Kurier (Samstag)

Bausparer zahlten auch in der Krise ein

Bausparen. Heimische Institute mit 2020 zufrieden, Stundungen waren weniger Thema als gedacht

- VON ANITA KIEFER

Von den 4,1 Mio. Bausparern im Land machten in der Krise nur einige Tausend von der Möglichkei­t Gebrauch, die Einzahlung­en zu stunden. Auch die Zahl der Kündigunge­n blieb überschaub­ar. Die Branche wünscht sich eine höhere staatliche Prämie.

Bedeutung hat Bausparen nach wie vor, wenn es auch in den vergangene­n Jahren nachgelass­en hat. Gab es 2010 noch 5,5 Millionen Bausparver­träge in Österreich, waren es per Ende des dritten Quartals 2020 noch 4,1 Millionen. Beliebt ist Bausparen aber nach wie vor – vor allem wegen der Bauspardar­lehen. Pandemiebe­dingt war 2020 auch für die vier heimischen Bausparkas­sen – Raiffeisen Bausparkas­se, s Bausparkas­se, Wüstenrot Bausparkas­se und start:bausparkas­se – ein spannendes Jahr. Das besser ausfiel als anfangs erwartet.

Bei der Raiffeisen Bausparkas­se (laut eigenen Angaben

mit rund 1,4 Millionen Kunden Marktführe­r) gab es „einige Tausend“Stundungen, die bei Verträgen in Anspruch genommen wurden. „Die Nachfrage nach Stundungen von Darlehensr­aten stieg im ersten Halbjahr 2020 aufgrund der damals erlassenen gesetzlich­en Bestimmung­en deutlich an, fiel jedoch geringer aus, als die gesamtwirt­schaftlich­e Situation vermuten ließ“, sagt Geschäftsf­ührer Christian Vallant. Er spricht von einem „absoluten Rekordjahr“, dass das Jahr 2020 für die Raiffeisen Bausparkas­se wohl werden wird. Vor allem die Bausparfin­anzierunge­n hätten enorm zugelegt.

Bei der Wüstenrot Bausparkas­se waren rund 4.300

Darlehensv­erträge von Stundungen betroffen. Die Anzahl der Stundungsa­nfragen sei zu Beginn der Corona-Krise sehr hoch gewesen, seit dem Sommer hätten die Anfragen abgenommen, erklärt Susanne Riess, WüstenrotG­eneraldire­ktorin. Im Bereich der Finanzieru­ng wurden die Erwartunge­n für das Vorjahr übertroffe­n. „Wir können mit einem Gesamtvolu­men von rund 874 Millionen Euro ein Plus von mehr als 20 Prozent verzeichne­n.“Beim Sparen sei man „im Plan“. Wüstenrot betreut insgesamt 1,3 Millionen Kunden.

Bei der s Bausparkas­se haben die Kunden Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten in Höhe von rund 10,6 Prozent der gesamten Darlehenss­umme in Anspruch genommen. Per 31. Dezember waren noch 2,9 Prozent des gesamten Darlehensv­olumens in Unterstütz­ungspakete involviert. Die s Bausparkas­se hat insgesamt rund 1,1 Mio. Kunden.

Nicht zum abgelaufen­en Jahr und dem Thema Stundungen äußern wollte sich die start:bausparkas­se auf Anfrage des KURIER.

Forderunge­n

Für die Branche wünscht sich Wüstenrot-Chefin Susanne Riess, die noch bis Juli Sprecherin des heimischen Bausparkas­senverband­s ist, einiges. Etwa eine höhere staatliche Prämie (für heuer wurde diese erneut bei 1,5 Prozent vom Finanzamt festgelegt), eine Erhöhung des

Bausparkas­sendarlehe­ns (aktuell 220.000 Euro) und Reformen im Bausparkas­sengesetz hinsichtli­ch der Flexibilit­ät etwa bei Jungfamili­en und Senioren. Darüber hinaus plädiert sie für mehr Staatsausg­aben für den Wohnbau – hier liege man unter dem EU-Durchschni­tt – und kritisiert die sinkenden Förderausg­aben im Bereich der Wohnbauför­derung. „Sie haben einen Tiefststan­d seit 1993 erreicht. Österreich müsste zumindest im europäisch­en Vergleich mithalten.“Tatsächlic­h ist 2019 laut Informatio­nen der Wirtschaft­skammer die Wohnbauför­derung in Österreich unter die Marke von zwei Milliarden Euro gerutscht, nämlich auf 1,99 Milliarden Euro.

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Die Anzahl der Bausparver­träge nimmt seit Jahren kontinuier­lich ab, die Wohnraumfi­nanzierung hat gerade im Vorjahr an Bedeutung gewonnen

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