ABSCHIED VON EINEM FREUND UND MEISTER
So wird uns Arik Brauer in Erinnerung bleiben: Otto Schenk und Waterloo sagen ihm in der freizeit Lebewohl.
Arik Brauer war nicht nur Maler, Musiker, Dichter und Lehrer. Der Mitbegründer des Phantastischen Realismus und des Austropop faszinierte neben seinem künstlerischen Schaffen vor allem durch seine friedvolle Stimme für Freiheit, Demokratie und Solidarität – nicht zuletzt mit dem Lied „Sein Köpferl im Sand“. Jetzt hat er sich auf die letzte Reise begeben: in eine der zwei Ewigkeiten, wie er das NichtExistieren mit seinen letzten Worten nannte. freizeit: Was haben Sie gemeinsam mit Arik Brauer erlebt und werden es nie vergessen?
OTTO SCHENK: Unsere Gespräche. Letzte Woche hatte ich noch ein finales Telefongespräch mit ihm. Da beschloss er, sich sterben zu lassen. Sein Problem war, dass er nicht wusste, wie er es seiner Frau sagen sollte, er wollte ihr nicht wehtun. Er war ein Mensch, mit dem ich alles Gescheite leben konnte. Mit dem ich über alles reden konnte: über Israel, den Kommunismus, die Nazis. Das ist mir jetzt alles weggebrochen. Arik war fern von jeglichem Hass. Er hat seine eigene Kunst durchgebracht, das Können der alten Meister wollte er nie verleugnen. Er steuerte seine Bilder zwischen Anerkennung und Verachtung durch und schuf damit eine eigene Epoche.
Haben Sie weitere persönliche Erlebnisse oder Anekdoten zu erzählen?
Nein, keine Anekdoten, nur Gespräche! Er war mein wichtigster Gesprächspartner, meine letzte Instanz. Ich war stolz, wenn er das, was ich tat, für gut befand. Er war der Schiedsrichter meiner Werte! Seit Prawy hatte ich keinen Freund mehr wie ihn. Nur Bergtouren konnte ich nicht mit ihm machen, die waren mir zu gefährlich, da zitterte ich um ihn, ging selbst nie mit. Ich habe ihn von der anderen Seite, nicht von der anekdotischen, sondern von der ernsten, lieber gehabt. Ich wollte ihn lieber in der Gescheitheits- und Weisheitsliste führen, nicht in der komödiantischen, anekdotischen. Er war kein Kumpel, sondern ein Freund.