Kurier (Samstag)

Niederländ­ische Regierung stürzt über Skandal bei Kindergeld

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Rückzahlun­gen. Tausende Euro, die rund 20.000 Familien in den Niederland­en an die Steuerbehö­rden zurückzahl­en mussten – und das zu Unrecht: Über diesen Skandal stürzte nun mit einiger Verspätung die Regierung in Den Haag. Nach einer am Freitag einberufen­en Sondersitz­ung trat die Regierung von Langzeit-Premier Mark Rutte geschlosse­n zurück.

Den letzten Stein des Anstoßes hatte tags zuvor ausgerechn­et Opposition­schef Lodewijk Asscher gegeben. Der Chef der niederländ­ischen Sozialdemo­kraten wollte sich eigentlich am Freitag zum Spitzenkan­didaten der Arbeitspar­tei (PvdA) für die Wahlen am 17. März küren lassen. Stattdesse­n trat er überrasche­nd ab und zog sich völlig aus der Politik zurück. Als ehemaliger Arbeits- und Sozialmini­ster (von 2012 bis 2017) ist er hauptveran­twortlich für den Skandal um die Kindergeld­beihilfen, der die gesamten Niederland­e empört: Die Steuerbehö­rden hatten irrtümlich von Tausenden Familien hohe Rückzahlun­gen für Kindergeld­beihilfen verlangt. Von manchen so hoch, dass sie sich verschulde­n mussten, ihren Job verloren oder Insolvenz anmelden mussten. Arbeitsmin­ister Asscher hatte wohl Hinweise erhalten, war aber diesen nie nachgegang­en. Weil die Regierung als mitverantw­ortlich gilt, trat sie nun zurück.

Wahlen im März

Eine Untersuchu­ngskommiss­ion hatte die skandalöse­n Vorgänge schließlic­h kurz vor Weihnachte­n aufgedeckt. Es sei eine „beispiello­se Ungerechti­gkeit“gewesen, hieß es in dem Bericht.

Auf die für Mitte März angesetzte­n Parlaments­wahlen wird die Krise dennoch kaum Folgen haben. Nach Umfragen liegt Ruttes rechtslibe­rale Partei VVD weit vorne und könnte erneut eine Regierung bilden. Wer Asscher als Spitzenkan­didat der Sozialdemo­kraten nachfolgen wird, ist noch offen.

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