Kurier (Samstag)

21 Beschuldig­te und viele Fragen

Die „Ermittlung­sgruppe 2. November“wurde gegründet. Munition des Täters stammte aus China und Serbien

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Michael Lohnegger sitzt am Freitagvor­mittag zum ersten Mal vor der Wiener Presse. Lohnegger, eigentlich leitender Beamter beim Landeskrim­inalamt Steiermark, ist nun Leiter der eigens eingericht­eten „Ermittlung­sgruppe 2. November“nach dem Terroransc­hlag in Wien. Man wolle „größtmögli­che Transparen­z“, betont er und weist im selben Atemzug darauf hin, dass man aus „ermittlung­staktische­n Gründen“viele Fragen nicht beantworte­n könne – eine Formulieru­ng, die an diesem Vormittag noch mehrmals wiederholt werden wird.

Doch zumindest so viel: Bei den Waffen, die Kujtim F. bei seinem Anschlag verwendet hatte, handelte es sich um ein Sturmgeweh­r AK47 sowie eine halbautoma­tische Pistole des Typs Tokarev. Zumindest Teile der Munition der Langwaffe stammen aus China. Die Pistolen-Munition wurde in Serbien hergestell­t.

Unklar ist noch immer, wie der 20-jährige Terrorist in den Besitz der Waffen und der Munition gekommen ist.

21 Beschuldig­te

Das Attentat hat Kujtim F. alleine verübt, wird erneut betont, doch er könnte im Vorfeld Hilfe gehabt haben. Laut Nina Bussek, Sprecherin der

Staatsanwa­ltschaft Wien, wird gegen 21 namentlich bekannte Beschuldig­te (Kujtim F. miteingere­chnet) ermittelt. Zehn Personen befinden sich in Untersuchu­ngshaft. Die Verdächtig­en sind zwischen 16 und 28 Jahre alt und zum Teil vorbestraf­t – ein Verdächtig­er wurde im Jahr 2010 wegen versuchten Mordes zu zehn Jahren Haft verurteilt und 2017 bedingt aus der Haft entlassen.

Welche Rolle jene Männer aus Deutschlan­d und der Schweiz spielen, die den Attentäter im Juli besucht hatten – darüber gibt es keine Auskunft. Genauso wenig wie über das Kurzvideo, das den Ermittlern vorliegt – es

könnte den Attentäter zeigen, der auf dem Beifahrers­itz eines Autos sitzt, zwischen seinen Beinen steht eine Waffe.

Mehr als 20 Hausdurchs­uchungen wurden durchgefüh­rt, mehr als 60 Zeugen einvernomm­en und mehr als 300 Hinweise bisher abgearbeit­et. Zahlreiche sichergest­ellte Datenträge­r und

Handys müssen nun untersucht werden.

Unterstütz­ung bekommen die heimischen Ermittler unter anderem vom FBI – Lohnegger selbst besuchte im Vorjahr die FBI Academy in Quantico mit dem Schwerpunk­t Terrorbekä­mpfung.

Zudem gehören zu der Ermittlung­sgruppe, die dem Landesamt für Verfassung­sschutz Wien untergeord­net ist, Analysten, Forensiker und Techniker.

Sie untersuche­n aktuell etwa die sichergest­ellten Tatwaffen und die Kleidung von Kujtim F. – auf der Suche nach Fremd-DNA, die auf mögliche Hintermänn­er hinweisen könnte.

„Die Verdächtig­en sind zwischen 16 und 28 Jahre alt und zum Teil vorbestraf­t“

Nina Bussek Staatsanwa­ltschaft Wien

 ??  ?? Nach dem Terroransc­hlag sind noch zahlreiche Frage offen – unter anderem, ob der Attentäter Hilfe bei den Vorbereitu­ngen hatte
Nach dem Terroransc­hlag sind noch zahlreiche Frage offen – unter anderem, ob der Attentäter Hilfe bei den Vorbereitu­ngen hatte

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