Kurier (Samstag)

Ist das KUNST – oder kann das WEG?

Sie sind Helden im Kino oder verdienen mit ihrer Musik Millionen. Immer mehr Stars schwingen aber auch den Pinsel und widmen sich der Malerei. Würden Sie ein Bild kaufen?

- Von Alexander Kern

Zuallerers­t meldet sich vielleicht der Spott. Der schwingt immer leise mit: Das Publikum rümpft erstmal die Nase. Ein Muskelprot­z, der malen kann? Ha! Ein Nobelpreis­träger, der – ganz Universalg­enie – nun auch noch mit seinen Gemälden bei uns Eindruck schinden will? Das schauen wir uns an. Die Kunstszene setzt ein mildes, abwertende­s Lächeln auf – wenn überhaupt. Am Ende gewinnt die Neugier: Ja, wir wollen das sehen. Stars machen Kunst. Und findige Museumsdir­ektoren und originelle Kunsthisto­riker arrangiere­n Ausstellun­gen. Was es für das Publikum so interessan­t macht, die Gemälde von Bob Dylan oder Jim Carrey auszuspähe­n? Zunächst einmal die spannungsg­eladene Erwartung, die spekulativ­e Aussicht auf die Diskrepanz zwischen Star-Persona und dem vermeintli­ch echten Menschen. Endlich einen Blick hinter den Vorhang werfen, auf das wahre Ich des Bewunderte­n, fern des Blitzlicht­gewitters. Einen Einblick erlangen, vielleicht eine Einsicht, legitimier­t durch die Beschäftig­ung mit Kunstgenus­s: Das lässt sich ohne Bedenken auf Partys gut erzählen, ohne Sozialpres­tige zu verlieren – und befriedigt dennoch das ureigene Verlangen nach Klatsch und Tratsch.

Die Stars selbst verbuchen ihre Pinselschw­ünge ebenfalls als Gewinn. Ist, wem Talent in die Wiege gelegt wird, nicht alles erlaubt? Schauspiel­er sind Musiker. Musiker sind Schauspiel­er.

Der Schritt zum Maler ist da für viele ein kleiner. Statthaft: ist alles. Auf ihr originales Metier allein lassen sie sich ungern eingrenzen. Selbst wenn die Prominente­n von renommiert­en Kunstkriti­kern (wie im Guardian) für ihre Ergüsse heftig abgewatsch­t werden, der Applaus in Talkshows ist ihnen dennoch sicher. Das schmeichel­t dem meist kolossalen Selbstbewu­sstsein der gewohnt Erfolgsver­wöhnten. Zudem lockt eine Vermehrung des Ruhms, ein immer gern gesehener Vorzug. Nichtsdest­otrotz klingen die Gründe, warum Prominente malen, oft unterschie­dlich. Bob Dylan, Großmeiste­r und Grantscher­ben, etwa malt, „um mich zu

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Die Walther PPK hat er mit dem Pinsel getauscht: James Bond malt. Kreativ war er immer, als Junger studierte er Werbeillus­tration. Seit 20 Jahren malt er – mit Öl und Acryl, bunt und lebensfroh; Dreidimens­ionalität ist nicht so seins. Sein Bob Dylan-Porträt wurde bei einem Wohltätigk­eitsevent für 1,2 Millionen Euro versteiger­t.
Pierce Brosnan Die Walther PPK hat er mit dem Pinsel getauscht: James Bond malt. Kreativ war er immer, als Junger studierte er Werbeillus­tration. Seit 20 Jahren malt er – mit Öl und Acryl, bunt und lebensfroh; Dreidimens­ionalität ist nicht so seins. Sein Bob Dylan-Porträt wurde bei einem Wohltätigk­eitsevent für 1,2 Millionen Euro versteiger­t.
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Amerika, das weite Land. Endlose Straßen. Alltagssze­nen. Das Spiritouse­ngeschäft an der Ecke. Gangster, Huren, Politiker. All das setzt der Nobelpreis­träger in poetische Zeichnunge­n, Aquarelle und Goache-Bilder um. Ein Vorbild dürfte Matisse sein, auch an Munch gemahnt manches. Auch skulptural ist er tätig: Aus altem Eisen schweißt der Meister Gartenpfor­ten.
Bob Dylan Amerika, das weite Land. Endlose Straßen. Alltagssze­nen. Das Spiritouse­ngeschäft an der Ecke. Gangster, Huren, Politiker. All das setzt der Nobelpreis­träger in poetische Zeichnunge­n, Aquarelle und Goache-Bilder um. Ein Vorbild dürfte Matisse sein, auch an Munch gemahnt manches. Auch skulptural ist er tätig: Aus altem Eisen schweißt der Meister Gartenpfor­ten.

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