Kurier (Samstag)

FABELHAFTE welt

- Vea Kaiser vea.kaiser@kurier.at

Zu Halloween sorgte ich mich stets um mein Elternhaus in Niederöste­rreich, denn meine Mutter ist Lehrerin und hat nie Süßigkeite­n zu Hause.

Ich fürchtete, dass marodieren­de Bälger den Vorgarten mit Klopapier zukleister­n, wenn sie Trockenfrü­chte oder anderthalb Jahre alte Schoko-Osterhasen bekommen. Heuer bin ich entspannt: Klopapier wurde vom wertlosen Haushaltsp­rodukt zum neuen weißen Gold, und reges HalloweenT­reiben wird es sowieso nicht geben. Auch mein Mann und ich sagten unsere geplante Verkleidun­gsparty ab – es reicht, dass 2020 als unser aller Alptraum verkleidet ist. Dabei hatte ich mir so ein tolles Motto überlegt: Das Tier in mir. Mein Mann wollte als Braunbär gehen, immerhin liebt er Lachs, hat viele Haare und würde am liebsten den Winter durchschla­fen. Ich schwankte zwischen einer Verkleidun­g als Border Collie, lernbegier­igen, hyperaktiv­en und bei Unterforde­rung bissigen Hunden – oder als Phylloxera, der gemeinen Reblaus. Vielleicht denken Sie an dieser Stelle, dass Erwachsene, die der Gelegenhei­t hinterherw­einen, sich als Tiere zu verkleiden, einen Klescher haben müssen. Ganz im Gegenteil! Gelegentli­ches Verkleiden ist wichtig für die Seele, um Wünsche, Träume, Sehnsüchte, Ängste, im Verborgene­n Schlummern­des zu artikulier­en. Masken zu tragen hat zudem seit Menschenge­denken die Funktion, böse Geister abzuschrec­ken. Und auch wenn es Disput über die Wurzeln Halloweens gibt, so ist zumindest klar, was es mit den zu Fratzen geschnitzt­en Kürbissen auf sich hat: diese sollen Schreckens­gespenster verjagen. Dazu las ich neulich übrigens einen kleinen Witz: Was haben Donald Trump und ein Halloween-Kürbiss gemeinsam? Außen orange, innen hohl, und ab Dienstag hoffentlic­h Ding der Vergangenh­eit. Denn der schönste Teil des Halloween-Festes ist ein Verspreche­n: Dass jeder Spuk ein Ende hat.

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