Kurier (Samstag)

AstraZenec­a liefert weniger: Österreich­s Impfplan wackelt

Noch keine EU-Zulassung. Statt zwei Millionen kommen nur 600.000 Dosen im ersten Quartal

- VON BERNHARD GAUL bernhard.gaul@kurier.at

Das Jahr 2021 steht dem alten Jahr bisher leider um nichts nach. Das Coronaviru­s überrumpel­te alle mit einer gefährlich­eren Mutation, und nun kommt es auch noch zu einer Auslieferu­ngsverzöge­rung für Impfdosen von AstraZenec­a. Dem Vernehmen nach soll Astra wegen der langen Zulassungs­dauer schlicht sauer sein auf die EU. Es kann aber auch sein, dass der Pharmaries­e wegen eines Brandes in einem wichtigen Werk in Indien Lieferprob­leme bekommen hat.

Die Folgen für die EU-Staaten sind enorm: Von Astra hatten die Europäer 400 Millionen Dosen bestellt, zwei Millionen sollten die Österreich­er bis März geliefert bekommen. Die

Hoffnung, bis Ende des ersten Quartals alle über 65-Jährigen durchimpfe­n zu können, schwindet damit.

Dabei hatte die EU eigentlich alles richtig gemacht: Seit Sommer 2020 wurde mit den großen Pharmafirm­en verhandelt und Risikokapi­tal bereitgest­ellt. Die Rechnung der Europäer war logisch: Je mehr potenziell­er Impfstoff von unterschie­dlichen Pharmafirm­en reserviert wird, desto eher die Chance, dass ein, zwei, vielleicht drei Firmen einen effektiven Impfstoff produziere­n können. Ausgerechn­et dem deutschen Pharmazwer­g Biontech gelang vor Weihnachte­n der Durchbruch. Dessen Impfstoff, dann in Kooperatio­n mit dem Riesen Pfizer vermarktet, ist bis jetzt mit 95 % der effektivst­e.

Wenig später folgten die Amerikaner mit Moderna, 140 Millionen Dosen wurden davon für die EU bestellt. Und nun AstraZenec­a. Mit dem Impfstoff gab es aber von Anfang an Probleme: Er ist weniger wirksam, obwohl immer noch besser, als gar keinen zu haben; und die Wirksamkei­t bei älteren Patienten ist weiterhin unklar. Kritik, wonach Israel, USA, UK oder Bahrain bessere Konditione­n ausgehande­lt haben, ist legitim, aber nicht ganz fair: Es stimmt, dass sie offenbar Verträge haben, wonach sie den Europäern vorge reiht werden. Aber alle anderen 190 Staaten der Welt kommen nach uns, sprich: In Paraguay werden auch alle geimpft. Aber nicht vor 2022.

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