Ein aufgeladener Demo-Samstag
Wien. Die Polizei ist auf alles gefasst: Fünf CoronaKundgebungen sind heute in Wien geplant, zudem eine Gegendemo. Speziell in der City könnte sich die Stimmung aufheizen.
Es könnte unangenehm werden in Wien am heutigen Samstag ...
Ein Großaufgebot der Polizei steht rund um die angekündigten Corona-Demos bereit. Insgesamt werden fünf Corona-Kundgebungen stattfinden, zudem eine Gegendemo. Rund um das Ausweichquartier des Parlaments gilt ab 9 Uhr ein Platzverbot. Auch Politiker haben ihr Kommen zugesagt, darunter FPÖ-Generalsekretär Christian Schnedlitz und Heinz-Christian Strache.
Wie groß die Demonstrationen sind (die ersten starten bereits um 9 Uhr), ist unklar. Martin Rutter, der hauptverantwortliche Organisator, rechnet mit 10.000 Menschen. Busse aus den Bundesländern wurden organisiert. Wie viele, darüber hüllt man sich in Schweigen. Auch ein Traktor- und ein Taxi-Konvoi sind angeblich geplant.
„Massive Sorgen“
Bei der Polizei stuft man die Situation als kritisch ein, die Stimmung ist aufgeheizt. „Ich habe massive Sorgen“, sagt die Leiterin des Extremismusreferats im Bundesamt für Verfassungsschutz im Gespräch mit dem KURIER. Selbst Terroranschläge will die Spitzenbeamtin in dieser Szene nicht ausschließen: „Das passiert vielleicht nicht heute oder morgen, aber vielleicht übermorgen.“
Sorge bereitet den Ermittlern auch, dass seit dem Frühjahr rechtsextreme Kader die Bewegung der Corona-Maßnahmenkritiker und -Leugner unterwandern. Zuletzt erst wurde in diesem Umfeld ein riesiges Waffenlager mit Sprengstoff entdeckt. Gleichzeitig rufen CoronaGegner im Internet dazu auf, Wachzimmer und öffentliche Gebäude anzugreifen.
„Ich warne sehr davor, dies auch nur irgendwie zu unterschätzen“, sagt die Leiterin des Extremismusreferats. Es sei „ein Gemisch aus allem, das sich jederzeit entladen kann“. Auch Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) warnt vor „nicht zu unterschätzenden Konfliktpotenzial“. Unter den mobilisierenden Gruppierungen würden sich unter anderem Vertreter des Schwarzen Blocks, aber auch staatsfeindliche Verbindungen wie die Reichsbürger-Bewegung befinden. Von rechtsextremer Seite wurden vor allem die Identitäre Bewegung und „Die Österreicher DO5“genannt. Nehammer kündigte an, dass eine Missachtung der Auflagen wie das Nicht-Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes oder mangelnder Abstand nicht toleriert und konsequent angezeigt werden.
Verkehrstechnisch dürfte der Samstag in Wien auf alle
Fälle ein Albtraum werden: In halb Wien werden bereits ab 9 Uhr Früh Demonstranten unterwegs sein. Ab 13 Uhr treffen sie sich dann in der Innenstadt – unter einem enormen Polizeiaufkommen.
Die Routen
Um 9 Uhr gibt es mehrere Treffpunkte für Sternmärsche, die alle unter einem Titel stattfinden: „Zum Schutz der Österreichischen Verfassung und unser aller Menschenrechte“.
Treffpunkte sind beim Busterminal Erdberg, am Reumannplatz, den U-BahnStationen Ottakring, Hütteldorfer Straße, Hietzing, Handelskai,
Kagraner Platz und Donaumarina. Die Demozüge treffen sich um 13 Uhr am Heldenplatz, wo die (polizeilich untersagte) Großkundgebung stattfindet.
Zeitgleich und nur wenige hundert Meter entfernt sammeln sich die Gegendemonstranten am Graben. Weitere Demozüge marschieren über den Ring, am Maria-Theresien-Platz, der Kärntner Straße und am Karlsplatz.
Temporäre Straßensperren und Verkehrsbeeinträchtigungen sind programmiert. Die Polizei rät Autofahrern, die Innenstadt großräumig zu umfahren oder auf öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen.