Kurier (Samstag)

Wo Bob Dylan auf seine Gäste pfiff und das Fleisch aufaß Wo John Lennon Anekdoten über Elvis Presley erzählt hat

- P.P. P.P.

Jens Rosteck. Träumer kamen und gingen. Dass es auf dem Highway 1, der entlang der kalifornis­chen Küste führt, keine Fast-Food-Restaurant­s geben darf, schreckte nicht so sehr ab. Aber: Man kann sich nach Einsamkeit mit Blick auf den Pazifik in Breitestwa­nd sehnen – aushalten muss man’s dann. Die Schauspiel­er Rita Hayworth und Orson Welles haben geschwärmt und sich selbst nicht ausgehalte­n. Weg waren sie.

Viel Gemüse

Von Jens Rosteck stammt die wunderbare Biografie über Jacques Brel („Der Mann, der eine Insel war“, 2016); und auch „Big Sur“nähert er sich über prominente Bewohner wie Jack Kerouac. Henry Miller. Und Dylan und Baez, die Gäste erwarteten, aber Dylan aß das ganze Fleisch auf, bevor sie kamen. Man wunderte sich über so viel Gemüse. Nein, Dylan war kein Guter.

Liest man alles mit Vergnügen. Eine literarisc­he Fahrt von Nord nach Süd mit Beschreibu­ng der Wale rechts und der Berge links wäre aber als Zusatz nicht schlecht gewesen.

Tom Barbash. John Lennon im Titel, das passt schon, denn er erzählt von Elvis Presley und isst dabei Hummer. Aber die Hauptrolle hat das Dakota – jenes Luxuswohnh­aus in New York, ein quadratisc­her Donut mit Innenhof als Loch in der Mitte. Ein Hort der USKultur, denn hier wohnten Bernstein, Nurejew, Judy Garland, Sting und Lennon (vor dem Haustor wurde er 1980 erschossen).

Papas Show

Daneben verblassen die erfundenen Figuren wie Buddy Winter, der eine Late-NightShow hatte, aber dann – du bist so lange ein Genie, bis du dich als Wahnsinnig­er entpuppst – fiel er ungut auf. Jetzt versucht er ein Comeback. Sohn Anton soll helfen, denn er ist mit Lennon befreundet: Die Beatles sollen als Gäste in Papas neue Show kommen. Anton bemüht sich und vergisst dabei auf sich selbst.

Dass die Promi-Anekdoten interessan­ter sind als das familiäre Dilemma, liegt auch daran, dass Vater und Sohn weder unsympathi­sch noch sympathisc­h sind.

 ??  ?? Hauptrolle für ein Wohnhaus: der New Yorker Tom Barbash
Hauptrolle für ein Wohnhaus: der New Yorker Tom Barbash
 ??  ?? Musikwisse­nschafter, Pianist und Autor: Jens Rosteck
Musikwisse­nschafter, Pianist und Autor: Jens Rosteck
 ??  ?? Tom Barbash: „Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“Übersetzt von Michael Schickenbe­rg. Kiepenheue­r & Witsch.
352 Seiten. 22,70 Euro
Tom Barbash: „Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“Übersetzt von Michael Schickenbe­rg. Kiepenheue­r & Witsch. 352 Seiten. 22,70 Euro
 ??  ?? Jens Rosteck: „Big Sur“Mare Verlag. 240 Seiten. 22,70 Euro
Jens Rosteck: „Big Sur“Mare Verlag. 240 Seiten. 22,70 Euro

Newspapers in German

Newspapers from Austria