Kurier (Samstag)

DSCHURGANS NACHT-BAR

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s war 1981. Jürgen [lautschrif­tlich: Dschurgan] ist nach einem Jahr Jobbing aus New Jersey zurück. Hochtraben­de Vision: Good old Austria muss zum American Football konvertier­en. Er organisier­t ein Match auf einer Wiese. Einer erscheint mit Baseballsc­hläger. Okay, zurück zum Start: Aufklärung ist eine knüppelhar­te Aufgabe. (Nicht nur, wenn’s ums Impfen geht.) Gleich nach dem Kickoff wird das behutsam im Handgepäck importiert­e Eierlaberl von einem Lastwagen zermalmt. Einer der angebliche­n Freunde ruft: „Geh bitte! Kömma jetzt wieda normal kicken?“Dschurgan muss einsehen, dass seine Mission nach sieben Minuten gescheiter­t ist, verstaucht sich wie meistens beim Kicken einen seiner beiden linken Knöchel und humpelt mit einem zerfetzten Eierlaberl unterm Arm nach Hause.

2020: Unzählige Männer, die 1981 noch nicht einmal Eierlabern in ihre Windeln legten, stürmen als Büffel oder Wikinger verkleidet nicht das Capitol, sondern Super-Bowl-Partys. Dass der 49er eine Wiener Bim ist, interessie­rt sie nicht. Ein Touchdown der San Francisco 49ers sehr wohl. Im Gegensatz zu Trump wissen alle, dass Kansas City nicht in Kansas liegt. Dschurgans Nachbar hält nicht New York für den Nabel der Welt, sondern die Kleinstadt Green Bay. Anfang Februar fressen sich Dschurgan und dieser Nacht-Bar bis zum Morgengrau­en durch die Super-Bowl. Und jeder im Land weiß, dass es sich dabei nicht um die Popcorn-Schüssel handelt. Der Gedanke, dass irgendwann irgendwer in Österreich so eine Party schwer vermissen würde, wäre vor vierzig Jahren völlig absurd gewesen.

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Wachmacher Häferl mit „Heute nichts erlebt. Auch schön“Schrift. Um ca. 19 Euro (über schneeweis­srosenrot.at)

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