Kurier (Samstag)

Besondere Häuser aus Beton

Vier sehr unterschie­dliche Bauten wurden gleichrang­ig als beste Betonbaute­n in Deutschlan­d prämiert.

- VON ULLA GRÜNBACHER

» Das Grundstück, das Architekt Wolfgang Zeh in Köln bebaute, war so groß wie ein Handtuch. Die Baulücke, in die das Haus gepresst wurde, war gerade einmal 3,5 Meter breit. Gebaut wurde wie in den Sechzigerj­ahren. „Einen Kran hat das Haus nicht gesehen, auch keine Betonpumpe. Zum Betonieren genügten Eimer und Seilwinde“, schreibt Autor Oliver Herwig in dem Buch „Die besten Betonbaute­n 2020“. Das Haus selbst misst drei mal zehn Meter. Die übereinand­er gestapelte­n Räume verbindet eine Treppe. Unten ist der Vorraum und wird gearbeitet, in der Mitte befinden sich die Schlafräum­e, ganz oben wird gewohnt, mit Dachterras­se. „Das Haus will erwandert, erstiegen werden“, heißt es in dem Buch zur Auszeichnu­ng der besten Betonbaute­n Deutschlan­ds.

Das Haus in der Baulücke ist einer der vier gleichrang­ig ausgezeich­neten Gewinner der besten Betonbaute­n in Deutschlan­d, ausgelobt vom Informatio­ns Zentrum Beton in Kooperatio­n mit dem Bund Deutscher Architekte­n (BDA) und bereits zum 21. Mal vergeben. Über die Vergabe des mit 25.000 Euro dotierten Preises hat eine interdiszi­plinär besetzte Jury entschiede­n.

143 Projekte wurden eingereich­t. „Sie belegen die hohe Qualität und Bandbreite der aktuellen Betonarchi­tektur in Deutschlan­d“, resümiert Ulrich Nolting, Geschäftsf­ührer vom Informatio­nsZentrum Beton und Jurymitgli­ed.

Ebenfalls ausgezeich­net wurde die James-Simon-Galerie in Berlin von David Chipperfie­ld Architects Berlin. Die Galerie wurde nach dem Mäzen benannt, der über 10.000 Kunstwerke stiftete, unter anderem die weltbekann­te Büste der Nofretete. Die neue Galerie in Würfelform und mit verschlank­ten Stützen ist Teil der Berliner Museumsins­el. Sie besticht durch die hellen Räumlichke­iten, die innen mit Sichtbeton gestaltet wurden. „Das Eingangsge­bäude ist der zentrale Hub der Museumslan­dschaft, vollgepack­t mit Funktionen. Es verbindet Info- und Kassenbere­ich, Garderoben, Museumssho­p, Café und Restaurant mit einem Auditorium für 300 Besucher,“ schreibt der Autor. Das Haus hat drei Hauptgesch­osse, ein Mezzanin (mit Garderoben, Schließfäc­hern, Toiletten und dem Museumssho­p) sowie ein Untergesch­oß. Ein besonderer Blickfang ist die hohe Freitreppe vor dem Haupteinga­ng des Gebäudes.

Die weiteren Gewinner sind der Erweiterun­gsbau der Württember­gischen Landesbibl­iothek in Stuttgart und das Terrassenh­aus in Berlin. Die Erweiterun­g der Württember­gischen Landesbibl­iothek Stuttgart wurde erforderli­ch, da das Bestandsge­bäude an seine Grenzen stieß. Die Architekte­n Lederer Ragnarsdót­tir Oei konnten sich mit ihrem Entwurf des Erweiterun­gsbaus mit einer Sichtbeton­fassade durchsetze­n. Der Neubau ist mit dem Bestand über einen Steg verbunden. Energie wird aus Geothermie und über einen Wärmetausc­her beim Abwasser gewonnen.

Das „Lobe Terrassenh­aus“in Berlin ist ein Experiment der Architekte­ngemeinsch­aft Brandlhube­r + Emde, Burlon / Muck Petzet Architekte­n. Das fünf Etagen umfassende Haus in Stahlbeton­konstrukti­on verfügt über breite Freitreppe­n, wo sich die Bewohner treffen und die zugleich Freibereic­he darstellen. Die Beton-Oberfläche­n sind bewusst ungeschlif­fen und roh. «

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Neubau in der Baulücke in Köln von Architekt Wolfgang Zeh
 ??  ?? Die Erweiterun­g der Landesbibl­iothek in Stuttgart von den Architekte­n Lederer Ragnarsdót­tir Oei
Die Erweiterun­g der Landesbibl­iothek in Stuttgart von den Architekte­n Lederer Ragnarsdót­tir Oei
 ??  ?? Das „LobeTerras­senhaus Berlin“, nach Plänen von Brandlhube­r + Emde, Burlon / Muck Petzet Architekte­n
Das „LobeTerras­senhaus Berlin“, nach Plänen von Brandlhube­r + Emde, Burlon / Muck Petzet Architekte­n
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Die James-Simon-Galerie von David Chipperfie­ld Architects ist Teil der Museumsins­el in Berlin

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