Kurier (Samstag)

Gut. Für den Moment

- Kommentar VON SIMONE HOEPKE simone.hoepke@kurier.at

Vor gut einer Woche war in Österreich von weiteren Tourismus-Hilfen (nach deutschem Vorbild) im Ausmaß von rund einer Milliarde Euro die Rede, mittlerwei­le steht fest: Es wird wohl doppelt so viel benötigt werden. Soviel zum Status quo.

Dass die Branche damit auskommt, darf bezweifelt werden. Der Winter kann keine Erfolgsges­chichte werden. Wirtschaft­sforscher rechnen mit 50 Prozent weniger Gästenächt­igungen. Die Vorstellun­g, dass eine Impfung die Reisebranc­he im „Nullkomman­ix“von null auf hundert Prozent hochfahren lässt, gehört ins Reich der frommen Wünsche. Dazu kommt, dass sich in den Führungset­agen der Konzerne herumspric­ht, dass man das Reisebudge­t getrost langfristi­g zusammen streichen kann, da sich Videokonfe­renzen bewähren. Trendforsc­her gehen bereits von bis zu 30 Prozent weniger Businesstr­ips aus, was wohl das Aus für viele gesichtslo­se Geschäftsh­otels bedeuten würde. Dagegen sind die Probleme in vielen Ferienregi­onen „ein Lercherl“.

Unter dem Strich bleibt, dass Politiker nicht monatelang mit der Gießkanne durch die Tourismusl­andschaft spazieren und Gelder verteilen können, als gebe es kein Morgen. Eine Hotelkette mit drei Häusern in Wien braucht andere Förderunge­n als ein Wirt mit seinem Gasthaus am See. Wer in der Stadt eine Pizzeria besitzt, hat andere Möglichkei­ten für Lieferserv­ices als ein Haubenloka­l in einem entlegenen Sommerfris­cheort. Unterschie­dliche Unternehme­nsformate brauchen unterschie­dliche Hilfen.

Dass es nicht „den Tourismus“gibt, war noch nie so evident wie in Zeiten der Pandemie.

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