Kurier (Samstag)

Nur Geschäftsr­eisende: „Haben 5 von 152 Betten belegt“

Wiener Hoteliers fordern längerfris­tige Lösungen. Der Städtetour­ismus leidet unter Lockdown und Reisewarnu­ngen besonders

- ANNA-MARIA BAUER

Verluste. Es ist das gleiche Hotel. Die gleichen Luster, die gleichen Marmorsäul­en, die gleichen Teppiche. Aber das Gefühl ist ein anderes: „Die Menschen fehlen“, sagt Matthias Winkler, Geschäftsf­ührer des Wiener Hotel Sacher, „die Mitarbeite­r und die Mitreisend­en. Es ist bedrückend“.

Der zweite Lockdown ermöglicht Hotels zwar für Geschäftsr­eisende offen zu bleiben. Ertragreic­h sei das nicht. Im Hotel Sacher sind derzeit von 5 der insgesamt 152 Zimmer belegt. Einige Hotels haben ihr Haus im November also komplett geschlosse­n, etwa das Boutiqueho­tel Guesthouse neben der Albertina. „Für ein, zwei Gäste die Rezeption 24 Stunden zu besetzen, können wir uns nicht leisten“, sagt Besitzer Manfred Stallmajer.

Die Entschädig­ung in der Höhe von 80 Prozent des vergangene­n Novemberum­satzes (siehe oben) finden viele Hoteliers prinzipiel­l fair. Aber: „Die Deckelung in der Höhe von 800.000 Euro ist ein Problem. Für uns sind das nicht einmal 40 Prozent“, sagt Winkler.

Dabei wäre selbst ohne Lockdown der November ein dünnes Geschäft geworden. Reisewarnu­ngen verhindern ein Reiseaufko­mmen. Der Wien Tourismus rechnet 2020 mit maximal fünf Millionen Nächtigung­en. 2019 waren es 17,6 Millionen.

Dabei würde die Reisebranc­he zu Unrecht derart beschränkt werden, argumentie­rt der Wien Tourismus mit Berufung auf das Robert Koch Institut: Fliegen an sich bringe ein geringes Risiko, Hotellerie und Gastronomi­e seien vorbereite­t. „Wir haben die Hygienesys­teme“, sagt Dieter Fenz, General Manager des Vienna Marriott. „Der Gast ist bei uns nicht gefährdet. Im Restaurant bieten wir etwa nur mehr 120 anstelle von 180 Sitzplätze­n.“

Winkler kann sich etwa einen digitalen Ausweis vorstellen, in dem Testergebn­isse gespeicher­t und internatio­nal vorgewiese­n werden können.

Adaptieren

SARS in Toronto. Terror in Mumbai oder Bangkok. Jay

Jhingran, der seit Oktober das Hotel Triest führt, hat im Lauf seiner Hotelkarri­ere einige Lockdowns miterlebt. Seine Erkenntnis­se: „Ruhe bewahren und sich stetig zu adaptieren.“Das Hotel Triest versuche sich nun als Location für Online-Konferenze­n. Vor wenigen Tagen habe eine digitale Nottagung für Apotheker von einem der Meeting-Räume aus stattgefun­den. Das 25hours Hotel probiert wie im Frühjahr, Wiener fürs Homeoffice im Hotel zu gewinnen.

Und dann nutzen einige die Zeit für Umbauarbei­ten. „Wir lassen alle Sessel reparieren“, sagt Winkler. „Und verlegen Teppiche neu.“

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Winkler: Bedrückend­e Stimmung im Hotel Sacher

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