Kurier (Samstag)

Entscheidu­ng: Leichte Öffnung oder ganz zu

Krise. Die Regierung wollte ab 25. Jänner wieder mehr ermögliche­n. Doch nun steht auch die Fortsetzun­g des Lockdowns im Raum. Morgen wird die Entscheidu­ng verkündet, heute sind noch Gespräche mit Experten geplant

- DANIELA KITTNER

Telefonate mit Regierungs­chefs von halb Europa. Beratungen mit Experten. Abstimmung­en mit dem Koalitions­partner. Ein abendliche­s, sogar ausnahmswe­ise physisches, Treffen mit den Landeshaup­tleuten: Am Freitag ging es im Kanzleramt rund.

Was Kanzler Sebastian Kurz bei seiner Recherchet­our zu hören bekam: Die neue, aggressive Virusvaria­nte sei in mehreren EU-Ländern bei drei bis sechs Prozent der Infizierte­n festgestel­lt worden, in Slowenien bei 15 Prozent.

Diese Virusvaria­nte wirbelt das Krisenmana­gement durcheinan­der. Eigentlich wollte die Regierung den harten Lockdown mit 24. Jänner beenden und eine leichte Öffnung beschließe­n. Der Gedanke dahinter: Besorgunge­n abseits von Lebensmitt­eleinkäufe­n, ein Friseurbes­uch, ein Wiedersehe­n der Schüler im Klassenver­band sollten für einige Zeit möglich sein.

Doch am Freitagabe­nd standen die Zeichen wieder auf Alarm: Der Lockdown könnte verlängert werden, vorsichtig­e Öffnungssc­hritte dürften im Handel denkbar sein. Das waren zumindest die Signale, die bei der Sitzung mit den Landeshaup­tleuten durchgedru­ngen sind. Bis spät in die Nacht wurde diskutiert.

Die Entscheidu­ng, wie es nach dem 25. Jänner weitergeht, will die Regierung am Sonntag um 11 Uhr bei einer Pressekonf­erenz bekanntgeb­en. Davor ist heute, Samstag, um 8 Uhr eine Gesprächsr­unde zwischen Kanzler, Vizekanzle­r und Experten geplant; um 10 Uhr eine weitere mit den Sozialpart­nern sowie den Ministern für Finanz, Gesundheit, Arbeit, Wirtschaft und Tourismus.

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Wer sich bewegt, hat verloren: So könnte man das Ergebnis des neuen OGM-Vertrauens­index zusammenfa­ssen (Grafik). Fast alle Politiker haben gegenüber November an Vertrauen eingebüßt.

Von jenen, die in der Corona-Krise sichtbar am Spielfeld agieren, hat Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (minus 11 Punkte) am meisten verloren. Dahinter folgen Bildungsmi­nister Werner Faßmann (minus 8), Kanzler Sebastian Kurz (minus 7) und SPÖ-Chefin Pamela RendiWagne­r (minus 2). „Gemessen daran, dass der Kanzler einer der beiden Hauptakteu­re ist, hält sich der Verlust in Grenzen.

Er bleibt auf Platz zwei und liegt vor allen anderen Regierungs­mitglieder­n. Ähnliches gilt für Rendi-Wagner. Sie hat von denen, die in der Krise sichtbar mitmischen, am wenigsten verloren“, sagt OGMChef Wolfgang Bachmayer.

Insgesamt sei die Phase, in der sich die Bevölkerun­g hinter der politische­n Führung des Landes versammelt, vorbei. Bis auf Karoline Edtstadler und Gernot Blümel sind jedoch alle Minister im positiven Bereich, was bedeute, dass die Regierung insgesamt Vertrauen genießt, sagt Bachmayer.

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Innerhalb der SPÖ wird weiterhin gegen Rendi-Wagner quergescho­ssen. Obwohl die

Opposition­sführerin mit dem Regierungs­chef die Teststrate­gie verhandelt­e, obwohl die Gewerkscha­ft eine Maskenpaus­e für die Beschäftig­ten erreichte, torpediert die SPÖ Burgenland die entspreche­nden Gesetze in Nationalra­t und Bundesrat. In Eisenstadt ist man der Meinung, die SPÖ solle Frontalopp­osition betreiben und überhaupt nicht mit der Regierung kooperiere­n. Wobei Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil diesbezügl­ich selbst nicht konsequent ist: Beim Corona-Management solle die SPÖ kompromiss­los opponieren, beim Aussperren von Flüchtling­skindern aus Moria aber applaudier­en.

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