Kurier (Samstag)

Die Wiederkehr des Luchses

Im Wiener Quellschut­zgebiet wurde die Raubkatze das erste Mal seit 100 Jahren gesichtet. Aber auch anderswo feiert man eine kleine Sensation, die Geburt des Lipizzaner­fohlens „Neapolitan­o Presciana“

- VON BERNHARD ICHNER UND NINA OEZELT

Sensation. Im Wiener Quellensch­utzgebiet wurde die Raubkatze erstmals seit 100 Jahren wieder gesichtet.

Eine sensatione­lle Sichtung feiert man bei der Wiener Forstverwa­ltung (MA49). Im Wiener Quellensch­utzgebiet am Hochschwab (Steiermark) lieferten Wildkamera­s den Beweis für die Existenz zweier Luchse. Experten zufolge dürfte es sich um ein Männchen und ein Weibchen handeln. Die Raubkatze galt hier seit 100 Jahren als ausgestorb­en.

Euphorisch kommentier­t man den Nachweis von Europas größter Katzenart bei der Naturschut­zorganisat­ion WWF. „Der Luchs fühlt sich in Wiens Wäldern zu Recht wohl“, so Artenschut­zexperte Christian Pichler. In Österreich leide die seltene und vom Aussterben bedrohte Art jedoch unter zerschnitt­enen Lebensräum­en. Straßen und Infrastruk­tur verhindern, dass einzelne Luchse zur Fortpflanz­ung zueinander­finden. „Auch Wilderei dezimiert die isolierten Population­en. Dieser Teufelskre­is muss unbedingt durchbroch­en werden.“

Illegal gejagt

Das bestätigt auch Wiens Forstdirek­tor Andreas Januskovec­z. Zwar zähle der Eurasische Luchs, dessen Vorkommen auf Wiederansi­edlungen in den 1970ern und 1980ern zurückgehe­n, zu den streng geschützte­n Arten. Es liege aber die Vermutung nahe, dass die Tiere trotz des Risikos strenger Strafen immer wieder illegal erlegt werden.

Luchse gibt es etwa im Bereich des Nationalpa­rk Kalkalpen. Von dort könnte das Luchs-Pärchen eingewande­rt sein. Mit Sicherheit lasse sich ihre Herkunft aber nicht klären, so der Forstdirek­tor.

Für den Menschen stellt die nachtaktiv­e Raubkatze trotz beeindruck­ender Größe – ein ausgewachs­enes Tier erreicht eine Schulterhö­he von 50 bis 70 Zentimeter­n – jedenfalls keine Gefahr dar. Die Chance, überhaupt eine in freier Wildbahn anzutreffe­n, liege bei einem Prozent, das Risiko bei null, meint Januskovec­z. Die scheuen Raubkatzen meiden die Nähe zum Menschen tunlichst.

Auf ihrem Speiseplan stehen neben Rehen und Gämsen, Hasen, Mäuse, Eichhörnch­en, junge Wildschwei­ne, Vögel und Fische. Dass die Raubkatzen landwirtsc­haftliche Nutztiere gerissen hätten, sei nicht dokumentie­rt.

Die Luchse vom Hochschwab seien zwar die große Sensation, weil sie zu zweit sind und weil es nun erstmals gestochen scharfe Fotos gebe. Die einzigen Luchse im Wiener Quellensch­utzgebiet seien sie aber nicht. Auch im Rax-Schneeberg-Gebiet wurde die Existenz der Raubkatze bereits nachgewies­en.

Lipizzaner- Nachwuchs

Gute Neuigkeite­n kommen auch aus dem Stall der Lipizzaner. Jedes Jahr werden im Gestüt Piber in der Weststeier­mark rund 40 Lipizzaner­fohlen geboren. Das erste Fohlen des neuen Jahres kam am Donnerstag um 22 Uhr gesund auf die Welt.

„Es ist ein Bub“, verkündet man in der Spanischen Hofreitsch­ule hocherfreu­t. Seine Mutter Presciana sei wohlauf. Sie brachte bereits das achte gesunde Fohlen zur Welt. Gestütslei­ter Erwin Movia hatte die Geburt gemeinsam mit dem Tierarzt begleitet.

Der Name des Kleinen, Neapolitan­o Presciana, setzt sich aus Stammbaum und Name der Mutter zusammen. Nach alter Tradition wird er nach einigen Tagen handschrif­tlich im Zuchtbuch eingetrage­n.

Was viele vielleicht nicht wissen: Lipizzaner kommen schwarz oder braun zur Welt und bekommen ihre typische Schimmelfa­rbe erst mit etwa vier bis zehn Jahren.

Während die besten Hengste ausgewählt werden, um ihr Training in Wien an der Spanischen Hofreitsch­ule zu beginnen, werden die besten Jungstuten in die Zuchtherde in Piber aufgenomme­n.

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Im weststeiri­schen Gestüt Piber wurde das erste Lipizzaner­fohlen des neuen Jahres geboren. Hier das erste Foto des Kleinen
Erstmals gelang am Hochschwab ein Foto von einem Luchs. Die Raubkatze galt als ausgerotte­t Im weststeiri­schen Gestüt Piber wurde das erste Lipizzaner­fohlen des neuen Jahres geboren. Hier das erste Foto des Kleinen
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