Salat aus dem Schnee
Die LGV Sonnengemüse bringt als erste klimafit angebautes Gemüse in den Handel, das bei uns im Winter geerntet wird.
Bei der Familie von Wolfgang Palme läuft es schon jahrelang so, dass der Salat für das Weihnachtsmenü frisch vom Beet aus dem Garten kommt. Auch direkt aus dem Schnee. Doch da geht noch viel mehr als nur Salat. Bis heute hat Palme auf der Versuchsstation Zinsenhof der Forschungsanstalt Schönbrunn, für die er als Leiter der Gemüseabteilung tätig ist, schon 120 Sorten auf ihre Wintertauglichkeit getestet. Zunächst waren nur einige wenige Biobauern und Forschungspartner auf der Suche nach klimafitten Anbaumethoden an der Teilnahme
Gemüseexperte Wolfgang Palme investierte 13 Jahre Forschungsarbeit in „Snow Food“
wirklich interessiert. Manche reagierten sogar ablehnend auf diese Anbautechnik, die statt Hightech nur überliefertes oder zum Teil eben erst neu entdecktes Know-how verlangte. Heute ist es die LGV Sonnengemüse, die mit sechs Betrieben (der Bio-Anteil liegt bei knapp 50 %) als Pionier Winterfrischgemüse in Wien und im Burgenland großflächig anbauen lässt und mit ihrer ersten Ernte, die eben begonnen hat, den Lebensmittelhandel beliefert. Wenn auch zunächst in überschaubarem Ausmaß. Der Anfang von „Snow Food“ist einem Zufall, beziehungsweise einer Nachlässigkeit
zu verdanken. Als 2007 auf einem der Zinsenhofer Versuchsfelder ein Sortiment an Spezialsalaten aus Versehen stehen geblieben war, ahnte noch niemand, dass aus dieser Entdeckung
Josef Peck, Vorstand der LGV Sonnengemüse, rechnet mit 25 Tonnen Winterernte
eine neue Produktionsnische entstehen würde. Die Salate erwiesen sich nämlich als wesentlich frostfester als sie das nach Lehrbuch hätten sein dürfen. Statt planmäßig bei minus drei bis minus fünf Grad zu erfrieren, erfreuten sie sich während des ganzen Winters knackiger Frische und Gesundheit.
Energie sparen
Bei weiteren Versuchen stellte sich heraus, dass viele Gemüsearten in ihrer Fähigkeit, Frostperioden zu überstehen, völlig unterschätzt wurden. „Wir sollten die Kältetoleranz unserer Kulturpflanzen besser ausschöpfen“, sagt Palme, „statt für den Einsatz von Intensivtechnik einen hohen Preis zu zahlen“. Winterfrisches Gemüse lässt sich nämlich ganz ohne Zufuhr von Heizenergie und künstlichem Licht produzieren - im Glashaus, im Folientunnel oder unter der Hochbeethau
Salat, der nicht im geheizten Glashaus, sondern im Schnee geerntet wird. Radieschen kann man nach Weihnachten aussäen
be. Und das direkt in der Region, was auch lange Transportwege spart. Wunderbarerweise ist diese Low Energy-Methode dem Geschmack des Gemüses auch noch zusätzlich bekömmlich. Josef Peck, der Geschäftsführer von LGV Sonnengemüse, rechnet in diesem ersten Jahr mit 25 Tonnen Gemüse von zunächst 20 Sorten, die im Handel unter der Marke „LGV Gärtner Gemüse“ab dem 16. November angeboten werden, im „Gärtnergschäftl“in der Wiener Kettenbrückengasse beim Naschmarkt und in ausgewählten Supermärkten.
Die City Farm Augarten, die in Kooperation mit dem Grüne Welt Journal entstanden ist, steht, wie schon die Jahre zuvor, auch in diesem Winter allen Urban Gardenern mit ihrer Erfahrung und ihren Programmangeboten als Anlaufstelle zur Verfügung. Damit auch im eigenen Garten und auf dem Balkon mit „Snow Food“in großer Vielfalt experimentiert und bis in den März hinein geerntet werden kann. Ein heißer AnbauTipp für die kalte Jahreszeit: besorgen Sie sich rechtzeitig ihr Radieschen-Saatgut, das muss nämlich gleich nach Weihnachten raus ins Beet.
Buchtipp: Ernte mich im Winter. Einfach immer frisches Gemüse. Wolfgang Palme, Löwenzahn Verlag, 24,90€.
IBLÜTEN NASCHEN RUND UMS JAHR
n Michael Diewalds Manufaktur werden auf Wiesen, von Hecken, im Wienerwald, auf der Gstätten oder auf dem Dachgarten gesammelte Blüten, Blätter und Wildfrüchte frisch geerntet verarbeitet. Es gibt sie zu Zuckerblüten veredelt und haltbar gemacht, aber auch püriert als Blütenzucker, in der Bonbonniere und auf Törtchen. Eine gute Idee, nicht nur andere, sondern auch sich selbst zu erfreuen.