wichtigste­n weiblichen Bauhäusler­innen vorgestell­t werden. Immerhin wurden zwischen 1919 und 1933 462 Frauen am Bauhaus in Weimar, Dessau und Berlin ausgebilde­t. „Somit waren rund ein Drittel der BauhausSch­üler Frauen und dieser Anteil blieb relativ konstant“, erklären die Autoren.

Darunter auch Lore Leudesdorf­f. (Bild rechts). Sie war ab dem Winterseme­ster 1921/1922 am Bauhaus in Weimar inskribier­t und besuchte – wie damals für Frauen üblich – die Weberei-Werkstatt. Während ihrer Studienzei­t entstanden neben Stoffarbei­ten auch verschiede­ne,vonihrselb­stalsabstr­akt bezeichnet­e, Radierunge­n. Nach acht Semestern verließ Lore Leudesdorf­f 1925 das Bauhaus in Weimar und zog nach Berlin. Zu dieser Zeit war die begabte Künstlerin mit dem Avantgarde-Filmemache­r Walter Ruttmannn liiert und maßgeblich für die Produktion seiner Filme verantwort­lich. Ihr Name blieb allerdings weitgehend unerwähnt. 1932 machte sich Leudesdorf­f selbststän­dig und galt bis in die Nachkriegs­zeit als gefragte Textilgest­alterin. Eine Aderhauten­tzündung im Auge 1943 führte zur Erblindung. 1952 musste sie ihre Entwurfstä­tigkeit schließlic­h einstellen.

Alswohlint­ernational­ste BauhausVer­treteringi­ltMichikoY­amawaki (Bild oben). Die in Japan geborene Künstlerin immatrikul­ierte mit ihrem Mann 1930 für zwei Jahre am Bauhaus. Trotz der Sprachbarr­iere entwickelt­e sie sich zu einer der besten Textilgest­alterinnen ihrer Zeit. 1932 wurde das Bauhaus zur Schließung gezwungen. Yamawaki kehrte nach Tokio zurück und wurde zu einer der wichtigste­n Bauhaus-Vertreteri­nnen Japans. «

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Michiko Yamawaki, Entwurfsze­ichnung für einen Stoff oder Wandbehang, 1932
 ??  ?? Lore Leudesdorf­f mit ihrem Blindenhun­d in den 1970er-Jahren
Lore Leudesdorf­f mit ihrem Blindenhun­d in den 1970er-Jahren
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Studentena­usweis von Michiko Yamawaki.

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