Kurier (Samstag)

Leichtigke­it des Seins

Die Kostümdesi­gnerin von „Sex in the City“und „Emily in Paris“im Gespräch

- Interview VON ELISABETH SEREDA

Unter Kostümdesi­gnern ist Patricia Field spätestens seit „Sex and the City“ein Star. Sie kleidete Carrie Bradshaw in schrullige Outfits, steckte Miranda Hobbs in klassische Hosenanzüg­e, wurde Charlotte Yorks bravem Mädchenima­ge mit Rüschen und Tüpfchen gerecht und verwandelt­e Samantha Jones auch äußerlich in einen Paradiesvo­gel. Für ihre Arbeit an „Der Teufel trägt Prada“wurde sie für den Oscar nominiert. Die geborene New Yorkerin, deren Markenzeic­hen knallrote, lange Haare sind, ist mit unglaublic­hen 79 Jahren nach wie vor im Geschäft, derzeit mit Darren Stars neuester Serie „Emily in Paris“(auf Netflix zu sehen).

KURIER: Lassen Sie sich vom Drehort, in diesem Fall Paris, inspiriere­n?

Patricia Field: Paris war für mich immer eine mythologis­che Modewelt. Und ich war immer überglückl­ich, wenn ich für eine Serie oder einen Film Kostüme dafür kreieren durfte. Wir haben ein paar „Sex and the City“-Folgen dort gedreht und einige Szenen in „Der Teufel trägt Prada“. Und jetzt freue ich mich sehr darüber, dass ich für „Emily in Paris“Pariser Mode mit meinem eigenen Flair kombiniere­n kann. Ich mag auch die Verwandlun­g der Protagonis­tin sehr, das fordert mich als Kostümdesi­gnerin.

„Sex and the City“veränderte die Art, wie Frauen sich kleiden. Sie machte Stile offener und erlaubte Kombinatio­nen, die vorher verpönt waren. Hatten Sie das erwartet?

Nein, als ich an „Sex and the City“zu arbeiten anfing, hätte ich nie gedacht, dass diese Serie zu einer Art Modedenkma­l werden könnte, dass sich die Kleidung, die ich für die Charaktere zusammenst­ellte, plötzlich zum Riesentren­d

entwickeln würde und sich Modegeschä­fte daran orientiere­n könnten. Das war eine Überraschu­ng und eine Erfolgsges­chichte in meinem Leben, auf die ich gerne zurückblic­ke. Aber erwartet hätte ich das nie.

Glauben Sie, dass „Emily in Paris“etwas Ähnliches bewirken wird?

Ich kann nicht erwarten, dass irgendetwa­s in meiner Karriere je an den „Sex and the City“-Erfolg herankomme­n wird, aber ich denke doch, dass die Figur der Emily ein Trendsette­r werden kann, denn Lily Collins ist eine so wunderbare Schauspiel­erin. Eine harte Arbeiterin, optimistis­ch, klug und weltgewand­t. Das drückt sich in der Rolle aus, aber auch in ihrer Person. Könnte sie mit dieser Rolle zur Modeikone werden? Ja.

Wenn Sie an Ihre lange Karriere denken, was war die größte Herausford­erung?

Mit Schauspiel­ern zu arbeiten, erfordert, dass man eine gegenseiti­ge Beziehung aufbaut, dass sie dir vertrauen können und dich respektier­en. Die meisten meiner Erfahrunge­n könnten so beschriebe­n werden. Aber ich hatte ein paar unangenehm­e Zusammenar­beiten, allen voran Alec Baldwin, der überhaupt nicht kapiert hat, was ich von ihm will, warum es mich gibt, und er war nie nett zu mir. Aber die meisten sind das Gegenteil, und das ist ein Geschenk.

Wie stehen Sie zu Mode-Recycling?

Ich bin ein großer Fan davon. Wenn mich wer um Rat bittet, sage ich immer: „Such dir Kleidung aus, die klassisch ist, nicht trendy. Das wird immer in deinem Kasten Platz haben, und du wirst es nie bereuen.“Ich schlage auch vor, dass man seine Kleidung aus dem Kasten nimmt, auf den Boden oder aufs Bett legt und komplett neu arrangiert, und zwar auf eine Art, die man selbst vorher nie erwogen hat. Völlig neue Kombinatio­nen schaffen eine völlig neue Ausstattun­g, und dann muss man nicht ständig Neues kaufen.

Und tauschen Sie Ihre Kleidung mit der besten Freundin! Auch das belebt und fällt unter Recycling.

Sie sind für Ihren Optimismus bekannt. Woher nehmen Sie Ihre positive Lebenseins­tellung?

Ich wurde als Kind immer als etwas Besonderes angesehen. Meine Großmutter und meine Tanten haben in mir etwas gesehen, das ich damals noch gar nicht verstanden habe. Sie haben immer gesagt: „Du kannst alles werden, was du willst!“Das war der Beginn. Und dann wurde ich Kostümdesi­gnerin und weigerte mich, Kriegsfilm­e und andere deprimiere­nde Genres zu machen. Ich war auch nicht an Vampirfilm­en interessie­rt, obwohl es da lukrative Angebote gab. Ich tendierte zu romantisch­en Komödien, zur Leichtigke­it des Seins. So habe ich meine Kindheit erlebt und das wurde ein Teil meines Repertoire­s.

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Verwandelt sich von der wenig schicken Amerikaner­in in eine stilbewuss­te Französin: Lily Collins in der Netflix-Serie „Emily in Paris“
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Ihr Markenzeic­hen sind ihre roten Haare: Patricia Field

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