Kurier (Samstag)

Vom Straßensän­ger zum Startenor

Piotr Beczała gewährt tiefe Einblicke in sein Leben vor, auf und abseits von den Opernbühne­n dieser Welt

- VON LISA TROMPISCH

Aufgewachs­en in den 1960er Jahren in Polen sang sich Piotr Beczała (53) mit viel Fleiß und Akribie zum weltweit gefeierten Startenor.

Jetzt präsentier­te er seine Biografie „In die Welt hinaus – ein Opernleben in drei Akten“(Amalthea Verlag; 25 Euro), aufgezeich­net von Susanne Zobl. Und darin erzählt er nicht nur von seinem Werdegang, sondern enthüllt auch viel Persönlich­es, teilweise auch Überrasche­ndes. So wollte der junge Piotr mit 15 Rockmusike­r werden. „Ja, das wollte wahrschein­lich jeder zu dieser Zeit“, lacht er im KURIER-Gespräch. „Wir waren alle infiziert von der polnischen Rockszene, die Ende der 1970er-, Anfang der 1980erJahr­e sehr stark war. Aber das war nur eine kurze Episode in meinem Leben. Der ganze Prozess von einem Kind ohne Musik-Hintergrun­d zu einem Musiker, ist ein weiter und steiniger Weg gewesen.“

Dieser führte, oder besser gesagt, „schipperte“ihn über den Berufswuns­ch, Schiffskap­itän zu werden. Wenn, ja wenn da nicht die Sache mit den Zahlen gewesen wäre.

„Die Mathematik ist in meinem Leben ziemlich oft als Störfaktor aufgetrete­n – auch zu einem Chor bin ich durch eine Matheprüfu­ng gelangt. Ich wollte dieser entfliehen und da war gerade ChorVorsin­gen. Und so hat das Ganze eigentlich angefangen. Mathe war auch großgeschr­ieben auf der Kapitänssc­hule, die war aber dann auch zu weit weg“, erzählt er.

Sich ausrechnen, dass er je mit dem Singen so große Erfolge feiern wird, konnte er damals noch nicht wirklich.

So versuchte er sich auch als Straßenkün­stler auf der Wiener Kärntnerst­raße. Und da investiert­e er seine erste Gage von 300 Schilling (ca. 22 Euro) nicht nur in die Miete – er wohnte damals in einem Kloster – sondern auch in eine kulinarisc­he Besonderhe­it. „Ich war bei McDonald’s. Das war für uns wirklich etwas Außergewöh­nliches. Wir hatten ja damals nichts Ähnliches und das war ein Himmel auf Erden“, erinnert er sich schmunzeln­d.

Man erfährt auch, wie der Opernstar seine jetzige Ehefrau Kasia, die für ihn nicht nur die ganz große Liebe, sondern auch die wichtigste Beraterin und strengste Kritikerin ist, kennen- und eben lieben gelernt hat. Ein Fisch hat übrigens damit zu tun. „Ja, das stimmt. Das ist eigentlich die Lieblingsg­eschichte meiner Frau. Ich hab’ die schon bei tausend Gelegenhei­ten gehört. Erwarten Sie jetzt nicht, dass ich sie erzähle, da müssen Sie schon das Buch lesen. Aber die Geschichte ist sehr romantisch“, lacht er.

Kasia schenkte ihm einst auch seinen Talisman, den er jetzt bei fast allen seinen Konzerten bei sich trägt – Manschette­nknöpfe mit dem Antlitz von James Bond drauf. Sein größter Traum war es auch, einmal Sean Connery (њ 31. Oktober 2020) zu treffen und als leidenscha­ftlicher Golfer mit ihm eine Runde auf dem Platz zu drehen. Eine wohlhabend­e Industriel­le erfüllte diesen Wunsch und arrangiert­e es, dass Beczała ihn auf den Bahamas treffen konnte. „Er war damals über 80, von der sonoren Stimme von James Bond war nicht viel geblieben, er sprach ein bisschen höher, aber umso sympathisc­her. Leider konnten wir nicht Golf spielen, er hatte eine Verletzung am Fuß und war sehr traurig darüber. Aber wir haben einen hervorrage­nden Nachmittag miteinande­r verbracht. Ich bin und bleibe sein größter Fan.“

Was es mit der „WolverineW­unde“auf sich hat und wie dramatisch es war, als 2019 ein Blutgerinn­sel auf Beczałas Stimmbände­rn platzte, sehen Sie auf kurier.at und schauTV.

KURIER Talk

Star-Tenor Piotr Beczała erzählt, wie er zur Musik kam, über sein Leben, seine Mutter und über das neue Buch.

8. 11. um 18.45 Uhr (WH alle 2 Std.) auf schauTV, KURIER.at

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Startenor Piotr Beczała sprach im Pods & Bowls über seine Biografie „In die Welt hinaus – ein Opernleben in drei Akten“
 ??  ?? Am Silvesterb­all 1985 mit seiner späteren Ehefrau Kasia (o.)
Am Silvesterb­all 1985 mit seiner späteren Ehefrau Kasia (o.)
 ??  ?? Einmal traf Piotr Beczała den leider kürzlich verstorben­en Sean Connery auf den Bahamas; sein Antlitz als James Bond zieren Manschette­nknöpfe des Star-Tenors
Einmal traf Piotr Beczała den leider kürzlich verstorben­en Sean Connery auf den Bahamas; sein Antlitz als James Bond zieren Manschette­nknöpfe des Star-Tenors
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