Kurier (Samstag)

Wie eine Corona-Station entsteht

Immer mehr Spitäler müssen Covid-19-Patienten übernehmen

- JOSEF GEBHARD

Lokalaugen­schein. Im Gang steht ein Rollwagen mit Schutzbekl­eidung und Handschuhe­n. Hier ziehen sich die Ärzte und Pfleger um, bevor sie die Zimmer der Patienten betreten können. Zuvor müssen sie noch durch eine eigens errichtete Schleuse – eine Art Vorraum vor der Zimmertür.

So sieht es derzeit auf der Internen Abteilung im zweiten Stock des Krankenhau­ses der Barmherzig­en Schwestern (Vinzenz Gruppe) in Wien-Mariahilf aus. Wie es der Krisenplan der Stadt Wien vorsieht, wurde sie in eine Corona-Abteilung umgewandel­t, um die städtische­n Spitäler des Gesundheit­sverbunds zu entlasten. Seit gestern, Freitag, stehen 16 Covid-Normalbett­en und drei -Intensivbe­tten zur Verfügung. „Bei Bedarf können wir noch aufstocken“, sagt Thomas Pavek, Geschäftsf­ührer des Spitals. Er rechnete am Freitag damit, dass am Ende des Tages die Station bereits mit fünf bis sechs Patienten belegt sei.

Eine besondere Herausford­erung stellte die Bereitstel­lung der Intensiv-Kapazitäte­n dar. Die existieren­de Intensivst­ation wurde quasi geteilt: Die Covid-Patienten liegen in den bestehende­n Räumlichke­iten, alle anderen in einer neu errichtete­n Intensivst­ation unmittelba­r beim OP-Trakt.

Um die Infektions­gefahr zu verringern sind alle Covid-Patienten ausschließ­lich im zweiten Stock untergebra­cht.

Überrasche­nd kommt diese doch erhebliche Umstruktur­ierung nicht: „Eigentlich haben wir schon während der ersten Welle damit gerechnet, dass wir Covid-19Patiente­n übernehmen müssen“, sagt Pavek. Jetzt ist es nun doch soweit.

Wobei die zusätzlich­e Versorgung der Corona-Patienten funktionie­re, ohne dass dadurch der restliche Betrieb beeinträch­tigt werde, betont der Geschäftsf­ührer. Sollte aber Stufe 6 im städtische­n Corona-Plan für die Spitäler erreicht werden (siehe links), werde das wohl nicht mehr gelingen. Wann es so weit ist, wagt Pavek nicht vorherzusa­gen.

Schulung

Neben den baulichen Adaptierun­gen, die bereits im Februar begannen, musste auch das Personal intensiv geschult werden, schildert Alexander Klaus, Ärztlicher

Direktor des Spitals, das an sich auf Gastroente­rologie, Urologie und Onkologie spezialisi­ert ist. Dabei geht es nicht nur um die richtige Versorgung der Covid-Patienten, sondern auch um Hygienemaß­nahmen: „Zu Beginn der Pandemie haben sich viele Ärzte und Pflegekräf­te infiziert, weil sie die Schutzbekl­eidung falsch ausgezogen haben“, sagt der Mediziner.

Tests

Nach dem Göttlichen Heiland in Hernals sind die Barmherzig­en Schwestern das zweite Spital der Vinzenz Gruppe, das den Gemeindesp­itälern bei der Behandlung von Corona-Patienten aushilft. Ab kommender Woche wartet bereits die nächste logistisch­e Herausford­erung: Jeder der über 700 Mitarbeite­r muss einmal pro Woche per Schnelltes­t getestet werden. Dafür wurden eigens zwei Teststraße­n errichtet.

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Das Personal wurde in den vergangene­n Monaten geschult

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