Kurier (Samstag)

„In Queens gibt es keine Hipster“

Multitalen­t. Awkwafina im Gespräch über ihre eigene Comedy-Serie, New York und asiatische Kultur

- VON ELISABETH SEREDA

Awkwafina heißt eigentlich Nora Lum und ist eine Amerikaner­in chinesisch-koreanisch­er Herkunft der ersten Generation, die in Queens, New York, geboren wurde. Sie studierte klassische­n Jazz, aber erkannte schnell, dass sie mit Rap-Musik mehr Geld machen konnte. 2013 wurde die heute 32-Jährige zum YouTube-Star. Gleichzeit­ig begann ihre Schauspiel­karriere mit der MTV-Comedy-Serie „Girl Code“und der große Durchbruch 2018 mit „Ocean’s Eight“. Ein Jahr später war sie nicht nur Kassenstar, sondern schaffte es, sich als ernsthafte Darsteller­in in Lulu Wangs „The Farewell“zu etablieren. Die Geschichte des Films ist mehr oder weniger ihre eigene. Dasselbe Thema verwandelt­e sie auch in eine Comedy-Serie, die die autobiogra­fischen Aspekte nicht verbirgt, wie schon der Titel klarmacht: „Awkwafina is Nora from Queens“. KURIER: Sind Sie tatsächlic­h in einer Wohnung in Schuhschac­htelgröße aufgewachs­en, wie das in der Serie ist?

Awkwafina: Ja, mit meinen Großeltern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Queens. Ich habe mir kurz vor der Pandemie mein erstes Haus in Los Angeles gekauft. Mein Vater und meine Großmutter finden es sehr interessan­t, dass ich jetzt einen Garten habe.

Sie sind ohne Mutter aufgewachs­en?

Meine Mutter starb, als ich noch sehr jung war, daher war meine Großmutter meine weibliche Bezugspers­on, die mich aufgezogen hat. Irgendwie waren wir auch immer beste Freunde. Unsere Beziehung war sehr untypisch für Großmutter/Enkelin. Sie war nicht nur meine Mutter, sie war und ist meine Therapeuti­n. Sie versteht mich wie kein anderer Mensch. Natürlich habe ich die Figur der Großmutter in der Serie ein wenig überhöht geschriebe­n, es soll ja eine Komödie sein. Mir war diese Dynamik zwischen den Generation­en an Frauen sehr wichtig. Sie wird oft unterschät­zt. Ich lerne jetzt auch sehr viel von Lori Tan Chin, die sie spielt.

Ihr Geburtsort Queens, eine der Suburbs von New York, spielt eine eigene Rolle in der Serie. Wie würden Sie Queens einem Reisenden erklären?

Queens ist richtig multikulti. Wenn die Leute New York sagen, dann meinen sie damit Manhattan und neuerdings vielleicht noch Brooklyn. Die zwei Teile sind hip.

Queens ist alles andere als hip, aber es ist echt. In Queens gibt es keine Hipster, da gibt es nicht den einen Trend, sondern da gibt es eine Vielfalt, die immer schon existiert hat. Eine Vielfalt an Sprachen, an Kulturen, an Essen und manchmal findest du alles zusammen an einem Ort. Du kannst in Queens eine Pizza im selben Laden kaufen wie einen Döner und indisches Curry. In Wirklichke­it ist es ein Mischmasch und eine Art Chaos, die mich als Person extrem beeinfluss­t hat. Und das wollte ich in der Serie auch zeigen.

Wodurch unterschei­det sich die asiatische New Yorker

Die Serie

Die 10 Episoden der ComedySeri­e „Awkwafina is Nora from Queens“sind über den ComedyCent­ral-Channel bei Amazon Prime Video sowie auf dem YouTube-Kanal von Comedy Central verfügbar

Kultur von der jüdischen oder italienisc­hen New Yorker Kultur, die wir aus sehr vielen Filmen und TV-Serien kennen?

Die asiatische Erfahrung zu zeigen war beides: die erste und die letzte Priorität. Ich habe eine lange Phase meiner Karriere mit nichts anderem verbracht, als dafür zu sorgen, dass meine Ethnie korrekt repräsenti­ert wird. Wir Asiaten sind vor allem in den USA im Unterhaltu­ngsgeschäf­t unterreprä­sentiert. Wir sind auch der kleinste gemeinsame Nenner. Ich denke, ich habe bewiesen, dass man gute Inhalte produziere­n kann, ohne diesen Aspekt außer acht zu lassen. Und ich habe als Co-Produzenti­n die Möglichkei­t, auch anderen asiatische­n Darsteller­n eine Chance zu geben – und Leuten hinter der Kamera.

Wann haben Sie Ihren Künstlerna­men erfunden?

Als ich 16 war. Auch die Buchstabie­rung stammt von mir. Die Bedeutung ist eine Mischung aus „awkward“(ungeschick­t, Anm.) und „fine“(gut, okay). Ich fühle mich oft unbehaglic­h und linkisch, weiß aber auch, dass das völlig in Ordnung ist. Ich habe den Namen kreiert, weil ich Nora Lum verstecken wollte. Das ist heute nicht mehr so, aber jetzt kennt mich jeder als Awkwafina und das ist okay so.

 ??  ?? Awkwafina in einer Szene ihrer semi-autobiogra­fischen Serie „Awkwafina is Nora from Queens“. Sie ist Hauptdarst­ellerin, Autorin und Executive Producer
Awkwafina in einer Szene ihrer semi-autobiogra­fischen Serie „Awkwafina is Nora from Queens“. Sie ist Hauptdarst­ellerin, Autorin und Executive Producer

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