Ansteckungsherde kaum noch rückverfolgbar
258 Todesopfer innerhalb nur einer Woche
Corona-Krise. Mehr als 6.400 neue bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus wurden am Freitag gemeldet − sowie dramatisch hohe Opferzahlen unter jenen, die an Covid-19 erkrankten: Binnen sieben Tagen starben 258 Menschen in Österreich, die positiv auf das Virus getestet worden waren. Das ist eine Verdopplung der Todesfälle innerhalb einer Woche. Außerdem funktioniert die Rückverfolgung von Neuinfektionen nur noch in rund einem Viertel der Fälle: Nur bei 27 Prozent der Ansteckungen lässt sich nachvollziehen, wo die Betroffenen mit dem Virus in Kontakt gekommen sein müssen. Die wöchentliche Risiko-Einstufung der Corona-Ampel bleibt aber aufrecht.
6.464 neue Corona-Infektionen meldete das Gesundheitsministerium am Freitag. Das ist enorm, aber immerhin unter dem Höchststand vom Donnerstag mit 7.416 neuen bestätigten Ansteckungen.
Beruhigend ist das trotzdem nicht. Denn die Anzahl der Todesopfer steigt dramatisch: Binnen einer Woche starben 258 positiv getestete Österreicher − in der Vorwoche waren es 128, das ist also eine Verdoppelung der Todesfälle. Allein am Freitag wurden 72 neue Todesopfer gemeldet. Seit Beginn der Pandemie sind demnach 1.340 mit dem Coronavirus infizierte Österreicher gestorben.
Dazu kommt: Es war noch nie zuvor unklarer, wo die neu Infizierten mit dem Virus in Kontakt kamen. Nur noch in 27 Prozent der Fälle können die Gesundheitsbehörden noch feststellen, wer die
Ansteckungsquelle war − die Rückverfolgbarkeit ist im Lauf dieser Woche somit auf ein Viertel geschrumpft, wie Daniela Schmid, Sprecherin der Corona-Ampel-Kommission, am Freitag einräumte.
Vergangene Woche lag dieser Wert noch bei 50 Prozent. Eine Schwelle, die oftmals als bedeutende Grenze genannt wurde: Würde sie unterschritten, könnten die Corona-Cluster nicht mehr abgekapselt werden − jetzt hinkt Österreich bei einer Quote von 27 Prozent im sogenannten Contact Tracing hinterher.
Verfahren läuft weiter
Das Verfahren zur Rückverfolgung von Infektionen werde dennoch nicht aufgegeben, versicherte Schmid am Freitag: Kein einziger Bezirk Österreichs höre damit auf. Tatsächlich werden die Methoden erweitert: In der Steiermark etwa können künftig Menschen, die als Corona-Verdachtsfälle zu einer Testung geschickt werden, mittels speziellem Zugangscode ihre Kontakte eigenständig eintragen.
Auch auf die wöchentliche Risikoeinstufung wird nicht verzichtet, die Kommission tagt trotz des teilweisen
Lockdowns weiterhin jeden Donnerstag: Bei diesen Sitzungen mit 20 stimmberechtigten Teilnehmern wird die wöchentliche Schaltung der Corona-Ampel festgelegt. „Die Kommission tagt normal weiter“, bestätigt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Freitag. „Die Ampel ist fixer Bestandteil und bietet auch eine gewisse Transparenz.“
Diese Corona-Ampel leuchtet seit Donnerstag generell rot: Für alle 93 Bezirke und Regionen, alle Bundesländer und Österreich als Gesamtes befürchtet die Kommission „sehr hohes Risiko“.
Viele Fälle in OÖ
Das trifft sich mit der Verteilung der neuen bestätigten Ansteckungen. Was die Anzahl der Neuinfektionen betrifft, so sind mit 1.532 die meisten aus Oberösterreich gemeldet worden, gefolgt von der Steiermark mit 1.337 und Wien mit 850. Tirol meldete 817 neue Infektionen, Salzburg 678, Niederösterreich 510, Vorarlberg 320, im Burgenland gab es 214 Fälle, in Kärnten 206. Laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) liegt die Sieben-Tages-Inzidenz nun bei 422 Fällen pro 100.000 Einwohner.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wollte dennoch am Freitag noch keine Verschärfung von Maßnahmen in den Raum stellen. Dazu müsse man erst sehen, wie sich der Lockdown auswirke. Es sei noch „viel zu früh“, um jetzt bereits Folgen des Lockdowns mit Gastronomieschließung und Ausgangsbeschränkungen zu sehen: Es sei mit einer Verzögerung von bis zu 14 Tagen zu rechnen, das wisse man aus Erfahrungen mit der CoronaWelle im Frühjahr. Evaluiert werde am Freitag nächster Woche, betonte Anschober. Dann würde über mögliche Verschärfungen entschieden.
Dennoch denkt der Minister positiv: Er hoffe, schon zu Beginn der kommenden Woche Auswirkungen des Lockdowns zu spüren − will heißen, gesunkene Infektionszahlen vermelden zu können.
63 Fälle in Eisenstädter Flüchtlingsheim
In einem Grundversorgungsquartier in Eisenstadt sind insgesamt 63 Personen, sowohl Asylwerber als auch Mitarbeiter, positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die infizierten Bewohner wurden isoliert untergebracht und das komplette Quartier unter behördliche Quarantäne gestellt, teilte der Koordinationsstab Coronavirus des Landes Burgenland am Freitag mit. Eine Überwachung der Quarantäne durch die Polizei wurde angeordnet. Das Quartier sei bereits im Vorfeld unter Quarantäne gestellt worden, nachdem erste CoronavirusFälle aufgetreten seien. Bei einer daraufhin durchgeführten Umfeldtestung seien dann weitere Bewohner und Mitarbeiter positiv getestet worden, betonte der Koordinationsstab.
*** Drive-in-Teststationen werden in NÖ ausgebaut Angesichts der hohen Zuwachsrate an Corona-Infektionen werden die Drive-inTeststationen in Niederösterreich erweitert. Zu den sechs bestehenden Standorten sollen noch im November Korneuburg und Schwechat (Bezirk Bruck a. d. Leitha) kommen, hieß es aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Am Freitag wurde zur Entlastung in St. Pölten eine Pop-up-Teststation am VAZ-Gelände eröffnet. Die Inbetriebnahme dieses zweiten Standorts in der nö. Landeshauptstadt sei unter anderem verstärkten Wartezeiten
geschuldet. Diese habe es an einigen Tagen an der bisherigen Teststation in der Linzer Straße gegeben, sagte ein Sprecher von Königsberger-Ludwig.
***
Bayern verschärft seine Einreise-Verordnung Bayern hat seine Einreisequarantäne-Verordnung verschärft. Ab Montag wird eine digitale Reisenanmeldung unter einreiseanmeldung.de benötigt, ebenso gibt es eine Mindestdauer der Quarantäne von fünf Tagen nach der Einreise. Weiterhin ungehindert möglich ist die Durchreise. Grenzgänger, die aus einem Risikogebiet (z. B. Vorarlberg) zur Arbeit regelmäßig nach Bayern pendeln, sind zwar von der Quarantänepflicht ausgenommen, müssen sich jedoch weiterhin wöchentlich testen lassen. Derweil reduzieren die ÖBB den internationalen Fernverkehr auf einigen Strecken. Betroffen sind Verbindungen von Villach nach Venedig und einige Züge auf der Brennerachse von München über Innsbruck nach Verona, einzelne Züge nach Slowenien und in die Slowakei sowie die meisten internationalen Nightjet.
*** Grippe-Impfung von der SPÖ-Chefin
In der sogenannten „Wiener Impfbim“, einer Straßenbahn, die ihren Standort wechselt, wird eine gratis Grippeimpfung angeboten. Verabreicht wurden die Spritzen am Freitag von SPÖ-Chefin (und Ärztin) Pamela Rendi-Wagner. Sie hatte im Oktober angekündigt, während der Corona-Krise einmal pro Woche beim Samariterbund mitarbeiten zu wollen.
*** Haushalte haben 565 Euro weniger zur Verfügung
43 Prozent der österreichischen Haushalte haben nach dem ersten Lockdown Einkommenseinbußen erlitten. Mehr als ein Drittel der Haushalte (36 Prozent) kämpft weiterhin mit deutlichen Einbußen, zeigt eine Umfrage von durchblicker.at, bei der im Oktober 1.200 Personen befragt wurden. Im Durchschnitt hatten die betroffenen Haushalte demnach im Oktober 565 Euro weniger zur Verfügung als vor der Corona-Krise.