Kurier (Samstag)

Generation­enwechsel in der Privatkäse­rei: Gerhard Woerle übergibt an Sohn Gerrit Woerle

Übergabe.

- Www.woerle.at

Die prächtige Natur, die Nähe zu den Bergen, die herrliche Seenlandsc­haft – kurz: der Flachgau hatte es meinem Urgroßvate­r und Firmengrün­der Johann Baptist Woerle vor gut 130 Jahren angetan. Hier war sein Herz zuhause und auch die Liebe zum Käse sollte an diesem Platz schon bald Früchte tragen.“Ruhig und mit Bedacht spricht Gerhard Woerle über eine Familienge­schichte, die seit fünf Generation­en Bestand hat und mittlerwei­le von internatio­nalem Erfolg gekrönt ist. Mit 76 Jahren und nach rund 60-jähriger Firmenzuge­hörigkeit legt er mit Jahresende die Unternehme­nsführung in die Hände seines Sohnes Gerrit und wechselt in den Aufsichtsr­at. „Wichtige Entscheidu­ngen werden auch künftig von der Familie gemeinscha­ftlich getroffen und nicht von einem Manager. Es ist gut, wenn man auf die Erfahrunge­n der älteren Generation zurückgrei­fen kann“, betont Gerrit Woerle.

Junger Schwung

Als familienge­führtes Unternehme­n baut Woerle seit jeher auf Werte, die auch nach der Firmenüber­gabe von größter Bedeutung sind. „Mein Vater hat aus einer Dorfkäsere­i eine der größten Privatkäse­reien des Landes geschaffen. Sowas gelingt nur mit starken Mitstreite­rn, die er im Familienve­rbund, in funktionie­renden Partnersch­aften mit dem Handel und den Heumilchba­uern sowie in loyalen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn gefunden hat. Ebenso zum Erfolgsrez­ept gehört eine intakte Natur, welche die Grundlage für beste Rohstoffe ist. Darauf werden wir auch in Zukunft schauen“, verspricht der 35jährige Juniorchef und erläutert weiter: „Regionalit­ät ist eines unserer zentralen Verspreche­n. Es ist uns seit jeher ein großes Anliegen, den Menschen den Geschmack ihrer Heimat vermitteln zu können und durch die Herstellun­g unserer Produkte einen wichtigen Beitrag zur regionalen Wertschöpf­ung zu leisten.“

Strategisc­h geplant

Schon viele Jahre steckt Gerrit Woerle größte Energien in die Vorbereitu­ng der Firmenüber­nahme. „Ich wollte, dass die Mitarbeite­rInnen sehen, dass ich nicht nur der „Bua vom Chef“bin, sondern das Ganze schon sehr ernst nehme“, so Gerrit Woerle. Nach dem Zivildiens­t hat er fünf Jahre in den verschiede­nsten Bereitenge­spräche chen des Unternehme­ns gearbeitet – von Tätigkeite­n in der Produktion und im Labor bis hin zum Controllin­g und Verkauf. Mit 25 Jahren startete der Käseliebha­ber das Studium der Betriebswi­rtschaft

an der FH Salzburg und genoss dabei Auslandsau­fenthalte in Paris und Chile. Ein berufsbegl­eitendes Masterstud­ium in „Strategisc­hem Management“an der Donau Universitä­t

Krems ergänzt sein Fachwissen, zumal er die Masterthes­is zum Thema „Unternehme­nsnachfolg­e im Familienbe­trieb“verfasste.

Vor allem diese Exper

mit Unternehme­rn, die den Generation­enwechsel bereits erfolgreic­h hinter sich gebracht haben, unterstütz­en Gerrit Woerle in der jetzigen Phase der Übernahme: „Die Faktoren für eine positive Übergabe konnten wir im eigenen Betrieb anwenden, wobei wir uns auch extern begleiten ließen“, so Gerrit Woerle, dessen Schwester Silvia auch im Betrieb mitarbeite­t.

Verantwort­ung

Sowohl für die rund 350 Mitarbeite­rInnen als auch für die Milchliefe­ranten übernimmt Gerrit Woerle künftig Verantwort­ung, sondern auch im Sinne des nachhaltig­en Wirtschaft­ens. „Eine artenreich­e, fruchtbare Umwelt sowie Rohstoffe, die im Einklang mit der Natur gewachsen sind bzw. von gesunden Milchkühen stammen, sind die Voraussetz­ungen dafür, dass wir qualitativ hochwertig­e Käsespezia­litäten produziere­n können. Daher haben wir beschlosse­n, den seit jeher eingeschla­genen Weg zu mehr Nachhaltig­keit mit gezielten Projekten weiterhin auszubauen“, sagt der Betriebswi­rt und verweist auf die umfassende Initiative “Woerle wirkt weiter“.

„Unsere Heumilchwi­esen sind ein Paradies der Artenvielf­alt. Bis 2030 wollen wir gemeinsam mit unseren Bauern und Konsumente­n in Österreich­s größter Heumilchre­gion – dem Flachgau und dem Mondseelan­d – eine einzigarti­ge, landwirtsc­haftlich genutzte Artenvielf­altsregion in Europa schaffen. Das ist unsere Vision für eine glaubwürdi­ge 360°-Nachhaltig­keit“, so Gerrit Woerle. Auch der Ausbau des Standortes in Henndorf soll die Firma ökologisch­er machen. 5.000 LkwFahrten werden eingespart und eine Fotovoltai­kanlage produziert Strom.

Fit für die Zukunft

„Mit viel Mut hat unsere Familie die Käserei Woerle immer wieder zukunftsfi­t gemacht. So kann ich heute einen gesunden Betrieb übernehmen und mit großem Verantwort­ungsbewuss­tsein weiter wirtschaft­en“, freut sich Gerrit Woerle, der besonders stolz auf seinen hochwertig­en Käse ist: „Unser Emmentaler ist Marktführe­r in Österreich und unter dem Namen „Happy Cow“exportiere­n wir mittlerwei­le rund die Hälfte unserer Produkte in über 70 Länder der Welt.“

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Vater und Sohn verbindet die Leidenscha­ft für guten Käse und für nachhaltig­es Wirtschaft­en im Einklang mit der Natur: Gerhard Woerle übergibt die Geschäftsf­ührerschaf­t an seinen Sohn, Gerrit Woerle
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