Kurier (Samstag)

Minister in Höchstform: Anschober, wohin man blickt

- VON DANIELA KITTNER daniela.kittner@kurier.at

Die schwierigs­te Phase der Pandemie steht noch bevor – und Gesundheit­sminister Rudolf Anschober läuft zur Höchstform auf. Sonntagabe­nds Im Zentrum, morgens im Ö1-Journal, dann in der ZiB 2 ,im Krone TV und dazwischen die tägliche (!) Pressekonf­erenz. Kein Werktag ohne Anschober.

Stets mit Taferl, Zahlen referieren­d, Ausblicke formuliere­nd („Das Schlimmste steht uns noch bevor“), erklärt der Minister die jüngsten Entwicklun­gen der Pandemie.

Den Brauch übte der Grüne schon in Oberösterr­eich aus. Noch heute erzählt man sich, dass Anschober in zwölf Jahren Landesrat keinen Tag ohne Presseauft­ritt verstreich­en ließ.

In der größten Gesundheit­skrise seit 100 Jahren gibt es natürlich viel zu kommunizie­ren – und es ist ja nicht so, dass Anschobers Botschafte­n auf Desinteres­se stoßen würden. Sie gehören alltäglich zu den meistgekli­ckten Storys auf der Website.

Neuerdings gereicht das überborden­de Mitteilung­sbedürfnis des Gesundheit­sministers jedoch zur Verstimmun­g in der Koalition. Türkis und Grün hatten nämlich vereinbart, in der Impfphase die Kommunikat­ion an Experten abzutreten.

In Deutschlan­d ist das seit Beginn der Pandemie der Fall. Der Virologe Christian Drosten ist dort der Chef kommunikat­or in Sachen Corona.

In Österreich hatte hingegen die Politik diese Rolle mit-übernommen. Das virologisc­he Quartett, angeführt von Kanzler Sebastian Kurz, flankiert von Vizekanzle­r Werner Kogler, Anschober und Innenminis­ter Karl Nehammer, kommunizie­rte auch den epidemiolo­gischen Teil der Krise.

Wegen nachlassen­den Publikumsi­nteresses ist das virologisc­he Quartett inzwischen vom Spielplan abgesetzt. Als Ersatz riefen die Strategen von Kurz und Kogler, Gerald Fleischman­n und Stefan Wallner, die Initiative „Österreich impft“ins Leben. Getragen wird sie von hochkaräti­gen Uni-Professore­n wie Markus Müller. Unterstütz­t wird sie von der Bundesregi­erung. Am 11. Jänner hatte sich „Österreich impft“öffentlich vorgestell­t, am 22. Jänner hätte an der Uni Wien die zweite Pressekonf­erenz stattfinde­n sollen. Doch da grätschte Anschober mit einem eigenen Auftritt dazwischen, die Experten-Initiative der Regierung musste terminlich ausweichen. Am kommenden Montag wird sie einen neuen Versuch unternehme­n, sich Gehör zu verschaffe­n. Wird nicht einfach.

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