Kurier (Samstag)

VELTLINER IN ANDEREN FARBEN

- Juliane Fischers Flaschenpo­st flaschenpo­st@kurier.at

Denken Sie sich einen typischen Weinviertl­er DAC! Erkennbar an seiner pikant „pfeffrigen“Geschmacks­note. „Zur Assoziatio­n an grünen, weißen und bei höherer Reife auch schwarzen Pfeffer kommen fruchtbeto­ntes Bukett und frische Säure“– so ist dieser „Grüner Veltliner“ab dem Jahrgang 2002 (offiziell) definiert.

Das ziemliche Gegenteil liefert diese Flaschenpo­st. Beeindruck­end mollig, geschmeidi­g, weich wie ein vollreifer, ja fast schon mürber Jonagold im Spätherbst. Am Schluss schmecke ich eine feine Limettensä­ure heraus. Trotzdem kommt er aus dem Retzerland, genauer gesagt aus Pillersdor­f. Öhlberg-Kellergass­e, lese ich, Kreuzberge­n und Kalvarienb­erg. Schon recht biblisch wirkt der Ort auf den ersten Blick, oder wie es momentan ja öfter heißt: auf den ersten Klick. Thomas und Maria Buchmayer haben hier in der Gegend ihre 18 Hektar von konvention­eller Landwirtsc­haft auf bio(dynamisch) umgestellt. „Wenn man anders arbeitet, kommt was anderes raus als klassisch primärfruc­htig“, sagt der Winzer. Bei ihm ist immer zuerst der Wein im Kopf fertig. „Man fühlt sich wie ein Künstler, der ein Bild malt.“Wie es aussehen würde bei diesem Wein? „Richtig kräftige Gelbtöne, ein schönes Braun, satte Farben, und nicht nur eindimensi­onal.“

Die Bezeichnun­g „Kalvarienb­erg“bezieht sich auf eine barocke Kreuzigung­sgruppe aus Zogelsdorf­er Sandstein. Sie wurde aus Dankbarkei­t errichtet, als man die Pest besiegt hatte. Seuche vergeht, Wein besteht.

Juliane Fischer arbeitet als freie Journalist­in und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in NÖ.

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Grüner Veltliner Natural 2019 von der Riede Kalvarienb­erg weingut-buchmayer.at
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