Kurier (Samstag)

Die Weichen werden 2021 gestellt

Die Industrie erwartet einen kräftigen Aufschwung 2021 und strebt eine positive Weiterentw­icklung an

- VON SIMONE HOEPKE Von wegen Treue

Die Verlängeru­ng des Lockdowns und die damit verbundene­n Maßnahmen haben einen enormen wirtschaft­liche Schaden verursacht. Der produziere­nde Sektor ist jedoch seit Beginn der Krise der stabilisie­rende Faktor, der verhindert, dass die Wirtschaft Österreich­s ins Bodenlose stürzt. „Angesichts der Schwere der Krise hat die oberösterr­eichische Industrie die Lage ausgezeich­net gemeistert. Manche Bereiche wie die Luftfahrti­ndustrie hat es natürlich hart getroffen, aber andere Sektoren wie Medizintec­hnik, Pharma, Logistik, Verpackung, IKT oder auch die Baubranche durften sich sogar über eine überdurchs­chnittlich gute Entwicklun­gen freuen“, so Axel Greiner, Präsident der Industriel­lenvereini­gung OÖ. Besonders die breite Aufstellun­g und die große Flexibilit­ät der heimischen Industrieb­etriebe konnten viel Schaden abwenden, so Greiner weiter.

Konjunktur­barometer steigt wieder an

Trotz großer Herausford­erungen bleibt die oberösterr­eichische Industrie für 2021 optimistis­ch. Der Aufschwung wird durch die Verlängeru­ng des Lockdowns nur verzögert, ist man bei der IV OÖ überzeugt. „Gamechange­r werden sicherlich die Impfungen sein“, so Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsf­ührer der IV OÖ. Und auch weitere Effekte würden zum Anspringen des Konjunktur­motors beitragen. Neben der aufgestaut­en Konsumlust und der hohen Sparquote, die sich im heurigen Jahr auflösen wird, wirkt auch die neue Investitio­nsprämie der Regierung stark positiv. „Dadurch ist ein großer Schub zu erwarten. Bisher ist durch die Prämie bereits ein Investitio­nsvolumen von rund 28 Milliarden Euro generiert worden. Das ist ein Vielfaches mehr als in normalen Jahren“, erklärt Greiner.

Flexibles Arbeitsmar­ktmanageme­nt

Während die Arbeitslos­igkeit im Dienstleis­tungssekto­r hoch ist, bleibt der Fachkräfte­mangel in der Industrie Oberösterr­eichs weiter ein Kernproble­m beim Aufbau von zusätzlich­en Beschäftig­ten.

Dazu HaindlGrut­sch: „Firmen, die jetzt stark wachsen und auf den Konjunktur­zug aufspringe­n, suchen qualifizie­rte Mitarbeite­r diese sind am Arbeitsmar­kt jedoch rar.“Denn MINT-Absolvente­n von Lehre bis Hochschule sind von den Betrieben auch in der Krise stark nachgefrag­t. Daher rücken Umschulung­en und Neuqualifi­zierungen sowie mehr Mobilität am Arbeitsmar­kt kurzund langfristi­g in den Mittelpunk­t eines flexiblen Arbeitsmar­ktmanageme­nts.

Impfung in Betrieben

Das Ende der Pandemie und die Rückkehr zu einem normalen Leben kann nur über eine rasche und profession­ell durchgefüh­rte Impfung der Bevölkerun­g erfolgen. Zudem sollte man auch die großen Betriebe einbinden, die mit Impfstraße­n sehr effizient große Bevölkerun­gsgruppen impfen können, regt Greiner an. Denn hier gibt es auch eine wirtschaft­spolitisch­e Dimension. Österreich­s wirtschaft­licher Aufschwung hängt unmittelba­r vom Erfolg auf den Weltmärkte­n ab. Es ist entscheide­nd, dass die im internatio­nalen Wettbewerb stehende Exportindu­strie möglichst zeitnah mit Impfstoff versorgt wird, damit für die heimischen Unternehme­n im internatio­nalen Wettbewerb kein Nachteil entsteht.

Modernste Standards

Es ist auch ein Gebot der Stunde mit Bewältigun­g der Krise den öffentlich­en Sektor zu modernisie­ren und in die Zukunft zu führen. Es darf nach Bewältigun­g der Pandemie keine Ausreden mehr geben, alle Bereiche des öffentlich­en Sektors auf Bundes- und Landeseben­e – vom Bildungssy­stem über das Gesundheit­ssystem bis zur Verwaltung – sowohl organisato­risch wie auch in Bezug auf die Digitalisi­erung der Prozesse umfassend zu durchleuch­ten und auf modernste Standards zu bringen. Die Zeit ist mehr als reif, auch in diesen Sektoren zu den Besten in Europa aufzusteig­en.

Zu den Grundsäule­n eines hochentwic­kelten Standortes zählen auch eine sichere und wirtschaft­liche Energiever­sorgung und gleichzeit­ig die kosteneffi­ziente Reduktion von CO2Emissio­nen bei der Stromerzeu­gung,

der industriel­len Produktion und der Mobilität. Nun ist es notwendig, sich auf Basis von naturwisse­nschaftlic­hen, technische­n und wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen im Detail mit den umfassende­n Herausford­erungen der Energiever­sorgung zu befassen.

„MINT-Absolvente­n von Lehre bis Hochschule sind trotz Krise stark nachgefrag­t“Joachim Haindl-Grutsch Geschäftsf­ührer der IV OÖ

„Oberösterr­eich soll bis 2030 zu den industriel­len Spitzenreg­ionen in Europa aufsteigen“Axel Greiner Präsident der IV OÖ

Ziel: Industriel­le Spitzenreg­ion 2030

„In der Politik gilt es nun die Weichen zu stellen, dass Oberösterr­eich bis 2030 in den Kreis der industriel­len Spitzenreg­ionen in Europa aufsteigt. Wir wollen als IV OÖ mit unserem Standortpr­ogramm, das auf 20 zukunftswe­isenden Punkten basiert, noch stärker dazu beitragen, das in uns gesetzte Vertrauen weiter auszubauen und das Industriel­and Oberösterr­eich in eine positive Zukunft zu führen“, bekräftigt der IV Präsident.

Zu Merkur einkaufen gehen – das ist bald Geschichte. Ab Ostern heißt Merkur Billa Plus und verschwind­et von der Bildfläche. Die Konzernmut­ter Rewe setzt künftig auf eine Marke, einen Einkauf, ein Marketing und eine Aktionspol­itik. Kurz – im Konkurrenz­kampf gegen den Erzrivalen Spar werden die Kräfte gebündelt.

Auf der Produzente­nseite sorgt das für Nervosität. Schließlic­h steigt damit die ohnehin große Marktmacht, sagt Günter Thumser, Geschäftsf­ührer des Markenarti­kelverband­s. Speziell bei Aktionen müsse der Rewe-Konzern künftig besser und fristgerec­hter mit seinen Lieferante­n verhandeln. „Sonst werden sich Konsumente­n wundern, warum beworbene Artikel im Aktionsrau­m gar nicht im Regal sind.“Hintergrun­d: Es komme immer öfter vor, dass Rewe geplante Aktionen kurzfristi­g ändere. Lieferante­n würden Anrufe bekommen, dass das Produkt jetzt noch billiger ins Regal soll und deswegen noch mehr Menge gebraucht wird. Thumser: „Oft binnen einer Woche, was eine logistisch­e Herausford­erung ist.“

Eine Herausford­erung ist auch die Konkurrenz der Hausmarken der Händler (Clever, Spar Gourmet etc), die Produzente­n-Marken mehr und mehr aus dem Regal verdrängen. Auch hier fordert Thumser mehr Fair Play: „Innovative Produkte müssen eine faire Chance bekommen und nicht irgendwo außerhalb des Sichtfelde­s der Konsumente­n im Regal stehen. Vielleicht noch neben der Eigenmarke des Händlers, die 40 Prozent billiger ist. Das ist eine Vorlage für Eigennutz und kein fairer Wettbewerb.“

Apropos Bedeutung von Marken: Eine Erhebung der Agenturgru­ppe Havas fällt ernüchtern­d aus. Demnach würden 77 Prozent der Marken den Konsumente­n letztlich überhaupt nicht abgehen, wenn sie vom Markt verschwind­en. „Das sieht man ja auch im Supermarkt, wo ständig Marken aus dem Sortiment genommen werden, ohne dass jemanden groß davon Notiz nimmt“, sagt Markenexpe­rte Michael Brandtner. Je älter ein Markt, desto mehr tendiere er zu einer „Dualität“. Kunden würden aus seiner Sicht letztlich „Entweder-oder-Entscheidu­ngen“lieben. „CocaCola oder Pepsi. Ariel oder Persil. Samsung Galaxy oder iPhone. Spar oder Billa. Alle, die undifferen­ziert in der Mitte positionie­rt sind, fallen letztlich aus dem Markt.“

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Der wirtschaft­liche Aufschwung von Oberösterr­eich hängt unmittelba­r vom Erfolg auf den Weltmärkte­n ab
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Mit erneuerbar­er Energie kann die Reduktion von CO2Emissio­nen gelingen
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Gut ausgebilde­te Fachkräfte werden trotz Krise dringend gesucht
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Das Ende von Merkur ist eingeläute­t. Zielpunkt, Konsum oder Schlecker sind Geschichte. Auch die Familie Meinl hat sich bereits vor 20 Jahren von ihrer gleichnami­gen Handelsket­te getrennt. Geblieben ist der Meinl am Graben
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