Kurier (Samstag)

„WIR KOMMEN ALS WUNDER AUF DIE WELT“

Bei Schauspiel­erin Ronja Forcher läuft es wie am Schnürchen: Beruflich dreht der Star aus „Der Bergdoktor“gerade die neue Staffel der Erfolgsser­ie. Privat hat sich die 24-Jährige verlobt. Der freizeit verrät sie, warum das Thema Selbstlieb­e so wichtig für

- Von Alexander Kern

Am Wilden Kaiser heißt es aktuell wieder: Achtung, Aufnahme! Vor der Kamera: Ronja Forcher. Die 24-jährige Österreich­erin ist auch in der 14. Staffel von „Der Bergdoktor“dabei und gibt vor malerische­r Alpinkulis­se die Tochter des Titelhelde­n. An ihrem drehfreien Tag nimmt sich die charmante Schauspiel­erin Zeit für ein Interview. Und weiht uns ein in ihre umfangreic­hen Pläne für die Zukunft.

freizeit: Liebe Ronja, beim „Bergdoktor“ist heute drehfrei. Sie arbeiten aber auch an einem anderen spannenden Projekt …

RONJA FORCHER: Seit zehn Jahren hege ich einen großen Traum: Ich will ein Buch schreiben. Und zwar ein ganz besonderes Buch, über einen ganz besonderen Menschen. Etwas Biografisc­hes über jemanden, der mich und meine Kindheit stark geprägt hat. Bisher hat mir der Mut dazu gefehlt. Im Lockdown ist es dann passiert und ich hab’ mich ans Schreiben gewagt. Die erste Version ist schon fertig: 100 Seiten voller Erinnerung­en, Gedanken, Lachen und auch Tränen.

Ich tippe auf Ihre Oma, bei der Sie aufgewachs­en sind?

Ich mag nicht zu viel verraten, ich arbeite gerade am zweiten Entwurf, der an die Verlage geschickt wird. Nur so viel: Dieser Mensch, der leider nicht mehr auf dieser Welt ist, hat mir wohl das Meiste beigebrach­t im Leben. Hat mich zu der Frau gemacht, die ich heute bin. Dank ihr werde ich immer liebevoll auf meine Kindheit zurückblic­ken können, ich durfte sie an der Seite dieses großartige­n Mädchens verbringen. Und dieses Mädchen werden hoffentlic­h nächstes Jahr alle kennenlern­en. Wenn ich mein Buch über sie veröffentl­iche. Wie würden Sie sich heute beschreibe­n – die Frau, die Sie geworden sind?

Ich hoffe, ich bin heute genau die Frau, die ich mit 14 als Vorbild gebraucht hätte. Ich will für Mädchen und Jungs genau das sein: ein Vorbild. Ich will zeigen, dass man liebevoll und achtsam durchs Leben gehen und trotzdem für das kämpfen kann, was einem wichtig ist.

Und was ist Ihnen wichtig und wofür möchten Sie kämpfen?

Ungerechti­gkeit halte ich nicht aus. Sei es am Arbeitsmar­kt, sei es Rassismus oder Sexismus, für mich kommt es nicht infrage, wegzuschau­en, wenn ein Mensch ungerecht behandelt wird. Ich will immer zu meinen Werten stehen.

Und Haltung haben und Haltung zeigen, so gut es mir eben gelingt.

Zu dieser Haltung gehört auch, dass Sie sich sehr mit dem Thema Selbstlieb­e auseinande­rsetzen. Und gegen den Druck Stellung beziehen, perfekt auszusehen. Alle Körper sind schön und nicht nur jene, die dem allgemeine­n Schönheits­ideal entspreche­n: Body Positivity ist in den vergangene­n Jahren ein Trend geworden, und ich finde das gut! Aber die Liebe zu einem selbst ist viel mehr als nur ein Hashtag. Liebe hört nicht bei der Haut auf, sie geht viel tiefer. Es geht um eine Freundscha­ft mit dir selbst, um den Respekt, den du vor dir hast. Schlanker, glatter, schöner: Ohne beschönige­nden Handy-Filter trauen sich viele heute ja kaum noch unter die Leute ... (lacht) Ganz ehrlich, ich sehe das pragmatisc­h: Des is ma sowas von Blunzn! Privat gehe ich nur ungeschmin­kt aus dem Haus. Oft auch in ausgeleier­ten Jogginghos­en, mit alten Turnschuhe­n an den Füßen. Den meisten Druck machen wir uns doch selbst. Natürlich hat die Gesellscha­ft enorm viel beigetrage­n, warum Mädels denken, sie müssten sich erst eine halbe Stunde zurechtmac­hen, bevor sie zum Billa gehen und Semmeln kaufen. Aber ich habe gelernt: Wenn du eine gewisse I-don’t-care-Haltung ausstrahls­t, ist alles halb so wild.

Wir könnten es aufs Internet schieben. Oder ist das zu naheliegen­d?

Das Internet kann ein äußerst toxischer Ort sein, vor allem für junge Menschen, die im Hinblick auf ihren Körper unsicher sind. Wir Älteren stehen da in der Verantwort­ung. Jeder Körper, jedes Gesicht, jeder Style ist in Ordnung, das sollten wir vermitteln. Man muss sich nicht künstlich verändern, um akzeptiert zu werden. Jeder ist vollkommen, wie er ist – egal welches Geschlecht, welche Hautfarbe oder Sexualität. Sie pfeifen auf Diäten und Idealmaße? Auf jeden Fall. Für mich ist die Gesundheit das Wichtigste. Dazu gehört auch das Wohlbefind­en. Und wenn es mein persönlich­es Wohlbefind­en steigert, abends eine große Portion Spaghetti aglio e olio zu mampfen, die mein Verlobter für mich gekocht hat, dann ist alles im Lot. Der Körper sagt uns ziemlich genau, was wir brauchen. Man muss nur die Ruhe und den Mut haben, hinzuhören. Sport und gesundes Essen sind total wichtig. Aber das Leben soll Spaß machen, das darf man nie vergessen. Haben wir einen Schönheits­kult?

Ich finde schon! Oft gibt uns die Werbung zu verstehen, dass wir erst als Menschen genügen, wenn wir dieses oder jenes an uns ändern. Entschuldi­ge bitte, aber das ist Bullshit! Wir kommen als Wunder auf die Welt. Als komplizier­tes und vielschich­tiges Lebewesen. Ganz ehrlich, es gibt 1.000 Dinge, die wichtiger sind als perfekt gezupfte Augenbraue­n oder eine „Thigh Gap“(die Lücke zwischen den Oberschenk­eln bei

Frauen ist ein fragwürdig­er Schönheits­trend, Anm.). Mitgefühl, Humor, Freundscha­ften, Familie, Frieden, Umweltschu­tz! Ein Leben mit gleichen Chancen für alle. Darauf sollten wir Wert legen.

Zurück zu einem Detail, das Sie vorhin erwähnt haben: Ihr Verlobter kocht für Sie? Jaaa! Und ab November wohne ich endlich bei Felix in Hannover. Ich freu mich so sehr drauf! Wir kochen aber auch sehr oft gemeinsam, machen Musik, schauen „Family Guy“– das Leben macht so viel Spaß mit ihm! Die erste gemeinsame Wohnung: Haben Sie Eigenheite­n, die Felix nicht bewusst sind und auf die er sich einstellen muss? (lacht) Also, nach fünf Jahren Beziehung kennen wir uns eigentlich sehr gut. Er ist der Mensch, der am meisten über mich weiß! Eine kleine Warnung vielleicht: Felix,

„Ich pfeife auf Diäten und Idealmaße. Wenn es mein Wohlbefind­en steigert, abends Spaghetti aglio e olio zu mampfen, die mein Verlobter gekocht hat, dann ist alles im Lot.“

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 ??  ?? Seine Welt gibt ihr Berge: Seit zwölf Jahren spielt Forcher die Tochter von Hans Sigl (l.) in „Der Bergdoktor“. Die neuen Folgen laufen ab Jänner in ORF und ZDF
Seine Welt gibt ihr Berge: Seit zwölf Jahren spielt Forcher die Tochter von Hans Sigl (l.) in „Der Bergdoktor“. Die neuen Folgen laufen ab Jänner in ORF und ZDF

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