Pucher muss vor den U-Ausschuss
Gutachter gibt grünes Licht für Erscheinen im U-Ausschuss
Commerzialbank. Laut medizinischem Gutachten darf Ex-Bankchef nur 45 Minuten befragt werden.
Am 5. November 2020 war Martin Pucher erstmals vor den Untersuchungsausschuss zur Commerzialbank geladen, am 3. Februar 2021 sollte der 64-jährige Ex-Banker tatsächlich erscheinen.
Denn ein von der Landtagsdirektion beim Grazer Uni-Professor Manfred Walzl in Auftrag gegebenes Gutachten kommt zum Schluss, dass „eine Befragung des Herrn Pucher als Auskunftsperson möglich“sei, wenn die medizinisch notwendigen Maßnahmen „getroffen und eingehalten“werden.
Puchers Anwalt Norbert Wess hatte im November das Fernbleiben seines Mandanten mit dessen allgemein bekannten Vorerkrankungen begründet – Pucher hat 2015 zwei Schlaganfälle erlitten – und einen neurologischen Befundbericht eines Wiener Primars vorgelegt, der im vergangenen Herbst von der Teilnahme Puchers an einer Verhandlung dringend abgeraten hatte.
Bemerkenswert ist, dass die Landessanitätsdirektion Burgenland diesen Befund am 30. November zur Kenntnis nahm und anmerkte, auch von einem anderen Gutachter sei wohl „kein anderes Ergebnis zu erwarten“.
Realitätssinn
Weit gefehlt. Walzl, ebenso wie der Wiener Primarius Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, kommt zu einem anderen Ergebnis. Er hat Pucher am Mittwoch in seiner Ordination untersucht. Pucher, der von seiner Frau begleitet wurde, bekräftigte, er wolle sich dem Landtagsausschuss stellen, obwohl er erhebliche Konzentrationsund Aufmerksamkeitsdefizite habe. Es falle ihm „von Tag zu Tag eigentlich immer schwerer“, sich zu konzentrieren. Der Mediziner merkte zudem im zwölfseitigen Gutachten, das dem KURIER vorliegt, an, dass auch „Kritikfähigkeit und Realitätssinn etwas reduziert scheinen“. Pucher selbst klagte auch über „Schuldgefühle, Scham und große Reue und fühle sich sozial völlig isoliert“.
Walzl betont, dass für eine Befragung Puchers eine Reihe flankierender Maßnahmen nötig seien. So dürfe die maximale Befragungszeit 45 Minuten nicht übersteigen und es bräuchte vier bis fünf Tage Pause, sollten mehrere Termine nötig sein. Pucher müsse die geplanten Fragen vorab bekommen, weil er „ad hoc“überfordert sei. Und: Während der Befragung im U-Ausschuss muss ein Arzt anwesend sein.
„Herr Pucher ist bei der Untersuchung (...) etwas introvertiert, jedoch kooperativ und freundlich“
Manfred Walzl Medizinischer Gutachter