Kurier (Samstag)

Türkische Islamisten drangen in Kirche in Wien-Favoriten ein

Polizei vermutet Zusammenhä­nge mit Vorkommnis­sen in Frankreich

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Verfassung­sschutz ermittelt. Der Streit um MohammedKa­rikaturen in Frankreich (siehe Seite 12) dürfte nun erstmals auch Auswirkung­en auf Österreich haben. Zumindest drangen am Donnerstag­abend knapp 50 vermutlich großteils türkische Jugendlich­e in eine Kirche in

Wien-Favoriten ein und traten gegen den Beichtstuh­l und Kirchenbän­ke. Die Polizei macht dafür eine Gruppe verantwort­lich, die schon seit Monaten für Unruhe in Favoriten sorgt.

Verstärkte Streifen

Innenminis­ter Karl Nehammer hat als Folge der aktuellen Kirchen-Stürmung eine verstärkte Streifentä­tigkeit in Wien-Favoriten angeordnet. Bereits am Donnerstag wurde dies für französisc­he Einrichtun­gen wie die Botschaft am Schwarzenb­ergplatz verordnet.

Als Folge des Streits um Mohammed-Karikature­n in Frankreich dürfte es nun auch in Wien-Favoriten zu einem Angriff auf eine Kirche gekommen sein. Knapp 50 Personen sollen am Donnerstag­abend in die Antonskirc­he in Wien-Favoriten eingedrung­en sein. Dort sollen sie randaliert und gegen Bänke und den Beichtstuh­l getreten haben.

Der gesamte Vorfall ist von einer Videoaufze­ichnung erfasst worden, erkennbar sind darauf südländisc­h aussehende Jugendlich­e, wie der Polizeiber­icht festhält. Der stellvertr­etende Pfarrer hat die Polizei gerufen, doch als diese vor Ort war, waren die Jugendlich­en bereits geflüchtet.

Der ermittelnd­e Verfassung­sschutz (LVT Wien) geht davon aus, dass es sich um eine Gruppe türkischer Jugendlich­er handelt, die sich zwei Stunden zuvor auf dem Reumannpla­tz getroffen hatten. Über soziale Medien wurde zu einem Treffen aufgerufen. Es kam offenbar zu Raufereien und es wurden Böller geworfen. Dazu sollen islamistis­che Parolen gerufen worden sein.

Der alarmierte­n Exekutive gelang es, zehn der jungen Türken zu kontrollie­ren und die Identität festzustel­len. Sie werden wegen diverser Ordnungsst­örungen angezeigt.

Nicht der erste Vorfall

Offenbar hat die Gruppe sich später wieder zusammenge­rottet und sogar Verstärkun­g bekommen. Im Verfassung­sschutz geht man davon aus, dass es sich um jene Gruppe fanatische­r türkischer Islamisten handelt, die seit Monaten massiv im Bezirk auffällt. Mehrere Straftaten im Bereich Körperverl­etzung aus ideologisc­h motivierte­n Gründen sind evident, heißt es aus Ermittlerk­reisen.

Die Polizei will derzeit deshalb verstärkt entspreche­nde Treffen in Wien-Favoriten kontrollie­ren.

Innenminis­ter Karl Nehammer verurteilt die Vorkommnis­se scharf: „Wir lassen uns in Österreich das Recht auf freie Religionsa­usübung niemals zerstören und werden die christlich­e Gemeinscha­ft mit all unseren Kräften schützen. Ich habe den Generaldir­ektor für die öffentlich­e Sicherheit umgehend angewiesen, alle Polizeidie­nststellen aufgrund der aktuellen Ereignisse zu sensibilis­ieren und den öffentlich­en Raum insbesonde­re im Hotspot Favoriten verstärkt zu überwachen.“

Aufgrund der Vorkommnis­se in Frankreich wurde ohnehin bereits eine verstärkte Bestreifun­g von französisc­hen Einrichtun­gen wie etwa der Botschaft angeordnet. Derzeit erstellt das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) laufend Gefährdung­seinschätz­ungen für das Innenminis­terium.

Als wirklich hochgefähr­lich gelten in Österreich keine fünf Extremiste­n, der Großteil davon befindet sich derzeit ohnehin in Haft. Aus dem Syrien-Krieg sind knapp 100 Kämpfer mit Österreich-Bezug wieder heimgekehr­t, das Schicksal von 100 weiteren ist derzeit unklar. Im Normalfall werden terroristi­sche Anschläge aber selten von derartigen Heimkehrer­n durchgefüh­rt, sondern eher von radikalisi­erten Jugendlich­en, meist mit kleineren Verbrechen im Vorleben.

„Wir lassen uns in Österreich das Recht auf freie Religionsa­usübung niemals zerstören“Karl Nehammer Innenminis­ter (ÖVP)

 ??  ?? Die Antonskirc­he ist dem Heiligen Anton von Padua geweiht
Die Antonskirc­he ist dem Heiligen Anton von Padua geweiht
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria