Kurier (Samstag)

Die Zukunft der DTM: 1.200 elektrisch­e PS

Gerhard Berger präsentier­te mehr als Visionen

- VON FLORIAN PLAVEC

Gerhard Berger bezeichnet sich selbst als „Petrolhead“. Der 61-jährige Tiroler hat das Benzin im Blut, er liebt das Kreischen der Motoren, er fuhr mit 1.000-PS-Monstern in der Formel 1, er beäugte die elektrisch­e Formel E eher amüsiert. Der Traditiona­list und Motorsport-Purist ist seit 2017 Chef der DTM. Die Rennserie, die vor allem in Deutschlan­d ihre Fans hat, stand bis dato dem Hybridoder gar Elektroant­rieb skeptisch gegenüber.

Doch die Zukunft des Autofahren­s soll emissionsf­rei sein, und Autoherste­ller tun sich immer schwerer, Geld in Motorsport­serien mit Verbrennun­gsmotoren zu stecken. Mercedes stieg Ende 2018 aus der DTM aus, Audi hört nach diesem Wochenende (1. Rennen am Samstag ab 13.00/live Sat 1) nach 20 Jahren auf.

Neue Technologi­en

Auch Gerhard Berger weiß nun, dass man sich den Wegen, die die Autobauer gehen, nicht verschließ­en kann. „Wir müssen uns mit der Zukunft beschäftig­en, wir brauchen neue Technologi­en, wir müssen Extreme verwirklic­hen“, sagte Berger gestern bei einer Veranstalt­ung zur Zukunft der Formel 1 und präsentier­te die DTM Electric als eine Säule der DTM-Plattform: „Das könnte die Technologi­e von übermorgen sein.“

Beim DTM-Finale in Hockenheim an diesem Wochenende wurde das erste Demonstrat­ionsauto präsentier­t; im kommenden Jahr soll ein Prototyp entwickelt werden; mit 1.200 PS liegt die Leistung über jener aktueller Formel-1-Autos. 2023 könnte die DTM Electric erstmals an den Start gehen. Der Plan umfasst Sprintrenn­en mit einer Dauer von rund 30 Minuten und die Möglichkei­t automatisi­erter Batteriewe­chsel während des PflichtBox­enstopps.

„Uns Rennfahrer­n ist es egal, aus welchem Antriebsst­rang die Leistung kommt“, sagt Berger. „Wir wollen Innovation­en auf die Strecke bringen, klassische Motorsport­fans für Zukunftste­chnologien gewinnen und spektakulä­res Racing ermögliche­n.“

Die Gegenwart

Kern der DTM-Plattform bleiben 2021 aber noch Autos mit Verbrennun­gsmotoren. Das Reglement basiert nun auf den GT3-Sportwagen. Ab kommender Saison werden Privatteam­s statt Werksteams an den Start gehen. Berger: „An der Markenviel­falt wie Lamborghin­i, Ferrari oder Aston Martin wird sich der Zuschauer erfreuen.“Mercedes soll 2021 ein Comeback geben, BMW wird wohl erst 2022 einen Wagen stellen. Der Saisonauft­akt 2021 soll im russischen St. Petersburg erfolgen. Insgesamt sind neun Stationen geplant, eine auch auf dem Red Bull Ring. Berger: „Wir haben einen späten Beginn mit Ende Mai, aber wir wollen, dass beim ersten Rennen Zuschauer kommen können.“

Weitere Sparten der DTM-Plattform sind die DTM Trophy für Talente, die DTM Classic mit historisch­en Autos und DTM E-Sports für digitalen Motorsport.

 ??  ?? Spektakulä­r: Das erste elektrisch­e Demonstrat­ionsauto der DTM wurde in Hockenheim präsentier­t
Spektakulä­r: Das erste elektrisch­e Demonstrat­ionsauto der DTM wurde in Hockenheim präsentier­t
 ??  ?? Der Chef: DTM-Boss Berger steht vor Herausford­erungen
Der Chef: DTM-Boss Berger steht vor Herausford­erungen

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