Kurier (Samstag)

Hoch, höher, wie geht’s weiter?

Die Wohnungspr­eise in guten Lagen sind auch im Coronajahr 2020 gestiegen. Doch die Haushaltse­inkommen können mit der Entwicklun­g nicht mithalten, die Leistbarke­it sinkt. Welche Folgen zeichnen sich ab?

- VON ULLA GRÜNBACHER

» Während die Corona-Pandemie hierzuland­e eine schwere Rezession ausgelöst hat, ist der Immobilien­markt davon bisher weitgehend unberührt geblieben. Nach einem kurzen Schockmome­nt während des ersten Lockdowns im März hat die Nachfrage nach Wohnraum – vor allem im ländlichen Bereich im Grünen (siehe Grafik) – wieder angezogen. Dennoch ist eine große Verunsiche­rung spürbar, was die künftige Entwicklun­g auf dem Immobilien­markt betrifft. Das führt derzeit dazu, dass Verkäufer abwarten, wie sich der Immobilien­markt entwickelt – und ihre Objekte nicht auf den Markt bringen.

Seit mehr als zehn Jahren gibt es auf dem Wohnungsma­rkt ein Hoch – zumindest aus Sicht der Immobilien­wirtschaft. Seit 2008 sind die Wohnungspr­eise in Österreich im Aufschwung. „Zwischen 2015 und 2019 sind sie um 21 Prozent gestiegen“, rechnet Matthias Reith, Ökonom bei der Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI), vor. In

Matthias Reith, RBI dieser Zeit galt das Motto: Grundbuch statt Sparbuch.

Nach wie vor ist viel Geld da, das veranlagt werden will, am liebsten in sichere Sachwerte, also Betongold. Gleichzeit­ig wird für den Kauf, die Einrichtun­g oder die Sanierung viel Geld aufgenomme­n, das zeigt die Entwicklun­g der Wohnbaukre­dite. Heuer bis einschließ­lich September wurden Wohnbaukre­dite im Ausmaß von 17,2 Milliarden Euro aufgenomme­n. Das ist ein Plus von rund 16 Prozent im Vergleich zu 2019, geht aus aktuellen Zahlen der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) hervor. Die Zinsentwic­klung unterstütz­t diesen Trend zum Investment in Immobilien, die Finanzieru­ngskonditi­onen sind sehr günstig.Konkretlie­gendieHypo­thekarzins­en derzeit laut Raiffeisen-Experten bei 1 bis 1,75 Prozent – und auf diesem Niveau werden sie laut Europäisch­e Zentralban­k (EZB) auch bleiben. Denn steigende Leitzinsen sind in weite Ferne gerückt.

Unter diesen Voraussetz­ungen stehen die Zeichen für einen fortgesetz­ten Aufschwung auf dem Wohnungsma­rkt gut. Allerdings gibt es einige Faktoren, die diesen Trend bremsen könnten. Denn was mit dieser Entwicklun­g nicht mithalten kann, ist die Leistbarke­it von Wohnraum, konkret das Haushaltse­inkommen, sagt Matthias Reith. Im Vergleich zum Einkommen wird Wohnen immer teurer,dieScherez­wischenWoh­nkosten und Einkommen geht immer weiter auf. Während die Reallöhne in den vergangene­n fünf Jahren um knapp fünf Prozent gestiegen sind, haben sich die Mieten um 15 Prozent und die Kaufpreise

„ Zwischen 2015 und 2019 sind die Wohnungspr­eise in Österreich um in Summe 21 Prozent gestiegen.“

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