Die Weichen werden 2021 gestellt
Die Industrie erwartet einen kräftigen Aufschwung 2021 und strebt eine positive Weiterentwicklung an
Die Verlängerung des Lockdowns und die damit verbundenen Maßnahmen haben einen enormen wirtschaftliche Schaden verursacht. Der produzierende Sektor ist jedoch seit Beginn der Krise der stabilisierende Faktor, der verhindert, dass die Wirtschaft Österreichs ins Bodenlose stürzt. „Angesichts der Schwere der Krise hat die oberösterreichische Industrie die Lage ausgezeichnet gemeistert. Manche Bereiche wie die Luftfahrtindustrie hat es natürlich hart getroffen, aber andere Sektoren wie Medizintechnik, Pharma, Logistik, Verpackung, IKT oder auch die Baubranche durften sich sogar über eine überdurchschnittlich gute Entwicklungen freuen“, so Axel Greiner, Präsident der Industriellenvereinigung OÖ. Besonders die breite Aufstellung und die große Flexibilität der heimischen Industriebetriebe konnten viel Schaden abwenden, so Greiner weiter.
Konjunkturbarometer steigt wieder an
Trotz großer Herausforderungen bleibt die oberösterreichische Industrie für 2021 optimistisch. Der Aufschwung wird durch die Verlängerung des Lockdowns nur verzögert, ist man bei der IV OÖ überzeugt. „Gamechanger werden sicherlich die Impfungen sein“, so Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der IV OÖ. Und auch weitere Effekte würden zum Anspringen des Konjunkturmotors beitragen. Neben der aufgestauten Konsumlust und der hohen Sparquote, die sich im heurigen Jahr auflösen wird, wirkt auch die neue Investitionsprämie der Regierung stark positiv. „Dadurch ist ein großer Schub zu erwarten. Bisher ist durch die Prämie bereits ein Investitionsvolumen von rund 28 Milliarden Euro generiert worden. Das ist ein Vielfaches mehr als in normalen Jahren“, erklärt Greiner.
Flexibles Arbeitsmarktmanagement
Während die Arbeitslosigkeit im Dienstleistungssektor hoch ist, bleibt der Fachkräftemangel in der Industrie Oberösterreichs weiter ein Kernproblem beim Aufbau von zusätzlichen Beschäftigten.
Dazu HaindlGrutsch: „Firmen, die jetzt stark wachsen und auf den Konjunkturzug aufspringen, suchen qualifizierte Mitarbeiter diese sind am Arbeitsmarkt jedoch rar.“Denn MINT-Absolventen von Lehre bis Hochschule sind von den Betrieben auch in der Krise stark nachgefragt. Daher rücken Umschulungen und Neuqualifizierungen sowie mehr Mobilität am Arbeitsmarkt kurzund langfristig in den Mittelpunkt eines flexiblen Arbeitsmarktmanagements.
Impfung in Betrieben
Das Ende der Pandemie und die Rückkehr zu einem normalen Leben kann nur über eine rasche und professionell durchgeführte Impfung der Bevölkerung erfolgen. Zudem sollte man auch die großen Betriebe einbinden, die mit Impfstraßen sehr effizient große Bevölkerungsgruppen impfen können, regt Greiner an. Denn hier gibt es auch eine wirtschaftspolitische Dimension. Österreichs wirtschaftlicher Aufschwung hängt unmittelbar vom Erfolg auf den Weltmärkten ab. Es ist entscheidend, dass die im internationalen Wettbewerb stehende Exportindustrie möglichst zeitnah mit Impfstoff versorgt wird, damit für die heimischen Unternehmen im internationalen Wettbewerb kein Nachteil entsteht.
Modernste Standards
Es ist auch ein Gebot der Stunde mit Bewältigung der Krise den öffentlichen Sektor zu modernisieren und in die Zukunft zu führen. Es darf nach Bewältigung der Pandemie keine Ausreden mehr geben, alle Bereiche des öffentlichen Sektors auf Bundes- und Landesebene – vom Bildungssystem über das Gesundheitssystem bis zur Verwaltung – sowohl organisatorisch wie auch in Bezug auf die Digitalisierung der Prozesse umfassend zu durchleuchten und auf modernste Standards zu bringen. Die Zeit ist mehr als reif, auch in diesen Sektoren zu den Besten in Europa aufzusteigen.
Zu den Grundsäulen eines hochentwickelten Standortes zählen auch eine sichere und wirtschaftliche Energieversorgung und gleichzeitig die kosteneffiziente Reduktion von CO2Emissionen bei der Stromerzeugung,
der industriellen Produktion und der Mobilität. Nun ist es notwendig, sich auf Basis von naturwissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Detail mit den umfassenden Herausforderungen der Energieversorgung zu befassen.
„MINT-Absolventen von Lehre bis Hochschule sind trotz Krise stark nachgefragt“Joachim Haindl-Grutsch Geschäftsführer der IV OÖ
„Oberösterreich soll bis 2030 zu den industriellen Spitzenregionen in Europa aufsteigen“Axel Greiner Präsident der IV OÖ
Ziel: Industrielle Spitzenregion 2030
„In der Politik gilt es nun die Weichen zu stellen, dass Oberösterreich bis 2030 in den Kreis der industriellen Spitzenregionen in Europa aufsteigt. Wir wollen als IV OÖ mit unserem Standortprogramm, das auf 20 zukunftsweisenden Punkten basiert, noch stärker dazu beitragen, das in uns gesetzte Vertrauen weiter auszubauen und das Industrieland Oberösterreich in eine positive Zukunft zu führen“, bekräftigt der IV Präsident.
Zu Merkur einkaufen gehen – das ist bald Geschichte. Ab Ostern heißt Merkur Billa Plus und verschwindet von der Bildfläche. Die Konzernmutter Rewe setzt künftig auf eine Marke, einen Einkauf, ein Marketing und eine Aktionspolitik. Kurz – im Konkurrenzkampf gegen den Erzrivalen Spar werden die Kräfte gebündelt.
Auf der Produzentenseite sorgt das für Nervosität. Schließlich steigt damit die ohnehin große Marktmacht, sagt Günter Thumser, Geschäftsführer des Markenartikelverbands. Speziell bei Aktionen müsse der Rewe-Konzern künftig besser und fristgerechter mit seinen Lieferanten verhandeln. „Sonst werden sich Konsumenten wundern, warum beworbene Artikel im Aktionsraum gar nicht im Regal sind.“Hintergrund: Es komme immer öfter vor, dass Rewe geplante Aktionen kurzfristig ändere. Lieferanten würden Anrufe bekommen, dass das Produkt jetzt noch billiger ins Regal soll und deswegen noch mehr Menge gebraucht wird. Thumser: „Oft binnen einer Woche, was eine logistische Herausforderung ist.“
Eine Herausforderung ist auch die Konkurrenz der Hausmarken der Händler (Clever, Spar Gourmet etc), die Produzenten-Marken mehr und mehr aus dem Regal verdrängen. Auch hier fordert Thumser mehr Fair Play: „Innovative Produkte müssen eine faire Chance bekommen und nicht irgendwo außerhalb des Sichtfeldes der Konsumenten im Regal stehen. Vielleicht noch neben der Eigenmarke des Händlers, die 40 Prozent billiger ist. Das ist eine Vorlage für Eigennutz und kein fairer Wettbewerb.“
Apropos Bedeutung von Marken: Eine Erhebung der Agenturgruppe Havas fällt ernüchternd aus. Demnach würden 77 Prozent der Marken den Konsumenten letztlich überhaupt nicht abgehen, wenn sie vom Markt verschwinden. „Das sieht man ja auch im Supermarkt, wo ständig Marken aus dem Sortiment genommen werden, ohne dass jemanden groß davon Notiz nimmt“, sagt Markenexperte Michael Brandtner. Je älter ein Markt, desto mehr tendiere er zu einer „Dualität“. Kunden würden aus seiner Sicht letztlich „Entweder-oder-Entscheidungen“lieben. „CocaCola oder Pepsi. Ariel oder Persil. Samsung Galaxy oder iPhone. Spar oder Billa. Alle, die undifferenziert in der Mitte positioniert sind, fallen letztlich aus dem Markt.“