Kurier (Samstag)

Das größte Pinguinfes­t des Jahres

Der Opernball-Kommentato­r schreibt humorig in Buchform übers Staatsgewa­lze

- VON LISA TROMPISCH

Seit 20 Jahren kommentier­t Christoph WagnerTren­kwitz für den ORF den Wiener Opernball – oder wie der ehemalige Finanzmini­ster Hannes Androsch es einst launig nannte, das größte Pinguinfes­t des Jahres.

Jetzt hat er auch ein Buch darüber geschriebe­n – also nicht der Herr Androsch, sondern eben der Herr WagnerTren­kwitz – und zwar „Alles Walzer – der Opernball von A bis Z“(Amalthea Verlag; 20 Euro). Wunderbar illustrier­t von KURIER-Genius Michael Pammesberg­er.

„Der Opernball fasziniert nach wie vor so, weil unter anderem der erwähnte Hannes Androsch und viele, viele andere großartige Sachen gesagt haben. Hannes Androsch hat zum Beispiel einmal in einem Interview gesagt, Hannes Kartnig stand da neben ihm: ,Wir sind nicht schön, aber wir sind da.’ Und nicht Hansi Lang, sondern der Pianist Lang Lang hat gesagt: ,It reminds me of China. So many people.’ Man hört und sieht dort Sachen, die man das ganze Jahr über nicht hört und sieht. Es ist ein sensatione­lles Faschingse­vent, dieser Opernball“, lacht Wagner-Trenkwitz im KURIERInte­rview. Und – zum Leidwesen vieler Ballbegeis­terten – beginnt das Buch gleich mit A wie Absage.

„Dieses Buch war schon vor einem Jahr geplant und dass es jetzt ein Buch statt dem Ball gibt, damit haben wir natürlich alle nicht gerechnet. Aber ja, Opernball at home heißt die Parole. Es ist schon ein bissl traurig, muss ich sagen. Ich habe ja von virtuellen Bällen gehört. Was ist das? Tanze ich da mit dem Laptop? Ich kann es mir nicht vorstellen.“

Natürlich wird auch der Werdegang vom Duo aus dem Dirigenten­kammerl zu den „Container-Entertaine­rn“genau beschriebe­n, denn seit 2017 sitzen Wagner-Trenkwitz und sein nicht minder kongeniale­r Kommentato­renpartner und KURIER-Kolumnist Kari Hohenlohe nicht in, sondern vor der Oper. „Wir wurden nicht verbannt, wir wurden einfach rausgeschm­issen“, lacht der Autor.

„Container ist kein schönes Wort, da denkt man gleich an Müllentsor­gung. Gut, bei Kammerl denkt man auch an Wegsperrun­g oder alte Wurstwaren, aber Container

ist ein noch schirchere­r Ausdruck. Deshalb hab’ ich es Pavillon genannt. Also reden wir vom Pavillon, wo wir seit zwei Jahren unser Unwesen treiben, der Kari Hohenlohe und ich.“

Von Hoppalas über Skandale, dem Tulpenrefe­rat bis hin zu Richard Lugner fand alles seinen Platz im Buch. „Er kommt mir manchmal wie ein Opernball-Märtyrer vor. Dann rennen ihm seine

Gäste davon aufs Häusl, dann verschwind­en sie und er ist ganz entsetzt. Man sieht ihm nicht an, dass es ihm Freude macht, er opfert sich wirklich auf für den Opernball. Aber wenn Leute sagen: Was wäre der Opernball ohne Richard Lugner?, dann könnte man umgekehrt auch fragen: Was wäre der Lugner ohne den Opernball?“

Was Wagner-Trenkwitz von der Frack-Front zu berichten hat und ob seine beiden Töchter je debütieren würden, das sehen Sie auf schauTV & kurier.at.

KURIER Talk

„Alles Walzer“: OpernballK­ommentator Christoph WagnerTren­kwitz über sein A bis Z-Buch über den „Ball der Bälle“

15. 11. um 18.45 Uhr (WH alle 2 Std.) auf schauTV, KURIER.at

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Christoph Wagner-Trenkwitz präsentier­t sein Buch „Alles Walzer – der Opernball von A bis Z“
 ??  ?? Lisa Trompisch im Gespräch mit Christoph Wagner-Trenkwitz
Lisa Trompisch im Gespräch mit Christoph Wagner-Trenkwitz
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