Kurier (Samstag)

Boris Bukowski wird 75

Die Austropop-Legende über seine 60-jährige Musik-Karriere

- VON LISA TROMPISCH

Die Haare wurden im Laufe der Jahre ein bisserl kürzer und grauer, aber sonst hat Boris Bukowski nichts, aber auch rein gar nichts von seinem jugendlich­en Charme und Elan verloren.

Am 5. Februar wird er unglaublic­he 75 Jahre alt – und feiert heuer auch sein 60-jähriges Bühnenjubi­läum. Ein Freund hat einmal über die Austropop-Legende gesagt, dass es eigentlich nur zwei Fossile gibt, die nie altern: Keith Richards (77) und eben Boris Bukowski.

„Ich bewege mich gern, Gott sei Dank. Und gleichzeit­ig sehe ich auch, dass ich das unbedingt brauche. Es hilft mir gerade jetzt im Lockdown, nicht nur körperlich, dass ich total fit bin. Ich bin nicht niedergesc­hlagen, nicht depressiv. Der Lockdown wird zwar schön langsam wirklich fad und zäh. Und wir alle hoffen darauf, dass es vorbeigeht. Aber es ist nun mal jetzt so. Es wird noch viele andere Krisen geben, die wir bewältigen müssen“, sagt er im Gespräch für die schauTV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.

Ein Leben ohne die Bühne, für den Künstler, der so wunderbare Songs wie „Trag meine Liebe wie einen Mantel“, „Kokain“oder „Fandango“geschriebe­n hat, unvorstell­bar. „Wir sind ja schon ein bisschen so was wie Narzissten. Es ist natürlich total geil, wenn du auf der Bühne bist und live mitkriegst, dass Menschen das mögen, was du machst“, gibt er zu. Er selbst sieht sich nicht als großer Sänger, vielmehr als jemanden, der Botschafte­n vermittelt. „Ich feile immer unglaublic­h am Text. Für mich ist total wichtig, dass ich nicht eine Geschichte vollkommen auserzähle, sondern dass ich sie in plakativen Stichwörte­rn anreiße, aber Platz genug lasse für die eigene Fantasie. Der Text soll erst im Ohr des Zuhörers fertig sein. Und je nach Stimmung des Zuhörers kann er beim übernächst­en Mal dem Text wieder andere Nuancen und Schattieru­ngen abgewinnen“, erzählt Boris, der ja eigentlich Fritz heißt.

„Wir wollten uns natürlich coolere Namen geben, als sie unseren Eltern eingefalle­n sind, und haben geschaut, was könnte da besser passen? Mit einem slawischen Familienna­men passt der Fritz nicht so wirklich dazu. Und ein Stabreim klingt immer gut. Okay, also Boris. Und viele Jahre später, als ich meine Tochter (Anmerk.: Nina) bekommen habe, habe ich mir so ein Büchlein gekauft über die Bedeutung der Vornamen. Und da bin ich dann nachträgli­ch draufgekom­men, dass ich mich von Fritz, der Friedreich­e, auf Boris, der Kämpfer umbenannt habe.“

Und gekämpft hat er viel, auch für seinen Traum, Musiker zu werden. Trotz abgeschlos­senen Jusstudium­s fand er seine Erfüllung nicht im Gericht, sondern hinterm Schlagzeug und in weiterer Folge am Mikrofon. „Ich habe gut daran getan, diesen Weg zu wählen, obwohl man schon ein bissl dämlich oder naiv sein musste, wenn man aus der Steiermark kommend echt geglaubt hat, man könnte als Rockstar sein Leben bestreiten. Aber ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe. Denn ich glaube, das allerwicht­igste Privileg war: Ich durfte fast immer genau das tun, was ich am liebsten mache.“

Das Business war und ist trotzdem ein hartes, wie Bukowski weiß. „Tonträger-Verkäufe existieren quasi nicht mehr. Das ist längst an die Streaming-Industrie gewandert, und um dort ordentlich punkten zu können, muss man einer der wenigen Weltstars sein, sonst rechnet sich das überhaupt nicht. Ich wurde in Russland zum Beispiel in einem halben Jahr 130.000 Mal gestreamt, dafür habe ich sechs Euro gekriegt.“

Was er von Kollegen wie Andreas Gabalier hält und ob bald ein neues Album folgt („Gibt’s ein Leben nach dem Tod“erschien 2017), sehen Sie auf schauTV und KURIER.AT

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 ??  ?? Bukowski 1970 am „Music Machine“-Schlagzeug (o. im Kreis) und jetzt im KURIER-Stadtstudi­o
Bukowski 1970 am „Music Machine“-Schlagzeug (o. im Kreis) und jetzt im KURIER-Stadtstudi­o
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Mit Lisa Trompisch sprach Bukowski über seine lange Karriere
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