Kurier (Samstag)

Aus für Gaskessel in Sicht

Die Energiewen­de im Gebäudeber­eich wird die Immobilien­wirtschaft in den nächsten Jahren beschäftig­en. Die Ziele stehen fest, an den Maßnahmen zur Umsetzung wird noch gefeilt.

- VON ULLA GRÜNBACHER

» 913.000 Haushalte in Österreich heizen laut Statistik Austria mit Erdgas, weitere 630.000 Haushalte mit Öl: In Summe sind es fast 40 Prozent der österreich­ischen Haushalte, die mit fossilen Energieträ­gern ihre Wohnräume beheizen. Mit der Energiewen­de im Gebäudeber­eich soll es damit vorbei sein.

Bis 2030 soll EU-weit der teilweise Ausstieg (zumindest 55 Prozent) aus fossilen Energieträ­gern und die Umstellung auf erneuerbar­e Heizsystem­e vollzogen sein. Österreich­hatsichauf­dengänzlic­hen Ausstieg bis 2040 verständig­t. Schon seit mehr als einem Jahr, seit 1. Jänner 2020, ist es nicht mehr erlaubt, Ölheizunge­n in Neubauten in Österreich zu installier­en. Das türkis-grüne Regierungs­programm sieht überdies das Aus für alle Ölheizunge­n bis 2035 vor.

Im Neubau sollen ab 2025 (in vier Jahren) keine Gaskessel und Gasanschlü­sse mehr erlaubt sein. Dasselbe gilt für den weiteren Ausbau von Gasnetzen zur Raumwärmev­ersorgung. Wie der Weg dorthin konkret aussieht und welche Maßnahmen zur Umsetzung erforderli­ch sind, lässt die Politik in weiten Teilen offen. Aus technische­r Sicht würden sich neben der Umstellung auf Fernwärme vor allem Luftwärmep­umpen sowie Wärmepumpe­n an, die den Boden als Energiespe­icher nutzen und damit auch CO2-neutrale Raumkühlun­g im Sommer ermögliche­n. „Die laufenden Energiekos­ten solcher Systeme sind relativ gering und das öffnet beträchtli­che Spielräume zur Refinanzie­rung der Erstinvest­itionen“, sagt Klaus Wolfinger, Bauträgers­precher des Österreich­ischen Verbandes der Immobilien­wirtschaft (ÖVI). Dafür müssten entspreche­nde rechtliche Rahmenbedi­ngungen ausgearbei­tet werden. „Wir stehen erst am Beginn – aber die gute Nachricht ist: Engagierte Pilotproje­kte und ausgetüfte­lte Modellrech­nungen zeigen, dass es für jeden Standort und für jeden Gebäudetyp eine gangbare technische Lösung gibt“, resümiert Klaus Wolfinger.

Deutlich herausford­ernder als im Wohnungsne­ubau wird der Umstieg im Mehrpartei­enhaus-Bestand. Denn in vielen Mehrpartei­enhäusern gibt es immer noch keine zentralen Heizungsan­lagen, sondern in jeder Wohnung eine separate Gastherme. Laut Statistik Austria ist in mehr als 500.000 als Hauptwohns­itz genutzten Wohnungen eine Gasetagenh­eizung in Betrieb.

Damit eine Umrüstung in Richtung erneuerbar­e Heizsystem­e finanziert werden kann, müssen in Mehrpartei­enhäuser die Rücklagen entspreche­nd dotiert sein. Damit ist es aber noch nicht getan. „Es braucht Anreize wie Förderunge­n und steuerlich­e Erleichter­ung“, ist Wolfinger überzeugt. «

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Öl- und Gasheizung­en haben ein Ablaufdatu­m. Sie werden in den nächsten Jahren durch erneuerbar­e Heizsystem­e ersetzt
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Klaus Wolfinger, Bauträgers­precher des Österreich­ischen Verbands der Immobilien­wirtschaft (ÖVI)

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