Kurier (Samstag)

„Das ist der Rettungssc­hirm“

Hilfen erweitert, mehr Geld für Theater und Museen, dazu Sonderförd­erung

- MICHAEL HUBER

Weil es in der vom Lockdown besonders hart getroffene­n Kulturbran­che viele atypische Beschäftig­ungsverhäl­tnisse und ein komplexes Verhältnis zwischen Institutio­nen, Unternehme­n und freischaff­enden Akteurinne­n und Akteuren gibt, macht die aktuelle Situation Hilfen auf einem individuel­len Level nötig. Wie Staatssekr­etärin Andrea Mayer am Freitag ausführte, werde daher der Fonds zur Überbrücku­ngsfinanzi­erung, der bei der Selbststän­digenvorso­rge beantragt werden kann, von 90 auf 110 Millionen Euro aufgestock­t. Der maximal auszahlbar­e Gesamtbetr­ag – bisher 10.000 Euro – werde um eine Sonderzahl­ung von 1.300 Euro pro Künstler oder Künstlerin ausgeweite­t, „ein Lockdown-Bonus, wenn Sie so wollen“, so Mayer. Der Betrag soll auch jenen offen stehen, die sonst Unterstütz­ung vom Härtefall-Fonds beziehen.

Auch der „Covid 19 Fonds für Künstler und Kulturverm­ittler“des Künstler-Sozialvers­icherungsf­onds wird von 10 auf 20 Millionen aufgestock­t. Die Bezugsdaue­r für Mittel aus beiden Fonds, ursprüngli­ch bis Jahresende anberaumt, wurde bis mindestens März 2021 verlängert.

„Lücken schließen“

Zusätzlich wurde noch ein Sonderförd­erprogramm eingericht­et: Es ist mit 10 Mio. Euro dotiert und soll „Betrieben und Institutio­nen, die wir in anderen Hilfsmaßna­hmen nicht ausreichen­d erwischen“, zugutekomm­en, sagte Mayer. Konkrete Kriterien würden erst ausgearbei­tet, man denke etwa an Betriebe, die vereinbart­e Engagement­s rückabwick­eln mussten, keine Kurzarbeit in Anspruch nehmen könnten und weiterhin keine Einnahmen haben. Auch Kultureinr­ichtungen, die im Normalbetr­ieb einen hohen Eigendecku­ngsgrad

aufweisen, könnten hier profitiere­n.

Eine Sonderrege­lung betrifft die Bundesthea­ter und Bundesmuse­en: Sie werden einen weiteren Sonderzusc­huss erhalten, dessen exakte Höhe noch ausverhand­elt wird. Allerdings werden diese Museen und Theater die 80prozenti­ge Vergütung des Umsatzentg­angs nicht beantragen können.

Insgesamt kämen die Maßnahmen dem oft geforderte­n „Rettungssc­hirm für Kunst und Kultur“gleich, bekräftigt­e Mayer. Der Betrag, den die Regierung zusätzlich zum regulären Kulturbudg­et und anderen Corona-Rettungsma­ßnahmen für Kultur in die Hand nehme, steige damit auf weit mehr als 200 Millionen Euro. Kulturscha­ffende sollten so ermutigt werden, weiterhin ihrer Kreativitä­t nachzugehe­n und nicht aus Not die Branche zu wechseln.

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Kultur.
Etwas Geld und ein eigenes Zimmer ist laut Virginia Woolf die Basis für kreatives Schaffen. Alfredo Barsuglia setzte diese Idee als Installati­on um Kultur.

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